Insolvenzverfahren für I.G.-Farben-Restkonzern eröffnet

26.03.2004
Frankfurt (dpa) - Das Insolvenzverfahren für den Restkonzern der I.G. Farben ist am Donnerstag vom Frankfurter Amtsgericht eröffnet worden. Das teilte die Insolvenzverwalterin Angelika Amend mit. Die I.G. Farbenindustrie AG in Abwicklung (i.A.), Überbleibsel des einst größten Chemiekonzerns der Welt, soll seit Jahrzehnten aufgelöst werden. Im November musste das Unternehmen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Amend will auch mögliche Ansprüche gegen die Schweizer Großbank UBS prüfen. «Wir waren von Anfang an der Überzeugung, dass das dunkle Kapitel I.G. Farben nach über 50 Jahren Abwicklung geordnet geschlossen werden muss», sagte Amend. Allerdings hätten die wenigen Vermögenswerte, die noch vorhanden seien, eine Verfahrenseröffnung fast unmöglich gemacht. Die I.G. Farben war eng mit dem Nazi-Regime verflochten. Der Restkonzern musste Insolvenz anmelden, weil der geplante Verkauf von knapp 500 Wohnungen an das Immobilienunternehmen WCM nicht zu Stande kam. Ehemalige Zwangsarbeiter hatten gehofft, aus dem Vermögen des Unternehmens Entschädigungen zu erhalten. Der amerikanische Anwalt Ed Fagan hat nach eigenen Angaben bei einem New Yorker Bezirksgericht eine Schadenersatzklage gegen die UBS eingereicht. Hintergrund ist eine frühere Tochtergesellschaft der I.G. Farben, deren Vermögen sich ein Vorgängerinstitut der UBS widerrechtlich einverleibt haben soll. Die UBS wies die Forderungen zurück. Amend will die in der Vergangenheit abgeschlossenen Verträge prüfen. Eine öffentliche Diskussion über mögliche Ansprüche «in einem Schwarz-Weiß-Schema» verbiete sich jedoch, betonte die Anwältin. Die so genannten Liquidatoren des Restkonzerns richteten eine Stiftung ein, aus der mögliche Entschädigungen für Zwangsarbeiter gezahlt werden sollen. Sie ist allerdings bisher nur mit einem Kapital von 500 000 DM (256 000 Euro) ausgestattet worden. Für diesen Freitag hat die Stiftung zu einer Pressekonferenz in Berlin eingeladen. Die I.G. Farben wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten zerschlagen; daraus gingen unter anderem die Chemieriesen Bayer, BASF und Hoechst hervor. Mit der Aktie des Restkonzerns wurde bis zuletzt lebhaft gehandelt. Anleger spekulierten darauf, dass der Firma aus einer Klage gegen die UBS noch Geld zufließen könnte.

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