Fraunhofer Institut entwickelt Sprengstoff riechenden Minendetektor Von Sarah Renner, dpa

05.04.2002
Pfinztal (dpa) - Alle 15 Minuten tritt irgendwo auf der Welt ein Mensch auf eine Landmine. Viele sterben an ihren Verletzungen, bevor sie gefunden werden. Trotz des internationalen Abkommens über ein Verbot von Anti-Personen-Minen werden immer wieder neue Minen gelegt. Der UNO zufolge liegen mehr als 110 Millionen Tretminen in 70 Ländern im Boden vergraben. Besonders betroffen sind Krisenregionen wie Angola oder Afghanistan. Das Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal bei Karlsruhe entwickelt eine Technik, die das Suchen nach Minen erleichtern soll. Das Gerät kann den Sprengstoff TNT (Trinitrotoluol) «riechen». Minenräumen ist teuer und aufwendig. Die erfolgreichsten Methoden sind bislang Metalldetektoren, das so genannte Prodding und Spürhunde. Keine dieser Techniken ist ohne Schwäche: Metalldetektoren können nur ältere Minen finden, weil moderne meist aus Kunststoff bestehen. Außerdem gibt der Metalldetektor bei jeder Cola-Dose einen Fehlalarm. Beim «Prodding» stochern die Minenräumer vorsichtig mit langen Nadeln im Boden herum - die Nachteile dieser Methode liegen auf der Hand. Bleiben die «sniffer dogs», Hunde, die darauf trainiert sind, Sprengstoff zu riechen. Doch sie können nur ein bis zwei Stunden am Stück eingesetzt werden. Die Tiere hätten letztlich die gleichen Schwächen wie jedes Lebewesen und seien somit immer von ihrer Tagesform abhängig, erklärt Michael Krausa, Leiter des Projekts am Fraunhofer Institut. Der elektro-chemische Minendetektor des Fraunhofer Instituts soll das besser machen. Zusammen mit seinem vierköpfigen Forscherteam beschäftigt sich Krausa seit zwei Jahren intensiv mit dem niemals müden, immer einsatzfähigen elektronischen «Spürhund». Seinem Team ist es gelungen, eine Technik zu entwickeln, die geringste TNT- Konzentrationen aufspüren kann. Das billige TNT ist nicht nur in mehr als 90 Prozent aller Minen enthalten, es gibt auch aus der Mine heraus seinen Geruch in die Luft ab und verrät so, wo sich die Mine befindet. Außerdem können auch das Kampfgas Sarin und verschiedene Abbauprodukte des TNT mit der neuen Methode nachgewiesen werden. Das Gerät besteht aus drei Elektroden, an die eine elektrische Spannung angelegt wird. Ist TNT in der Luft, findet an den Elektroden eine chemische Reaktion statt. Durch diesen Vorgang wächst der Strom an einer der Elektroden - das Gerät schlägt Alarm. «Je höher der Strom, desto mehr TNT», erklärt Peter Rabenecker, der von Anfang an am Projekt beteiligt war. Mit der Technik lässt sich auch die TNT- Belastung im Boden von Sprengstofffabriken und Truppenübungsplätzen untersuchen. Denn TNT ist nicht nur ein hochexplosives Gemisch, sondern auch ein Umweltgift. In zwei Jahren soll der Minendetektor einsatzfähig sein. Bis dahin müssen die Forscher noch viele Versuche machen. Das Ziel ist klar: Minenräumen soll schneller, billiger und sicherer werden. Denn eine Mine kostet wenige Dollar. Sie zu räumen im Moment etwa 1000 Dollar (1135 Euro). Und: In der selben Zeit, in der Minenräumer 100 000 Minen entschärft oder gesprengt haben, werden an anderer Stelle zwei Millionen neue Minen im Boden verteilt.

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