Spekulation treibt Beiersdorf-Aktienkurs - Allianz muss entscheiden

25.09.2002
Hamburg (dpa) - Die erneute Spekulation um den Einstieg eines internationalen Großkonzerns hat der Beiersdorf-Aktie am Montag einen kräftigen Kursschub versetzt. Das Papier legte um zweistellige Prozentzahlen zu und kostete gegen Mittag um die 100 Euro. Diesmal ist es der US-Mischkonzern Procter & Gamble, der nach Berichten zweier Wirtschaftszeitungen noch in dieser Woche bei der Münchner Allianz-Versicherung anklopfen und ein konkretes Angebot über 44 Prozent an dem Nivea-Hersteller vorlegen will. Procter & Gamble gehört seit dem vergangenen Jahr zu dem Kreis von Unternehmen, die immer wieder mit dem Beiersdorf-Paket der Allianz in Verbindung gebracht werden. Andere mögliche Interessenten sind L'Oréal, die zuletzt im Mai als neuer Beiersdorf-Aktionär gehandelt wurde, sowie Unilever und Johnson&Johnson. Offiziell abgewunken hat bereits der Düsseldorfer Henkel-Konzern, dem Beiersdorf schlicht zu teuer ist. Erster Anwärter ist aber die Tchibo-Holding der zerstrittenen Hamburger Unternehmerfamilie Herz, die schon jetzt 30 Prozent der Anteile an Beiersdorf hält. «Procter & Gamble steckt im gleichen Dilemma wie jeder andere Bewerber auch», sagte am Montag der Analyst Michael Winkler von WestLB Panmure. «Sie müssen an Tchibo vorbeikommen.» Gegen den Großaktionär Tchibo ließe sich Beiersdorf kaum sinnvoll führen. Der Interims-Chef des Kaffee-Konzerns, der Münchner Wirtschaftsanwalt Reinhard Pöllath, hatte zuletzt vor einem Monat klar gemacht, dass Tchibo mit voller Kraft seinen Beiersdorf-Anteil aufstocken will. «Wir nehmen auch weniger als die Mehrheit.» Tchibo sitzt nach dem Verkauf des Zigarettenkonzerns Reemtsma auf einem Geldberg von sechs Milliarden Euro, der nur unter Mühen sinnvoll investiert werden kann. Die Allianz hüllt sich über ihre Absichten weiter in Schweigen. Bislang ist noch nicht einmal klar, ob sich die Versicherung überhaupt von den Beiersdorf-Aktien trennt, die ihr seit Jahrzehnten gute Renditen und Kurssteigerungen eingebracht haben. «Seit dem Frühjahr hat sich nichts verändert, außer dem Preis», sagt Analyst Winkler. Weil die Beiersdorf-Aktie zuletzt im Kurs nachgegeben hat, ist das Allianz-Paket an der Börse nur noch rund vier Milliarden Euro wert; zwei Milliarden Euro weniger als zum Höchststand. Internationale Kosmetik-Konzerne könnten allerdings für die Weltmarke Nivea mehr bezahlen. Um die Jahreswende, so Pöllath, sollte eine Entscheidung getroffen sein. Der Münchner, der Allianz-Finanzchef Paul Achleitner seit langem gut kennt, hat auch schon eine «Skizze» zur Übernahme von Beiersdorf-Anteilen abgeliefert. Achleitner muss nun entscheiden, ob er überhaupt verkauft und an wen. Dabei dürfte der gebotene Preis die wesentliche Rolle spielen.

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