Chemieindustrie wäre von hartem Brexit besonders stark betroffen

Vorbereitungen für einen harten Brexit treffen

27.08.2018 - Deutschland

Die Vorbereitungen auf ein Scheitern der Austrittsverhandlungen laufen auf Seiten der EU bereits seit mehreren Monaten. Nun hat auch die britische Regierung entsprechende Leitlinien veröffentlicht.

Angesichts der weiterhin ergebnislosen Verhandlungen empfiehlt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, der Branche, Vorbereitungen zu treffen: „Ohne ein geregeltes Abkommen oder zumindest gemeinsame Übergangsregelungen für den Im- und Export von chemischen Erzeugnissen droht Chaos im Warenaustausch zwischen der EU und Großbritannien – bis zum völligen Stillstand. Einseitige technische Hinweise für die Betroffenen von der britischen Regierung lösen dieses Problem nicht. Die  Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns der Verhandlungen nimmt leider täglich zu. Für Unternehmen ist es jetzt höchste Zeit, Vorbereitungsmaßnahmen auch für den Fall eines Brexits ohne Abkommen zu ergreifen.“

Mitte Oktober bewertet der Europäische Rat den Stand der Verhandlungen. Entscheidend ist für Tillmann, dass die Partner angesichts des Zeitdrucks lösungsorientiert verhandeln. Bis Oktober müsse mit aller Kraft daran gearbeitet werden, ein Verhandlungsergebnis zu erreichen. „Erstens: Für die chemisch-pharmazeutische Industrie und unsere Kundenbranchen ist eine Einbindung Großbritanniens in die EU-Chemikalienbehörde ECHA auch nach dem Brexit enorm wichtig. Zweitens: Eine entsprechende Regelung sollte bereits in die Leitlinien über das zukünftige Verhältnis aufgenommen werden,“ betont der VCI-Hauptgeschäftsführer.

Chemieindustrie stark europäisch integriert

Ein unkontrollierter Brexit hätte für die chemisch-pharmazeutische Industrie unmittelbare und schwerwiegende Folgen. Die Gesetzgebung für chemische Stoffe und Produkte habe sich in den letzten 15 Jahren in der EU sehr dynamisch entwickelt, erklärt Tillmann. Unter anderem dadurch habe die Branche häufig komplexe und grenzüberschreitende europäische Wertschöpfungsketten, betont Tillmann und erläutert: „Zollzahlungen und zeitaufwendige Zollprozeduren an der Grenze könnten zahlreiche Lieferketten ebenso zum Erliegen bringen wie plötzlich fehlende Registrierungen oder Zulassungen für chemische Produkte aus Großbritannien. Davon wären auch unsere Kundenbranchen massiv betroffen.“ Um chaotische Zustände im Fall des unkontrollierten Brexits abzuwenden, brauche es geeignete Back-up-Maßnahmen der Politik, so Tillmann.

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