Chemie trotzt Gegenwind

Beschäftigung und Investitionen legen deutlich zu, Inlandsmarkt stützt Chemiegeschäft

16.07.2012 - Deutschland

Die Auswirkungen der Schulden- und Bankenkrise in der EU und die Rezession in Südeuropa verspürt nun auch die chemische Industrie in Deutschland. In der ersten Hälfte 2012 blieb die Chemieproduktion rund 4 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt berichtet. Weil die Preise wegen gestiegener Rohstoffkosten gleichzeitig um rund 3 Prozent zulegten, ging der Umsatz nur leicht zurück. „Unsere Branche hat sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld alles in allem gut behauptet“, sagte VCI-Präsident Dr. Klaus Engel. „Die deutsche Chemie verfügt über eine qualitativ hochwertige und innovative Produktpalette, ist wettbewerbsfähig und krisenerprobt. Daher kann sie auch unter solchen Bedingungen auf ihre Stärken vertrauen.“

Prognose: Zwar hat der Optimismus, der Anfang des Jahres in Deutschlands drittgrößter Branche vorherrschte, mittlerweile abgenommen: Das Europageschäft bereitet den Unternehmen zunehmend Sorge. Aber der VCI geht davon aus, dass die Produktion 2012 im weiteren Verlauf das hohe Niveau des Vorjahres noch erreichen wird. Für den Branchenumsatz erwartet der VCI einen Zuwachs von 2 Prozent. Engel zur zweiten Jahreshälfte: „Unsere Hoffnungen liegen einerseits auf dem Inlandsgeschäft. Die deutsche Industrie, der mit Abstand wichtigste Kunde unserer Unternehmen, wird auch in diesem Jahr die Produktion ausweiten. Andererseits wächst die Nachfrage auf den Auslandsmärkten in Übersee.“

Investitionen und Beschäftigung: Dass die Unternehmen in der chemischen Industrie ihre mittel- und langfristigen Geschäftsaussichten trotz der jüngsten Eintrübung der Konjunktur weiterhin positiv beurteilen, zeigt die markante Entwicklung bei zwei wichtigen Indikatoren: Laut ifo-Investitionstest planen 83 Prozent der Chemieunternehmen in diesem Jahr, die Investitionen zu erhöhen. Der größte Teil des Zuwachses entfällt dabei auf Kapazitätserweiterungen. „Wir gehen davon aus, dass die Branche in diesem Jahr insgesamt rund 6,7 Milliarden Euro in Deutschland investiert – 5 Prozent beziehungsweise 300 Millionen Euro mehr als 2011“, betonte der VCI-Präsident. Auch der Beschäftigungszuwachs bestätigt, dass die Unternehmen ihre Perspektiven als gut einstufen. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche stieg im ersten Halbjahr 2012 um 2,0 Prozent. Die deutsche Chemieindustrie beschäftigt aktuell rund 437.000 Mitarbeiter.

Umsatz: Trotz Preissteigerungen sank der Gesamtumsatz der deutschen chemischen Industrie im ersten Halbjahr 2012 um 0,5 Prozent auf insgesamt 89,2 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Kunden im Inland konnte wegen der nach wie vor guten Industriekonjunktur leicht zulegen. Es stieg um 0,5 Prozent auf 35,5 Milliarden Euro. Im Auslandsgeschäft machte sich die Rezession in Südeuropa negativ bemerkbar mit zum Teil spürbaren Rückgängen in einzelnen Ländern. Das Auslandsgeschäft sank um 1,0 Prozent und erreichte nur noch ein Volumen von 53,7 Milliarden Euro.

Preise: Steigende Rohstoffkosten zwangen viele Unternehmen, die Preise anzuheben. Chemisch-pharmazeutische Produkte waren im ersten Halbjahr 2012 insgesamt rund 3 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

Exporte und Importe: Die Exporte, die neben den Auslandsumsätzen der Chemieunternehmen auch Re-Exporte sowie Exporte von Chemikalien aus anderen Wirtschaftszweigen ins Ausland enthalten, stiegen im ersten Halbjahr um 1 Prozent auf 77,2 Milliarden Euro. Die Zuwächse kamen ausschließlich aus Asien, Südamerika und den USA. Die Verkäufe ins europäische Ausland waren rückläufig. Mit der anhaltend guten Industriekonjunktur in Deutschland stiegen auch die Importe chemischer Erzeugnisse. Sie lagen im ersten Halbjahr 2012 mit 54,1 Milliarden Euro 2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

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