Pharma-Industrie: Die Rückkehr der Mega-Deals

16.10.2002
Frankfurt am Main (ots) - Weltweite Analyse von PwC zeigt Strategien hinter den Fusionen und Übernahmen auf / Transaktionsvolumen sinkt von 27 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2001 auf fünf Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2002 / Anzahl der Transaktionen steigt leicht an In der ersten Jahreshälfte 2002 blieben die Fusions- und Übernahmeaktivitäten in der Pharma-Branche im Vergleich zu anderen Branchen weiterhin lebhaft. Die angekündigte Übernahme des US-Pharma-Konzerns Pharmacia durch den Weltmarktführer Pfizer für 53 Milliarden US-Dollar zeigt, dass die Phase der Großakquisitionen noch nicht vorüber ist. Führend bei den Übernahmen sind nach wie vor Unternehmen aus Nordamerika, gefolgt von europäischen und asiatischen Firmen. Deutsche Unternehmen waren im ersten Halbjahr 2002 weltweit an drei der zehn größten Transaktionen beteiligt: Schering übernahm die US-Unternehmen Immunex-Leukine und Collateral Therapeutics, Viatris (Degussa) wurde durch die Private Equity-Firma Advent International aus den USA übernommen. Die aktuelle PwC-Untersuchung der M&A-Aktivitäten in der Pharma-Industrie verzeichnet weltweit einen leichten Anstieg der Transaktionsanzahl von 165 im ersten Halbjahr 2001 auf 171 in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Das Transaktionsvolumen sank dagegen stark von 27 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2001 auf rund fünf Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2002. Durch die derzeit erwartete Übernahme von Pharmacia durch Pfizer für 53 Milliarden US-Dollar wird das Transaktionsvolumen für das gesamte Jahr 2002 jedoch über dem Vorjahreswert von 61 Milliarden US-Dollar liegen. Oberstes Ziel: Produktivitätssteigerung in Forschung & Entwicklung "Im Vergleich zu anderen Branchen bleibt die Pharma-Branche stark fragmentiert. Bisherige Mega-Fusionen haben gezeigt, dass die Unternehmen ihre Gewinne enorm steigern können, wenn sie durch Nutzung von Synergien die Kosten in den zusammengeführten Geschäftszweigen senken", erläutert Volker Fitzner, M&A-Experte für die Pharma-Branche bei der PwC Corporate Finance-Beratung. "Die Herausforderung für die Pharma-Unternehmen besteht heute jedoch vor allem darin, die Produktivität ihrer Forschungs- und Entwicklungsbereiche zu verbessern. Ob dies allein durch Fusionen gelingt, bleibt abzuwarten." Strategien der Unternehmen differieren stark Den zehn größten Transaktionen des ersten Halbjahres 2002 liegen sehr unterschiedliche Strategien zugrunde. Einerseits werden reine Arzneimittel-Entwickler durch den Zukauf etablierter Vertriebs- und Marketingstrukturen zu integrierten Pharma-Unternehmen, so genannten FIPCOS (Fully-Integrated Pharmaceutical Companies). Durch Beteiligung an der gesamten Wertschöpfungskette - von der Entwicklung bis hin zum Verkauf - können sie den gesamten finanziellen Nutzen aus der Verwertung des geistigen Eigentums erzielen, und nicht nur einen Teil davon in Form von Lizenzgebühren abschöpfen. Andererseits akquirieren Pharma-Unternehmen gezielt auf der Produktebene, anstatt wie in der jüngsten Vergangenheit auf technologische Plattformen zu setzen. Der deutsche Pharma-Konzern Schering erwarb so durch die Übernahme von Collateral Therapeutics zwei Wirkstoffe zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie durch die Akquisition von Immune den Krebswirkstoff Leukine. Darüber hinaus ist eine weitere Konsolidierung des Biotechnologie-Bereichs zu erwarten, da einerseits die Pharma-Industrie ihre Forschungs- und Entwicklungspipeline füllen kann, andererseits vielen Biotech-Unternehmen im schwierigen Finanzierungsumfeld die kritische Marktgröße fehlt. Der angekündigte Boom ist bisher allerdings ausgeblieben. Der bedeutendste Biotech-Deal in der ersten Jahreshälfte 2002 war der Erwerb des niederländischen Konkurrenzunternehmens Rhein Biotech durch Berna Biotech aus der Schweiz für 257 Millionen US-Dollar. Somit ist die Schweizer Firma nun weltweit der zweitgrößte reine Impfstoffentwickler nach dem britischen Unternehmen Powder Ject. In Deutschland schaffte es kein Biotech-Unternehmen in die Top 10-Liste der Pharma-Transaktionen. Die Fusion von Curacyte und VitaResc Biotech weist beispielsweise lediglich ein Transaktionsvolumen von sieben Millionen Euro als zusätzlich von den Hauptinvestoren bereitgestelltes Kapital aus. Bereich der Generika entwickelt sich zum Weltmarkt Die Untersuchung von PwC bestätigt, dass sich der Bereich der Generika von einem regionalen zu einem weltweiten Markt entwickelt. Damit folgen die generischen Produkte dem Vorbild der Original-Arzneimittel. So übernahm im Jahr 2002 die kroatische Firma Pliva für 212 Millionen US-Dollar das US-Geschäft der Firma Sobel, die in den Niederlanden ansässig ist. Westliche Hersteller bauen Marktposition in Japan aus Mit Abbott Laboratories steht die erste vollständige Übernahme eines japanischen Pharma-Unternehmens durch eine westliche Firma bevor. So plant Abbott für 293 Millionen US-Dollar die Hokuriku Seiyaku Co Ltd. zu übernehmen. Dies ist ein deutliches Zeichen für die Bestrebungen westlicher Pharma-Hersteller, ihre Marktposition in Japan, dem weltweit zweitgrößten Pharma-Markt nach den USA, zu stärken. Für die Redaktion: PwC ist in Deutschland nach dem Verkauf ihrer IT-Consultingsparte an IBM mit über 9.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von 1,1 Milliarden Euro nach wie vor eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen. An 39 Standorten in Deutschland arbeiten unsere Mitarbeiter für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. Unsere Kerndienstleistungen umfassen die Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Corporate Finance-Beratung sowie als weitere Advisory services die Bereiche Risk Management und Transaction Services. Die Rechtsberatung wird durch die unabhängige Gesellschaft PwC Veltins angeboten. Die PwC Corporate Finance-Beratung berät bei Unternehmensübernahmen und -veräußerungen sowie bei Finanzierungsfragen in allen Unternehmensphasen. Von weltweit rund 7.000 Corporate Finance-Beratern des Verbunds arbeiten rund 900 in Deutschland an nationalen und internationalen Projekten.

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