Patentanmeldungen europäischer Hochschulen nehmen zu
Die Landschaft wird von einer Handvoll besonders aktiver Hochschulen beherrscht
In den letzten Jahrzehnten sind die europäischen Hochschulen zu immer wichtigeren Werkstätten für viele Innovationen geworden. 2019 waren sie für über 10 % der aus Europa beim EPA eingereichten Patentanmeldungen verantwortlich (gegenüber nur 6 % im Jahr 2000). Eine Studie, die von der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie des Europäischen Patentamts in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) veröffentlicht wurde, zeigt die immer wichtigere Rolle, die Hochschulen bei der Patentierung und der Verwertung von Innovationen spielen. Die Studie basiert auf Daten von über 1 200 Hochschulen und deren Wissenstransferstellen (Knowledge Transfer Offices, KTO) und deckt einen Zeitraum von 20 Jahren ab (2000 bis 2020).
"Europa blickt auf eine langjährige Tradition akademischer Exzellenz zurück, doch manchmal fällt es uns schwer, Forschung in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen" sagte EPA-Präsident António Campinos. "Diese Studie soll den akademischen Erfindungsreichtum in ganz Europa beleuchten, um ihn stärker in Konzepte und Strategien einfließen zu lassen. Hochschulen können ihren Einfluss verstärken, indem Sie Patente durch Lizenzierung, Zusammenarbeit oder Ausgründungen verwerten und sowohl den Marktwert als auch den gesellschaftlichen Wert steigern. Wie der jüngste Draghi-Bericht unterstreicht, bleibt noch viel zu tun, um einen einheitlichen Markt für Forschung und Technologie in Europa zu schaffen, denn unsere Studie zeigt, dass 10 % der Start-ups mit akademischen Patenten jetzt in die USA abwandern."
Direkte Hochschuleigentümerschaft der Patentanmeldungen wächst stetig
Die Studie untersucht "Hochschulpatente", d. h. Patente, die von Hochschulen oder deren Wissenstransferstellen angemeldet werden und zu deren Erfindern ein oder mehrere an Hochschulen tätige Forscher gehören. Solche Anmeldungen können entweder im Namen der Hochschule selbst und/oder deren Wissenstransferstelle eingereicht werden ("direkte Hochschulpatentanmeldungen") oder aber im Namen eines oder mehrerer Forscher, deren Ausgründung, Sponsoren oder eines anderen beteiligten Unternehmens ("indirekte Hochschulpatentanmeldungen"). Der Anteil der direkten Patentanmeldungen aus Hochschulen stieg von 20 % im Jahr 2000 auf 45 % im Jahr 2019. Die uneinheitlichen Regelungen in Bezug auf Eigentümerschaft und Verwaltung des geistigen Eigentums auf nationaler Ebene, aber auch auf Ebene der Hochschulen, führen zu starken Unterschieden beim Anteil der Patentanmeldungen, die direkt von den Hochschulen eingereicht werden. Dies wiederum führt zu einer großen Vielfalt bei der Wahl der Strategien und Partner für die Vermarktung der Innovationen aus Hochschullaboren.
Hoher Anteil von Hochschulpatenten in bestimmten Hochschulen und bestimmten Ländern
Die Landschaft wird von einer Handvoll besonders aktiver Hochschulen (5 %) beherrscht, die allein für die Hälfte aller aus Hochschulen stammenden Patente verantwortlich sind, die beim EPA angemeldet werden, zum Beispiel die Universität Grenoble Alpes, die Technische Universität München, die Universität Oxford, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, die Universität Kopenhagen und die Polytechnische Universität Mailand. In absoluten Zahlen gemessen stammen die meisten Hochschulpatente aus größeren Ländern mit etablierten Industriezweigen (wie Frankreich, Deutschland, UK, Italien). Der relative Anteil der Patentanmeldungen, die von Hochschulen eingereicht werden, ist jedoch in Ländern, die insgesamt weniger Patente beim EPA anmelden, höher.
Nationale Innovationslandschaften dank Kooperation – Europa bleibt aber zersplittert
Die Studie zeigt auch eine starke Zusammenarbeit der Hochschulen untereinander oder mit öffentlichen Forschungseinrichtungen, Forschungskliniken, der Industrie oder kleinen und mittelständischen Unternehmen, die sich in einer großen Anzahl gemeinsam eingereichter Patentanmeldungen ausdrückt. Die wichtige Rolle großer öffentlicher Forschungseinrichtungen als Mitanmelder ist beispielsweise in Frankreich deutlich erkennbar. Ebenfalls klar erkennbar ist, dass sehr wenige dieser Kooperationen grenzüberschreitend sind, was wiederum die anhaltende Fragmentierung des EU-Binnenmarkts in den Bereichen Forschung und Innovation zeigt.
Im seinem Bericht im vergangenen Monat zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Europas deutet Mario Draghi auf den Mangel an vernetzten Innovationsclustern in den Ländern und Branchen hin, der sowohl die private Industrie als auch die Hochschulen betrifft und ein ernstes Hindernis in der Innovationspipeline darstellt. Das neu eingeführte Einheitspatent ist ein konkreter Schritt zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten und ergänzt andere EU-Initiativen zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen und zur finanziellen Unterstützung wissenschaftsbasierter Start-ups.
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