Evonik wird für 2017 optimistischer

Sparprogramm für bessere Marge

06.11.2017 - Deutschland

(dpa-AFX) Gute Stimmung beim Spezialchemiekonzern Evonik: Für das laufende Jahr sind die Essener angesichts des gut gelaufenen dritten Quartals noch etwas optimistischer. Rückenwind lieferten die Geschäfte mit Hochleistungsmaterialien etwa für die Autoindustrie und mit chemischen Stoffen etwa für die Kunststoffindustrie. Zudem profitierte das Unternehmen von Akquisitionen. Mit einem Sparprogramm soll unter dem Strich zukünftig noch mehr hängen bleiben - denn der neue Chef hat ehrgeizige Pläne.

Am Markt kamen die Resultate und das Sparprogramm am Morgen gut an. Die Aktien stiegen im frühen Handel um 2,06 Prozent auf 32,49 Euro. Damit waren sie so teuer wie seit etwa zwei Jahren nicht mehr.

"Wir wollen das beste Spezialchemieunternehmen der Welt werden", sagte der im Mai an die Konzernspitze aufgerückte Christian Kullmann laut Mitteilung vom Freitag. "Dazu müssen wir auch unsere Kosten mit unserem Anspruch in Einklang bringen." Die Einsparungen dürften Evonik helfen, das Unternehmensziel einer Ebitda-Marge von 18 bis 20 Prozent zu erreichen, erklärte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Kullmann hatte im Juni angekündigt, die Marge nachhaltig auf dieses Niveau bringen zu wollen. Im dritten Quartal hatte sie bei knapp 18 Prozent gelegen.

Für 2017 erwartet Evonik nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in der oberen Hälfte der angepeilten Brandbreite von 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro. Das wäre ein Wachstum um bis zu 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 2,17 Milliarden Euro. Auch der Umsatz soll zulegen.

In den kommenden Jahren soll auch das neue Sparprogramm die Gewinnentwicklung antreiben. Im Zuge der neuen Unternehmensstrategie sollen die Kosten in der Verwaltung und dem Vertrieb dauerhaft um 200 Millionen Euro pro Jahr sinken. 2018 sollen bereits 50 Millionen Euro ergebniswirksam werden, ab 2021 dann der gesamte Betrag. Stellenstreichungen werden laut einem Unternehmenssprecher nicht ausgeschlossen, allerdings seien bis Ende 2021 betriebsbedingte Kündigungen auch nicht möglich.

Erst Anfang des Jahres hatte Evonik für mehrere Milliarden das Spezialadditiv-Geschäft des US-Konkurrenten Air Products geschluckt. Im September wurde dann der Kauf des Kieselsäure-Geschäfts von J.M. Huber abgeschlossen. Mit den Übernahmen will Evonik seine Abhängigkeit von einzelnen Produkten verringern. So wehte vor allem im Geschäft mit Tierfutter-Eiweiß zuletzt ein rauer Wind, die Preise standen wegen des großen Wettbewerbs unter Druck.

Das machte sich im abgelaufenen dritten Quartal abermals im Geschäftsbereich Nutrition & Care bemerkbar. Hier fiel der Gewinn auch wegen im Jahresvergleich niedrigerer Preise für Futtermittelzusatzstoffe deutlich. Immerhin: Dem Unternehmen zufolge verbesserte sich das Marktumfeld. Die Preise hätten sich stabilisiert.

Dank gut laufender Geschäfte in den beiden anderen großen Sparten (Resource Efficiency und Performance Materials)) konnte Evonik das bereinigte Ebitda dennoch um 11 Prozent auf 639 Millionen Euro steigern. Der Umsatz wuchs um 12 Prozent auf 3,56 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben auf bereinigter Basis 275 Millionen Euro hängen. Damit übertrafen die Essener die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Die gute Geschäftsentwicklung dürfte auch die RAG-Stiftung freuen, der Evonik mehrheitlich gehört. Sie finanziert aus ihren Einnahmen in Form der Dividende des MDax-Konzerns die Folgelasten des Steinkohlebergbaus. Stiftungschef und Vorsitzender des Evonik-Aufsichtsrats ist der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller.

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