Nobelpreisträger Paul Crutzen warnt vor stärkerem Treibhauseffekt

05.07.2002
Lindau/Bodensee (dpa) - Vor den Gesundheit- und Umweltgefahren durch die Vernichtung von Wäldern hat der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen gewarnt. «Jährlich werden in den Tropen und Subtropen zwei bis zu fünf Milliarden Tonnen Biomasse verbrannt», sagte Crutzen in einem dpa-Gespräch. Dabei entstehe eine erhebliche Luftverschmutzung in den betreffenden Ländern. Auch der Treibhauseffekt werde verstärkt, erläuterte der 68-jährige bei der 52. Nobelpreisträgertagung in Lindau vom 1. bis 5. Juli. Der ehemalige Leiter der Abteilung Atmosphärenchemie am Max- Planck-Institut für Chemie in Mainz warnt in seinen Vorträgen aber auch immer wieder vor einer zu großen Ausbeutung der fossilen Brennstoffe wie Öl und Kohle. Die daraus entstehenden Treibhausgase, vor allem aus den Industrieländern, hätten sogar Auswirkungen auf die Ozonschicht. Sie erwärmten zwar die untere Atmosphäre, dagegen werde die Stratosphäre, wo die Ozonschicht liegt, abgekühlt. Diese tiefen Temperaturen aktivieren laut Crutzen Chlor in den oberen Atmosphärenschichten und fördern damit den Abbau der vor UV-Strahlen schützenden Ozonschicht. «Die Treibhausgase könnten damit nach unserem derzeitigem Wissen das Schließen des Ozonlochs um weitere zehn Jahre verzögern», sagte der Nobelpreisträger. «Da die Ozon-schädigenden FCKW 1996 verboten wurden, ging man bislang davon aus, dass sich das Ozonloch bis Mitte dieses Jahrhunderts schließt», sagte Crutzen, der für seine Forschungsarbeiten zum Ozonabbau und der Chemie der Atmosphäre 1995 den Chemie-Nobelpreis erhielt. Crutzen setzt sich für technische Entwicklungen ein, die helfen, Roh- und Treibstoffe zu sparen. «Wir müssen auch den ärmeren Ländern helfen, alternative Energiequellen, wie Wind, Wasser und die Sonne zu nutzen.» So sollte Methangas, das weltweit auf Müllhalden entsteht, verstärkt als Energiequelle genutzt werden. Mit Abkommen wie etwa der Vereinbarung zur Reduzierung von Treibhausgasen im japanischen Kyoto sei der richtige Weg eingeschlagen worden. Allerdings müssten die Anstrengungen in Zukunft verstärkt werden und alle Ländern sollten mitmachen: «Aber wir können alle auch bei uns daheim anfangen, indem wir uns täglich überlegen, wie wir am besten Energie sparen können.»

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