Gründerinnen haben es in Deutschland immer noch schwer
Deutschland schöpft sein Potenzial an Gründerinnen nicht aus. Das ist das Ergebnis einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Während sich rund zwölf Prozent aller erwerbstätigen Männer selbständig machen, liegt die Quote bei Frauen nur halb so hoch. Insgesamt wird nur gut jedes vierte Unternehmen von einer Chefin gegründet. "Frauen interessieren sich weitaus seltener für eine eigene Gründung und sind seltener als Männer mit der Umsetzung von Gründungsideen beschäftigt", sagt PD Dr. Friederike Welter, Leiterin der Untersuchung. Förderprogramme bevorzugen offensichtlich Männer
Traditionelle Rollenbilder, aber auch die Wahl des Ausbildungsgangs bzw. des Studienfachs behindern häufig den Einstieg in die Selbständigkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Förderprogramme eher auf männliches Gründungsverhalten zugeschnitten sind: Sie konzentrieren sich auf große gewerbliche Gründungen mit hohem Investitionsvolumen. Frauen gründen hingegen häufig Kleinstbetriebe in den Bereichen personenorientierte Dienstleistungen (z.B. Friseurgewerbe), Handel und Gastgewerbe. Zudem werden Teilzeit- und Nebenerwerbsgründungen bisher nur selten gefördert, besonders Frauen machen sich jedoch vor einer Vollerwerbsgründung häufig auf diese Weise schrittweise selbständig. Ihr Anteil am selbständigen Nebenerwerb ist von etwa 17 Prozent 1991 auf 26,5 Prozent 1999 gestiegen. Frauen haben das größere Durchhaltevermögen
Dabei würde sich eine stärkere Anpassung der Förderung an die Bedürfnisse von Frauen lohnen: Haben sie sich einmal für eine Existenzgründung entschieden, führen sie häufiger als Männer ihren Plan auch aus. Das gilt insbesondere für junge Gründerinnen. Zwar planen nur 20 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren eine Unternehmensgründung, ein Viertel von ihnen hält das aber auch durch. Von den 18- bis 29-jährigen Männern planen zwar mehr als 40 Prozent, sich selbständig zu machen, allerdings setzt nur jeder Zehnte diesen Plan auch um. Mehr Vernetzung und speziellere Informationsangebote erscheinen notwendig
Wie die RWI-Studie zeigt, kann die Situation für Gründerinnen noch in vielen Bereichen verbessert werden. Dies gilt beispielsweise für viele Informationsangebote von Kammern, Banken, Wirtschaftsförderern und Verbänden, die zu wenig auf die Zielgruppe Frauen ausgerichtet sind. Ein engerer Austausch zwischen frauenspezifischen und wirtschaftsnahen Einrichtungen ist ebenso zu empfehlen wie eine stärkere Vernetzung von Gründerinnen und Unternehmerinnen bzw. ihrer Netzwerke und Verbände. Ein erster Schritt in diese Richtung sind das virtuelle Unternehmerinnennetz sowie das Deutsche Gründerinnenforum als Anlaufstelle zwischen Politik und Gründerinnen. Bei aller Kritik hat die Studie jedoch auch gezeigt, dass das gesellschaftliche Klima für Gründerinnen in den vergangenen Jahren bereits freundlicher geworden ist. Dies schlägt sich auch in den Zahlen der RWI-Untersuchung nieder: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen haben 4,7 Prozent der Frauen bereits erste Schritte zu einer Unternehmensgründung unternommen. Damit liegen sie in dieser Altersgruppe klar vor den Männern (3,8 Prozent).
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