Brain AG setzt auf 'Biologisierung der Chemieindustrie'

26.08.2008 - Deutschland

(dpa-AFX) Mit der Brain AG wartet ein weiteres Unternehmen auf einen günstigen Zeitpunkt für einen Börsengang. "Wir sind bereit und möchten gerne an die Börse gehen, wir wollen aber das richtige Kapitalmarktumfeld abwarten", sagte Vorstandschef Holger Zinke in einem Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Unternehmen aus Zwingenberg bei Darmstadt rechnet sich zur "weißen Biotechnologie", die mit biotechnischen Verfahren Produkte für die Chemieindustrie herstellt.

Brain entwickelt als Kooperationspartner großer Unternehmen wie dem Konsumgüterkonzern Henkel, dem Aromenhersteller Symrise und dem Schweizer Spezialchemieunternehmen Clariant Enzyme. Diese kommen in Waschmitteln und Körperpflegemitteln zum Einsatz oder werden zur Bearbeitung von Textilien genutzt.

Nach Ansicht des Brain-Mitbegründers steht der Branche eine große Zukunft bevor. "Wir befinden uns am Anfang der Biologisierung der Chemieindustrie", sagt Zinke und verglich die Entwicklung mit der Pharmaindustrie in den 80er Jahren. Die Konsumgüter- und Chemiekonzerne müssten den Wandel aktiv einleiten. Zinke nennt zwei Gründe: "Die Ölpreisentwicklung zeigt, dass auf Erdöl als Ressource aufbauende Industrien an einem Transformationspunkt angelangt sind." Zudem seien viele Chemieprodukte durch die Konkurrenz aus Asien einem enormen Margendruck ausgesetzt. "Der Wandel wird ökonomisch getrieben, nicht ökologisch."

Mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM, dem dänischen Biotechunternehmen Novozymes und Genencor, einem zuletzt von Dänen übernommenen Enzymhersteller, befinden sich die großen Spieler der Branche auf europäischem Boden. "80 Prozent der Enzymumsätze sind europäisch", sagt der Brain-Chef. Seiner Meinung nach sollten sich die Europäer diesen Vorsprung nicht nehmen lassen. "Wir wollen von der Entwicklung profitieren und vom Technologie- zum Industrieunternehmen werden." Zur Zeit hat Brain 70 Mitarbeiter und wächst profitabel mit 30 Prozent pro Jahr.

Noch kann das Biotech-Unternehmen Enzyme und Biokatalysatoren nur als Prototypen in kleinen Labormengen herstellen. Risikokapitalgeber und Banken statteten die Zwingenberger aber vor zwei Jahren mit 20 Millionen Euro aus, die Produktionskapazitäten werden ausgebaut. "Jetzt sind wir reif für die nächste Expansionsrunde", sagt Zinke. Künftig will Brain mit großen Chemiepartnern in Gemeinschaftsunternehmen Enzyme herstellen. "Dafür sind höhere Finanzmittel nötig."

Der Schritt an die Börse ist aus Zinkes Sicht folgerichtig. Er stellt aber klar: "Wir wollen aus einer Position der Stärke heraus an die Börse, um weiter zu expandieren, nicht um Verluste zu finanzieren." Im Falle eines Börsengangs will er dem Unternehmen treu bleiben. "Ein Ausstieg kommt nicht in Frage." Das gelte auch für die anderen Vorständen und die bisherigen Investoren.

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