04.11.2022 - Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh)

Auszeichnungen für Wirkstoffoptimierung und nachhaltige Vitamin-E-Synthese

Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie 2022 geht an Oliver Schadt und Werner Bonrath

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zeichnet in diesem Jahr zwei Preisträger mit dem Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie aus. Dr. Oliver Schadt, Merck, Darmstadt, erhält die Auszeichnung für die Optimierung und Markteinführung des Wirkstoffs Tepotinib, der innovative und molekular zielgerichtete Therapieoptionen für fortgeschrittenen MET-abhängigen Lungenkrebs ermöglicht. Dr. Werner Bonrath, DSM, Kaiseraugst, Schweiz, wird für die von ihm entwickelten und etablierten innovativen Prozesse zur nachhaltigen Herstellung von Vitamin E ausgezeichnet. Beide Preisträger erhalten den Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie verbunden mit einem Preisgeld von jeweils 5000 Euro im Rahmen von Feierstunden im November.

Onkogene (wörtlich Krebs-Gene) sind Teile des Erbgutes einer Zelle, die im Falle ihrer übermäßigen Aktivierung ein ungebremstes Tumorwachstum fördern. Ein solches Onkogen ist das MET-Protein. Bei einem Teil des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms wird das Protein nur in verringertem Umfang abgebaut, was zu einer unkontrollierten Verstärkung von Wachstumssignalen führt. Im Rahmen des „MET Kinase Projekts“ suchte Oliver Schadt, Merck, Darmstadt, als Leiter eines Teams von Wirkstoffforschern nach einem Inhibitor, also einem Hemmstoff für diesen onkogenen Prozess. Dafür wurden mittels Hochdurchsatz-Screening 350 000 Substanzen auf ihre Eignung untersucht und die aussichtsreichste Verbindung aus ca. 1100 potentiellen Startpunkten identifiziert. Diese konnte zwar bereits die Aktivität der MET-Kinase signifikant reduzieren, wurde aber noch optimiert, um den anspruchsvollen Anforderungen eines modernen Wirkstoffs gerecht zu werden. Durch die Zulassung des Wirkstoffs Tepotinib konnte das MET-Protein, das bereits 1984 identifiziert worden war, erstmals therapeutisch zugänglich gemacht werden.

Vitamin E ist das wichtigste fettlösliche Antioxidans in biologischen Systemen. Es kommt in der Natur in zahlreichen Fetten und Ölen vor und ist essenziell für die Funktion und den Erhalt von Membranen. Der wichtigste Markt für Vitamin E sind Futtermittel: 85 % der Weltproduktion, 75000 t/a im Jahr 2019, werden in industriell hergestellten Futtermischungen für Tiere genutzt. Für die Synthese von Vitamin E sind zwei Schlüsselbausteine erforderlich: 2,3,5-Trimethylhydrochinon (TMHQ) und Isophytol mit nachfolgender Acetylierung, die auf unterschiedlichen Wegen hergestellt werden können. Werner Bonrath, DSM, Kaiseraugst, Schweiz, entwickelte innovative Prozesse für alle Verfahrensschritte, bei denen neue Katalysatoren und Prozessmodifikationen Einzug in die industrielle Praxis fanden. Dank seiner Prozesse lassen sich die Herstellungskosten wesentlich reduzieren und die Nachhaltigkeit erheblich verbessern. Zusammen mit seinem Team hat Werner Bonrath mehr als 300 Patente angemeldet, davon 50 im Bereich von Vitamin E sowie über 100 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht

Dr. Oliver Schadt (Foto: privat) 

Dr. Werner Bonrath (Foto: privat)

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