Immer abwechselnd
Alternierende Stapelung planarer Kationen mit planaren dipyrrolhaltigen Anionen als Konzept zum Aufbau neuer Materialien
Salze bestehen aus Kationen und Anionen - positiv und negativ geladenen Teilchen. Die meisten Salze organisieren sich als geordnete Kristalle, die über eine elektrostatische Anziehung zwischen den gegengleich geladenen Ionen zusammengehalten werden. Es gibt aber auch ionische Flüssigkeiten, Salze, die bereits bei Raumtemperatur als Schmelze vorliegen, weil die Größe und Struktur der beteiligten Ionen verhindern, dass ein starkes Kristallgitter entsteht. Eine weitere Materialklasse sind ionische Flüssigkristalle. Flüssigkristalle sind beweglich wie eine Flüssigkeit, dennoch liegen die enthaltenen Teilchen ausgerichtet in einem geordneten Zustand vor. Daneben gibt es weitere Materialien, die stärker organisiert sind, aber dennoch einen gewissen Grad von Beweglichkeit ihrer Bausteine aufweisen. Sie sind beispielsweise von Interesse für die Herstellung ferroelektrischer Arbeitsspeicher.
Die japanischen Forscher wählten planare Ionen, um daraus neue selbstorganisierte Materialien aufzubauen, in denen die geladenen Komponenten abwechselnd gestapelt vorliegen. Baustein Nummer eins ist ein planarer Komplex aus einem kleinen anorganischen Ion und einem organischen Rezeptor (Rezeptor-Anionen-Komplex). Entscheidendes Bauelement des Rezeptors sind zwei Pyrrole, die in eine so genannte Pi-konjugierte Umgebung eingebunden sind. Das bedeutet, dass ein Teil der Elektronen als „Elektronenwolke“ über einen weiten Bereich des Moleküls frei beweglich ist. Der Ligand umschließt das Anion von drei Seiten. Baustein Nummer zwei ist ein scheibchenförmiges organisches Kation aus einem aromatischen Ringsystem - auch dieses Molekül verfügt über eine Elektronenwolke. Aufgrund elektrostatischer Anziehung zwischen gegengleich geladenen Ionen sowie anziehender Wechselwirkungen zwischen den Elektronenwolken ordnen sich diese Anionen und die Kationen immer abwechselnd gestapelt zu säulenförmigen Einheiten an.
Je nachdem, welche Art von Seitengruppen diese Bausteine zusätzlich tragen, ordnen sich die Säulen zu verschiedenen Strukturen an, wie Fasern, supramolekularen Gelen oder Flüssigkristallen. Diese alternierende Stapelung gegengleich geladener Komponenten erweist sich damit als erfolgreiches Konzept für die Herstellung neuartiger Materialien aus organischen Ionen.
Originalveröffentlichung: Hiromitsu Maeda et al.; "Oriented Salts: Dimension-Controlled Assemblies from Planar Receptor–Anion Complexes"; Angewandte Chemie 2010, 122, No. 52, 10277-10281
Meistgelesene News
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.