Klaus Engel will den Unternehmenswert von Evonik verdoppeln

07.01.2009 - Deutschland

(dpa) Ein neuer Ton bestimmt von den ersten Januartagen an die Essener Zentrale der Evonic Industries AG. Mit der Formel «Wert mal zwei» tritt Klaus Engel die Nachfolge von Werner Müller als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens an. Sein Ziel heißt: Evonik soll den eigenen Wert verdoppeln und sich fitmachen für die Champions League der deutschen Unternehmen, den DAX. «Mit Werner Müller sind wir am Kapitalmarkt angekommen», sagt Engel, «jetzt müssen wir uns auf diesem Parkett zu den absoluten Topadressen vorarbeiten.»

Das Chemiestudium an der Ruhr-Universität Bochum schloss Engel 1984 mit der Promotion ab und begann eine steile Karriere bei der Chemische Werke Hüls AG. Forschung und Entwicklung waren seine ersten Aufgabenbereiche, zwei Jahre später schon war er Betriebsleiter. «Einer meiner schönsten Jobs und besser als jede Business-School», schwärmt er noch heute. Gerade einmal drei Jahre später nahm er Platz als Referent im Energiestab der Hauptverwaltung des Mutterkonzerns FEWA - Vorgänger der heutigen E.ON AG. Hier traf er zum ersten Mal Werner Müller.

Ende der 90er Jahre wechselte Engel zum Mühlheimer Chemiehändler Brenntag. Dort stellte er als Vorstandsvorsitzender seine Qualitäten als Reformer und Macher unter Beweis und sammelte wertvolle Erfahrungen mit Kapitalinvestoren. Brenntag wurde 2003 für 1,4 Milliarden Euro vom amerikanischen Finanzinvestor Bain Capital gekauft. Als Bain und Brenntag sich nach drei Jahren trennten, war das Mühlheimer Unternehmen doppelt so viel wert. Dieses Ziel verfolgt Engel nun auch mit Evonik.

2006 holte ihn Müller, inzwischen Chef des Evonik-Vorläufers RAG, zu sich. Innerhalb von acht Monaten brachte Engel die Degussa unter das Dach der RAG, reduzierte die Zahl der Chefbüros von zwölf auf sechs und ging das Thema Vertrieb an. Das schlug sich schnell in der Bilanz nieder: Trotz galoppierender Rohstoffkosten und lahmer Weltkonjunktur konnte die Chemiesparte mit glänzenden Zahlen aufwarten.

Aber Müller hatte damals schon mehr vor mit seinem Weggefährten. Beharrlich verfolgte er sein Ziel, die RAG in die neue Evonik Industries AG zu überführen und den Gang auf den Kapitalmarkt vorzubereiten. Er gewann den Kapitalinvestor CVC capital partner, der für rund 2,4 Milliarden Euro die ersten 25,01 Prozent am Unternehmen übernahm.

Um allen Nachfolgespekulationen vorzubeugen, entschloss sich Müller, schon Ende 2008 aufzuhören und als logische Konsequenz der bisherigen Erfolgsgeschichte der Evonik Klaus Engel als Nachfolger zu präsentieren.

«'Ein Sonntagspaziergang wird es nicht', Evonik zu einem DAX- Unternehmen zu machen», sagt Engel. «Das geht nur im engen Schulterschluss mit dem Betriebsrat und in ausgewogener Balance von Eigentümer- und Mitarbeiterinteressen.»

Sein Konzept heißt kürzere Reaktionszeiten in den Führungsgremien, weniger Bürokratie und größere Marktnähe. Eine Schwäche hat er schon analysiert: «Die Kunden wollen eine aktivere Zusammenarbeit.» Dies sei künftig Chefsache.

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