Linde wächst im Halbjahr dank BOC-Übernahme überraschend deutlich

01.08.2007

(dpa-AFX) Der Industriegasekonzern Linde hat im ersten Halbjahr dank seiner milliardenschweren Übernahme des britischen Konkurrenten BOC Umsatz und Ergebnis überraschend deutlich gesteigert. "Unsere dynamische Geschäftsentwicklung hat sich weiter verfestigt", sagte Unternehmenschef Wolfgang Reitzle in München. "Die Halbjahreszahlen sprechen eine deutliche Sprache." Die kurz- und mittelfristigen Ziele bestätigte der Konzern.

Die Linde-Aktie legte im späten Frankfurter Handel um 4,81 Prozent auf 87,77 Euro zu und setzte sich damit an die Spitze des Börsenbarometers DAX. "Umsatz, Nettogewinn und EPS - all diese Zahlen übertrafen die Durchschnittsschätzungen am Markt", begründete eine Händler den starken Kursanstieg. Zudem seien die Ziele für das Gesamtjahr bestätigt worden.

Von Januar bis Juni legte das um Sondereffekte bereinigte operative Konzernergebnis (EBITDA) um knapp 15 Prozent auf 1,158 Milliarden Euro zu. Der Umsatz erhöhte sich um 12,7 Prozent auf 5,888 Milliarden Euro zu. Damit übertraf das Unternehmen die Schätzungen der Analysten, die im Schnitt von einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 1,127 Milliarden Euro und Erlösen von 5,727 Milliarden Euro ausgegangen waren.

Dabei sind die Zahlen an die neue Konzernaufstellung angepasst. Linde hatte sich mit der Übernahme des britischen Konkurrenten BOC und dem Verkauf der Gabelstapler-Sparte KION Group im vergangenen Jahr zum Industriegase- und Anlagenbauer gewandelt. Mit dem Verkauf des Komponentengeschäfts von BOC Edwards war der Konzernumbau abgeschlossen.

Das Vorsteuerergebnis (EBT) sprang von 316 auf 896 Millionen Euro. Dabei schlugen sich Sondereffekte wie ein Buchgewinn in Höhe von 574 Millionen Euro aus dem Verkauf von Unternehmensteilen oder zusätzliche Abschreibung wegen der BOC-Übernahme in Höhe von 201 Millionen Euro nieder. Unter dem Strich verdiente Linde 614 (Vorjahr: 273) Millionen Euro.

Die Nettofinanzverschuldung sank im ersten Halbjahr auf 6,977 Milliarden Euro nach 9,933 Milliarden Euro zum Jahresende 2006. Allerdings werde sich diese aufgrund von Übernahmen und Investitionen zum Jahresende 2007 wieder erhöhen, hieß es von Linde. Angepeilt sei weiterhin eine Nettofinanzverschuldung von 7,2 bis 7,5 Milliarden Euro, sagte Finanzchef Georg Denoke bei einer Telefonkonferenz.

Für das Gesamtjahr 2007 peilt der Konzern weiter eine Umsatz- und Ergebnissteigerung an. Im Geschäftsjahr 2010 will das Unternehmen ein operatives Ergebnis von mehr als drei Milliarden Euro erreichen. Dazu sollen auch die erwarteten Kostensynergien aus dem BOC-Kauf in Höhe von 250 Millionen Euro jährlich beitragen, die von 2009 an erstmals vollständig wirksam sein sollen.

Für die weltweite Gaseindustrie erwartet Linde in den kommenden Jahren ein jährliches Wachstum von rund sieben Prozent. Das Unternehmen will mittelfristig in diesem Bereich stärker wachsen als der Markt und das Ergebnis überproportional verbessern. Für den Anlagenbau präzisierte Linde seinen Ausblick. Mit Blick auf das dicke Auftragspolster von 4,7 Milliarden Euro zum Ende des ersten Halbjahres sowie auf Großaufträge, die im zweiten Halbjahr abgearbeitet und abgerechnet würden, sei mit einem Umsatz von mindestens 2,4 Milliarden Euro in der Engineering-Sparte zu rechnen.

Der Umsatz im Kerngeschäft Gase legte von Januar bis Juni um 8,1 Prozent auf 4,553 Milliarden Euro nach 4,212 Milliarden Euro zu. Das EBITDA verbesserte sich auf 1,125 (Vorjahr: 1,017) Milliarden Euro. Zulegen konnte Linde dabei in allen Regionen und vor allem in Asien/Pazifik, wo die Umsätze um gut 18 Prozent auf 740 Millionen Euro stiegen. In Nordamerika bekam der Konzern dagegen auch die Dollarschwäche zu spüren, dort fiel das Umsatzplus mit 2,8 Prozent auf gut eine Milliarde Euro deutlich geringer aus.

Im Anlagenbau kletterte der Umsatz um 43,2 Prozent auf 1,134 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg von 68 Millionen auf 98 Millionen Euro. Zum Zuwachs beigetragen habe vor allem eine hohe Nachfrage in den wichtigen Produktsegmenten Erdgas-, Ethylen-, Wasserstoff- und Luftzerlegungsanlagen.

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