Stimmung in der deutschen Chemie-Industrie auf Zweijahres-Hoch
Russlandkonflikt bereitet kaum Sorgen
Niedrige Ölpreise, ein schwacher Euro und eine robuste Inlandskonjunktur: Die deutschen Chemiemanager schauen so optimistisch in die Zukunft wie seit Jahren nicht mehr: "Mehr als 80 Prozent der von uns befragten Chemieentscheider bewerten die Standortbedingungen in Deutschland als gut oder sehr gut. "Das ist der höchste Wert seit 2013", sagt Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei der Strategie- und Organisationsberatung CAMELOT Management Consultants. "Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten erwarten 2015 Zuwächse bei Cash Flow, Umsatz und Gewinn." Die große Mehrheit der deutschen Chemieunternehmen setzt daher auf organisches Wachstum, aber auch Übernahmen stehen bei knapp 40 Prozent auf der Agenda. Das steht allerdings nicht im Widerspruch zu weiteren Kostensenkungen, die fast zwei Drittel der Unternehmen ebenfalls planen. "Die positive Stimmung schlägt sich auch in der Beschäftigungsprognose nieder", sagt Packowski. "Mit 37 Prozent ist der Anteil der Chemieunternehmen, die in diesem Jahr Personal aufbauen wollen, so hoch wie seit 2013 nicht mehr."
Kaum Auswirkungen des Russlandkonflikts auf die deutsche Chemie
Auch der Konflikt mit Russland und die Wirtschaftssanktionen von EU und den USA trüben die positive Stimmung kaum: Zwei Drittel der Chemiemanager rechnen nicht mit negativen Konsequenzen für ihr eigenes Unternehmen. "Interessant ist, dass ebenso zwei Drittel der Befragten kurzfristig negative Auswirkungen durch den Russlandkonflikt für die deutsche Chemieindustrie insgesamt sehen, aber nicht für ihr eigenes Unternehmen", sagt Dr. Sven Mandewirth, Partner und Leiter des Industriesegments Chemie bei CAMELOT.
"Offenbar wird der Konflikt eher als abstrakte Bedrohung gesehen und nicht als unmittelbares Risiko für das eigene Geschäft." Das erklärt auch die große Zustimmung zu den Sanktionen: Acht von zehn Teilnehmern sind der Meinung, die Sanktionen zeigten Wirkung und sollten nicht noch ausgeweitet werden. Die Vertreter mittelständischer Unternehmen befürworten die Sanktionen im Vergleich zu den Großunternehmen deutlich stärker. "Das ist wohl überwiegend auf die Unternehmen zurückzuführen, die selbst kein Geschäft mit Russland machen", so Mandewirth. Acht von zehn Befragten sehen keine Gefahren für ihre Versorgung mit Gas, Öl oder anderen Rohstoffen, daher geben auch nur weniger als fünf Prozent an, durch den Konflikt Änderung an ihrer Strategie vorzunehmen - mehr als 90 Prozent sehen aktuell überhaupt keinen akuten Anpassungsbedarf.
Mandewirth: "Insgesamt zeigt unsere aktuelle CHEMonitor-Umfrage, dass die befragten Vertreter der deutschen Chemieindustrie dem Russlandkonflikt im Januar 2015 gelassen begegnen, was zu der durchweg positiven Einschätzung der Standortfaktoren in Deutschland passt. Jeweils rund ein Drittel der befragten Panel-Mitglieder sehen deutlich größere strategische Auswirkungen auf ihr Geschäft durch den Schiefergasboom in den USA oder Währungsrisiken als durch den Russlandkonflikt."
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