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SĂ€ure-Base-Konzepte



Um die Begriffe SĂ€ure und Base haben sich in der Chemie verschiedene Konzepte entwickelt, die auf unterschiedlichen Begriffsdefinitionen beruhen. Der Antrieb dieser Entwicklung beruht einerseits auf der Suche nach einer möglichst umfassenden und allgemeingĂŒltigen Definition, anderseits auf einen bestimmten Anwendungsbereich eines Konzeptes. Die Definition nach BrĂžnsted und Lowry beschĂ€ftigt sich mit ProtonenĂŒbertragungsreaktionen (auch) in Wasser. Sie ist eher eine speziellere Definition, hat aber eine sehr breite Anwendung in der Chemie und ist die ĂŒblichste Grundlage der SĂ€ure-Base-Definition.

Inhaltsverzeichnis

Definition nach Arrhenius

S. Arrhenius sah 1887 als charakteristische Merkmal einer SĂ€ure, dass sie in wĂ€ssriger Lösung zu freibeweglichen, positiv geladenen Wasserstoffionen (H+-Ionen) und freibeweglichen negativ geladenen Anionen dissoziiert. Im Gegensatz dazu dissoziierte eine Base nach Arrhenius zu Kationen und OH−-Ionen. In dieser Definition sind SĂ€uren und Basen auf Wasser als Lösungsmittel beschrĂ€nkt. Im Gegensatz zu spĂ€teren Modellvorstellungen sagte Arrhenius nichts ĂŒber die Wechselwirkungen der Wasserstoffionen mit Wasser aus. Saure oder basische Reaktionen von Substanzen, die weder H+ noch OH−-Ionen abgeben können, werden mit diesem Modell nicht erklĂ€rt.

  • Beispiel fĂŒr eine SĂ€ure nach Arrhenius:
\mathrm{HCl_{(aq)} \ \rightleftharpoons \ H^+_{(aq)} + Cl^-_{(aq)}}
  • Beispiel fĂŒr eine Base nach Arrhenius:
\mathrm{NaOH_{(aq)} \ \rightleftharpoons \ Na^+_{(aq)} + OH^-_{(aq)}}

Definition nach BrĂžnsted und Lowry

Johannes Nicolaus BrĂžnsted und Thomas Lowry beschrieben 1923 unabhĂ€ngig voneinander eine SĂ€ure als ein Teilchen, welches Protonen (H+-Ionen) an einen Reaktionspartner, die sogenannte Base ĂŒbertragen kann. Im Gegensatz zu Arrhenius sind Basen und SĂ€uren nicht mehr bestimmte Stoffklassen, sondern definierte Teilchen, welche bestimmte Eigenschaften in einer Reaktion mit H+-Ionen zeigen. Eine SĂ€ure-Base-Reaktion nennt man Protolyse.

  • Man bezeichnet die Teilchen, welche die Protonen abgeben können, somit als SĂ€uren oder Protonendonator.
  • Teilchen, welche Protonen aufnehmen können, werden als Basen und demzufolge als Protonenakzeptoren bezeichnet.

Freie Protonen (H+) existieren zu keinem Zeitpunkt. Jede saure Reaktion hĂ€ngt mit einer Base zusammen, an die die SĂ€ure ein Proton ĂŒbertragen kann. Solche Systeme werden als SĂ€ure-Base-Paare bezeichnet, zwischen denen sich ein chemisches Gleichgewicht einstellt.

\mathrm{HX + Y \ \rightleftharpoons \ X^- + HY^+}

In dieser Reaktionsgleichung sind HX und HY+ SĂ€uren, Y und X− Basen. SĂ€uren und Basen unterscheiden sich durch ihre FĂ€higkeit, Protonen aufzunehmen oder Protonen abzugeben. Die praktisch bedeutsamsten Reaktionen sind Reaktionen mit Wasser:

\mathrm{HX + H_2O \ \rightleftharpoons \ X^- + H_3O^+}

Die Lage des Gleichgewichts dieser Reaktion wird durch die SÀurestÀrke bestimmt und wird durch SÀurekonstante der SÀure HX beschrieben.

Kann ein chemischer Stoff sowohl Protonen aufnehmen als auch abgeben, spricht man von einem Ampholyten oder der Eigenschaft amphoter zu sein. Der bekannteste Ampholyt ist Wasser, das sowohl die Bildung von OH− als auch H3O+ erlaubt.

\mathrm{H_2O + H_2O \ \rightleftharpoons \ H_3O^+ + OH^-}

Der SÀurebegriff von BrÞnsted und Lowry erklÀrt im Gegensatz zu Arrhenius auch die SÀure-Base-Reaktion von Wasserstoffchlorid-(HCl)- und Ammoniak-(NH3)-Gas zu Ammoniumchlorid (NH4Cl) trotz Abwesenheit von Wasser.

Beispiele fĂŒr die Reaktion nach BrĂžnsted:

\mathrm{HCl + H_2O \ \rightleftharpoons \ H_3O^+ + Cl^-}
\mathrm{H_2SO_4 + 2 \ H_2O \ \rightleftharpoons \ HSO_4^- + H_3O^+ + H_2O \ \rightleftharpoons \ SO_4^{2-} + 2 \ H_3O^+}

Definition nach Lewis

Gilbert Newton Lewis veröffentlichte 1938/1939 eine Abhandlung ĂŒber seine SĂ€ure-Base-Theorie. Demnach ist eine Lewis-SĂ€ure ein elektrophiler Elektronenpaarakzeptor und eine Lewis-Base ein Elektronenpaardonator.

Zu den Lewis-SÀuren zÀhlen:

Alle Basen nach BrĂžnstedt und Lowry sind ebenfalls Basen nach Lewis.

Beispiel fĂŒr eine Lewis SĂ€ure-Base Reaktion

\mathrm{AlCl_3 + Cl^- \ \rightleftharpoons \ AlCl_4^-}
Die Lewis-SĂ€ure AlCl3 reagiert mit der Lewis-Base Cl- unter Bildung des Lewis-SĂ€ure-Base-Addukts AlCl4-.

Definition nach Lux und Flood

Im Mittelpunkt des 1939 von Lux aufgestellten und von Flood 1947 erweiterten Konzepts stehen statt Protonen die Oxidionen im Vordergrund. Dieses wurde aufgestellt, um SÀure-Base-Reaktionen auch in protonenfreien Systemen beschreiben zu können, wie es in anorganischen Schmelzen vorkommt.

Nach Lux und Flood sind SÀuren Oxidionen-Akzeptoren, Basen Oxidionen-Donatoren. Man betrachtet dabei Nichtmetalloxide (beispielsweise SO2, CO2) als SÀureanhydride, da sie in wÀssriger Lösung sauer reagieren, entsprechend sind Metalloxide (beispielsweise MgO, Fe2O3) Basenanhydride, da sie in wÀssriger Lösung Hydroxidionen bilden.

Definition nach Usanovich

1939 stellte der russische Wissenschaftler Usanovich folgende Definition des SĂ€ure-Base-Begriffs auf:

„Eine SĂ€ure ist jede chemische Verbindung, die mit Basen reagiert, Kationen abgibt oder Anionen beziehungsweise Elektronen aufnimmt. Entsprechend ist eine Base jede Verbindung, die mit SĂ€uren reagiert, Anionen oder Elektronen abgibt oder sich mit Kationen vereinigt.“

Diese Begriffsdefinition umfasst die Reaktionen nach dem Lewis-Konzept, erweitert selbiges dadurch, dass die Aufnahme beziehungsweise Abgabe von Elektronen nicht auf gemeinsame Paare beschrĂ€nkt ist, und umfasst alle Redoxreaktionen, bei denen ein vollstĂ€ndiger ElektronenĂŒbergang beteiligt ist.

Ein Kritikpunkt dieser wenig gebrĂ€uchlichen Theorie ist, dass sie zu allgemeingĂŒltig ist, und der Begriff SĂ€ure-Basen-Reaktion auf beinahe jede Art von Reaktion anwendbar ist.

Konzept der harten und weichen SĂ€uren und Basen nach Pearson

Ralph G. Pearson entwickelte 1963 das Konzept der harten und weichen SĂ€uren und Basen (Hard and Soft Acids and Bases, HSAB-Konzept). Es lautet:

„Harte SĂ€uren verbinden sich bevorzugt mit harten Basen und weiche SĂ€uren verbinden sich bevorzugt mit weichen Basen.“

Betrachtet wird hierbei die ElektronegativitÀt und die Polarisierbarkeit des betrachteten Teilchens:

Harte SĂ€uren haben: Harte Basen haben: Weiche SĂ€uren haben: Weiche Basen haben:
geringe ElektronegativitÀt
geringe Polarisierbarkeit
hohe ElektronegativitÀt
geringe Polarisierbarkeit
hohe ElektronegativitÀt
hohe Polarisierbarkeit
geringe ElektronegativitÀt
hohe Polarisierbarkeit
z. B.: H+, Na+, K+ z. B.: OH−, F−, SO42− z. B.: Cu+, Ag+, I2 z. B.: I−, SCN−, R2S

Das Konzept gibt Tendenzen wieder, es gibt wenige absolut harte oder weiche Teilchen. Es hilft jedoch bei der AbschĂ€tzung ĂŒber die StabilitĂ€t von Verbindungen. So kommt z. B. das weichere Fe2+ in der Natur als Sulfid vor, wĂ€hrend das hĂ€rtere Fe3+ als Hydroxid oder Oxid vorliegt.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel SĂ€ure-Base-Konzepte aus der freien EnzyklopĂ€die Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz fĂŒr freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfĂŒgbar.
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