20.01.2017 - Technische Universität Wien - Institut für Verbrennungskraftmaschinen u. Kraftfahrzeugbau

Wertvolle Inhaltsstoffe aus der Pflanzenwelt

Hannspeter-Winter-Preis geht an Chemikerin der TU Wien

Die diesjährige Hannspeter-Winter-Preisträgerin der TU Wien heißt Dr. Anna Ressmann. Die Chemikerin beschäftigte sich mit Verfahren, um Wertstoffe aus biologischen Materialien unter der Verwendung von ionischen Flüssigkeiten zu gewinnen.

Viele biologische Materialien enthalten wertvolle Inhaltstoffe, die sie nur widerwillig hergeben. Um dennoch auf diese Stoffe zugreifen zu können, bedarf es spezieller chemischer Verfahren wie der Extraktion oder der Isolation von Stoffen. Um diese Verfahren anzuwenden, können biologische Materialien in ionischen Flüssigkeiten, also Flüssigkeiten aus organischen Salzen, gelöst werden. Diese Art von Flüssigkeit ist besonders geeignet, da sie über ausgezeichnete Lösungseigenschaften verfügen.

Ionische Flüssigkeit ist aber nicht gleich ionische Flüssigkeit, wenn es nach ihren Eigenschaften in Bezug auf biologische Materialen geht. Im ersten Teil ihrer Dissertation am Institut für Angewandte Synthesechemie beschäftigt sich Anna Ressmann daher mit der Aufgabe, eine maßgeschneiderte ionische Flüssigkeit für die weitere Aufgabenstellung zu finden. "Die Gewinnung von Piperin aus schwarzem Pfeffer benötigt andere Eigenschaften einer ionischen Flüssigkeit als Betulin aus Birkenrinde", erklärt Ressmann die Herausforderung. Durch die Identifikation der idealen ionischen Flüssigkeit und des einhergehenden Verfahrens lassen sich Wertstoffe direkt und ohne aufwendige Nachbearbeitungen  – wie beispielsweise Reinigung – gewinnen. "Dadurch können wir das Verfahren deutlich ökonomischer gestalten."

Der Mais-DNA auf der Spur

Im weiteren Teil ihrer Dissertation konnte Anna Ressmann gleich das Beispiel einer praktischen Anwendung geben: Durch ihre Erkenntnisse hat sie eine Methode entwickelt, um genetisch modifizierten Mais identifizieren zu können. Ein simpler Prozess, der auf der Verwendung von ionischer Flüssigkeiten in Puffer beruht um DNA aus Mais zu extrahieren, ist deutlich schneller und kostengünstiger als bisher bekannte Verfahren. Die Methode, die gemeinsam mit der IFA Tulln entwickelt wurde, hat noch einen weiteren Vorteil: "Mit sehr geringen Modifikationen kann diese Methode auch dazu verwenden werden, um den Nachweis von verschiedenen Fleischsorten zu erbringen", erläutert Ressmann – eine interessante Anwendung in Anbetracht verschiedener Pferdefleischskandale in jüngster Vergangenheit.

Die Preisträgerin

Die gebürtige Wienerin folgte zielstrebig ihrem Karriereweg: Nach der Matura begann sie ein Studium der Technischen Chemie an der TU Wien. Bereits in Vorbereitung auf ihre Diplomarbeit spezialisierte sich Anna Ressmann dabei auf Synthesechemie. Mit ihrer Dissertation verfolgte sie die Thematik, wie man Wertstoffe auf pflanzlichen Ausgangsmaterialien gewinnen kann, in der Forschungsgruppe von Prof. Peter Gärtner und Assistant Prof. Katharina Schröder schließlich weiter. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit engagiert sich Frau Ressmann im Fußball, wo sie u.a. als Funktionärin im Wiener Fußball Verband tätig ist und sich ebenfalls für Frauenförderung einsetzt.

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