Für Sachsen-Anhalts Unternehmen stellt sich die Energiefrage

Neues Fraunhofer-Innovationscluster soll Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion verbessern

17.04.2013 - Deutschland

Steigende Kosten für Energie und Rohstoffe werden zum wichtigen Wettbewerbsfaktor für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts. Im neuen Innovationscluster ER-WIN sollen darum unter Führung des Magdeburger Fraunhofer IFF innovative Lösungen entwickelt werden, um die Effizienz im Energie- und Ressourcenverbrauch der produzierenden Industrie des Landes zu verbessern.

Nicht nur für das Land Sachsen-Anhalt stellt sich die Frage: Was tun gegen stetig wachsende Energiekosten? Steigende Preise für Energie und Rohstoffe, Reduzierung des CO2-Ausstoßes aber auch die langfristig zu erwartenden höheren Gebühren für die Energienetze zwingen zum weiteren Umdenken beim Ressourcenverbrauch und zum Umstieg auf die Versorgung mit regional und nachhaltig erzeugten Energien. Vor allem die produzierende, energieintensive Industrie des Landes muss ihre Prozesse schnellstmöglich diesen neuen Gegebenheiten anpassen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das neugegründete Innovationscluster ER-WIN (Intelligente, Energieeffiziente Regionale Wertschöpfungsketten in der Industrie) soll die Unternehmen in Sachsen-Anhalt mit neuen Technologien und intelligenten Lösungen dabei unterstützen, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern. Das Innovationscluster ist eine Initiative des Fraunhofer IFF in Magdeburg. Gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und zahlreichen weiteren Entwicklungs- und Wirtschaftspartnern des Landes bündelt es regionales Know-how, um die Wettbewerbsfähigkeit der hier ansässigen Industrie langfristig zu sichern.

Auf Alleinstellungsmerkmale des Landes setzen

Auch die Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Professor Birgitta Wolff, fördert die Initiative. Sie betonte auf der Pressekonferenz zum Start des Innovationsclusters: »Steigende Energiekosten schlagen in der Industrie besonders stark zu Buche. Daher unterstützt das Land die Verbesserung der Energieeffizienz in den heimischen Unternehmen und fördert Lösungen, die sie unabhängiger vom volatilen Energiemarkt machen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen innovative Vorhaben, die die regionale Wirtschaftsstruktur stärken und gleichzeitig auf Alleinstellungsmerkmale des Landes wie den überdurchschnittlich hohen Anteil hier erzeugter, regenerativer Energien am Strommix setzen. Dieses Alleinstellungsmerkmal wollen wir für die produzierenden Betriebe wirtschaftlich nutzbar machen.«

Wertschöpfung der Betriebe erhöhen

Professor Schenk, Leiter des Fraunhofer IFF, sieht viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt vor allem vor zwei Herausforderungen. Erstens sei die Wertschöpfung pro eingesetzter Energiemenge in den Betrieben im bundesweiten Vergleich zu gering. Zweitens wird der Strompreis voraussichtlich weiter steigen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich schwächt. »Mit dem Innovationscluster ER-WIN wollen wir den Betrieben dabei helfen, künftig energieeffizienter und auch ressourcenschonender zu produzieren«, so Schenk. »Dafür müssen Wertschöpfungssynergien direkt in den Betrieben und auch zwischen verschiedenen Unternehmen erzeugt werden. Das wollen wir durch den Einsatz technischer, organisatorischer und technologischer Innovationen erreichen. Ein Element dessen ist, den regenerativ erzeugten Strom aus der Region für die Produktion verfügbar machen. Auch das kann dabei helfen, die Kosten langfristig zu senken.«

Neue Wege zur Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz

Infolge dessen besteht eines der Ziele des Innovationsclusters darin, den Energiebedarf der Industrie mit dem Angebot an regenerativen Energien in Einklang zu bringen. Das bezieht sich auf den Bau intelligenter Energienetze genauso wie auf den durchdachten Ausbau der regionalen, dezentralen Energieversorgung und deren Anpassung an die Bedarfe von Industriebetrieben. Im Innovationscluster ER-WIN stellen die Forscher daher auch die Frage nach der Effektivität bisheriger Lösungen. Sind die bisher eingeschlagenen Wege zur Verbesserung der Energieeffizienz tatsächlich die richtigen? Welche anderen Möglichkeiten gibt es noch, ressourcenschonender zu produzieren?

Punktuell errichtete, dezentrale kleine Kraftwerke, wie z. B. Windkraftanlagen, neue Technologien zur Energiespeicherung und -rückgewinnung oder die Nutzung von Produktionsreststoffen von Unternehmen, die diese in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für die eigene Strom- und Wärmeproduktion verwenden, sind einige der Lösungen, die die Experten vorschlagen. Auch die teilweise energetische Vernetzung dafür geeigneter Unternehmen ist denkbar. Sie wären damit beispielsweise in der Lage, ihren Energiebedarf miteinander zu koppeln oder Produktionsreststoffe gemeinsam energetisch zu verwerten.

Die Unternehmen erhalten mit ER-WIN die Chance, gemeinsam mit den Forschungspartnern neue Wege für die effiziente Nutzung von Energie und Ressourcen zu testen. Die hier gewonnen Erkenntnisse sollen schließlich geeignet sein, um auch auf ganz Deutschland übertragen werden zu können. Sachsen-Anhalt könnte damit zur Modellregion für Energieeffizienz in der Industrie werden.

Der Bedarf an solchen Lösungen in Sachsen-Anhalts Unternehmen ist vorhanden. Das sieht auch das Land so, das das Innovationscluster ER-WIN für die kommenden zwei Jahre intensiv unterstützt.

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