BG RCI vergibt höchst dotierten Arbeitsschutzpreis in Deutschland

Wegweisende Ideen für eine sichere Arbeitswelt

12.04.2016 - Deutschland

Der „Arbeitsschutz-Oscar“ der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) wurde in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen. An dem Wettbewerb 2016 beteiligten sich deutschlandweit 520 Frauen und Männer mit 220 Beiträgen. Für die besten Ideen für eine sichere Arbeitswelt erhielten 14 Preisträger aus sieben Unternehmen den BG RCI-Förderpreis Arbeit • Sicherheit • Gesundheit. Dieser wurde in diesem Jahr in sechs Kategorien verliehen. Zudem gab es einen Sonderpreis für kleine und mittelständische Unternehmen. Förderpreise und Sonderpreis sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert, hinzukommen 15 Nominierungsprämien à 1.000 Euro.

© BG RCI/Armin Plöger

In diesem Jahr wird er erstmals nicht mehr nach Branchen, sondern in den folgenden Kategorien vergeben: Sicherheitstechnik, Gesundheitsschutz, Organisation und Motivation, Transport und Verkehr, Produkte sowie Auszubildende. Der Förderpreis ist personengebunden und geht direkt an die innovativen Köpfe in den Unternehmen.

Seit 1997 haben sich mehr als 12.500 Menschen aus über 4.000 Betrieben mit rund 6.200 Ideen an dem Wettbewerb beteiligt. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto „Ideen von Menschen für Menschen“ und wurde am 8. April 2016 in der Alten Oper in Frankfurt am Main verliehen. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Präventionsstrategie „VISION ZERO“ deren Ziel es ist, dass niemand bei der Arbeit getötet oder so schwer verletzt wird oder erkrankt, dass daraus lebenslange Schäden resultieren.

„Wir wollen Menschen auszeichnen, die durch ihre innovativen Ideen die Arbeitswelt ein Stück weit sicherer und gesünder machen“, betonte Hans Paul Frey, Vorstandsvorsitzender der BG RCI, bei der Preisverleihung. Er bezeichnete die Nominierten als „Revolutionäre und Revolutionärinnen“, die Steine aus dem Weg geräumt hätten, die sie an der Realisierung ihrer persönlichen Vision Zero gehindert haben: „Weil sie mit offenen Augen und Einfallsreichtum Schwachstellen erkannt und Ideen entwickelt haben, die ihre Welt besser machen.“

Kurzvorstellung der ausgezeichneten Ideen

In der Kategorie Sicherheitstechnik gewann die RWE Power GmbH mit ihrer Entwicklung eines neuartigen Schutzhandschuhes zur Vermeidung von Schnitt- und Stichverletzungen beim Beschneiden von Fördergurten und Abdichtungen. Da die bislang am Markt verfüg-baren Produkte nicht das interne Anforderungsprofil erfüllten, entwickelten die Mitarbeiter gemeinsam mit einem spezialisierten Anbieter einen neuen Schutzhandschuh. Mit großem Erfolg: Seit die Handschuhe im Einsatz sind, hat sich kein Unfall mit Schnitt- oder Stichverletzungen mehr ereignet.

Wie können Betongebinde auf Paletten umreift und gegen Umfallen gesichert werden, ohne dass man sich bücken oder mit widerspenstigen Kunststoffbändern kämpfen muss? Indem man die Umreifungsbänder in eine speziell konstruierte L-förmige Führungsschiene laufen lässt und diese unter den Paletten platziert. Diese clevere und rückenschonende Idee hatte ein Mitarbeiter der Firma Lithonplus GmbH aus Staßfurth-Glöthe und erhielt dafür den Förderpreis in der Kategorie Gesundheitsschutz.

Zahlreiche Arbeitsunfälle geschehen, weil Maschinen oder Anlagen bei Wartungsarbeiten nicht vorschriftsmäßig gesichert sind. Der Förderpreis für Organisation und Motivation ging daher an die Firma Catalent Germany Eberbach GmbH aus Eberbach. Zwei Mitarbeiter des Unternehmens entwickelten ein Trainingsboard, mit dem alle mit Instandhaltungsaufgaben betreuten Personen unabhängig und zu jeder Zeit das Lockout Tagout-Verfahren, also das vorschriftsmäßige Sichern von Anlagen und Maschinen bei Instandhaltungsmaßnahmen, trainieren können.

Der Problematik der Sichteinschränkungen im Staplerbetrieb widmete sich die Firma Saint-Gobain Rigips GmbH, Werk Brieselang, die sich über den Förderpreis in der Kategorie Transport und Verkehr freuen durfte. Viele Beschäftigte ohne eigene Erfahrung mit Gabelstaplern haben keine Vorstellung vom toten Winkel bei diesen Fahrzeugen. Daher wurde der Bereich des toten Winkels im Verladebereich im Maßstab 1:1 auf dem Hallen-boden markiert und Stoppstellen für Fußgänger eingerichtet, wo Fußwege den Staplerverkehr kreuzen. Diese Visualisierung veranschaulicht eindrucksvoll, dass man sich in Berei-chen mit Staplerverkehr sehr umsichtig bewegen muss.

Häufig müssen Feuerwehreinsatzkräfte brennende Gebäude betreten, um Brandherde zu bekämpfen. Hierbei kommt es immer wieder zu Unfällen, weil sich bei einer Rauchgastemperatur von über 500 °C die Oberflächen brennbarer Gegenstände schlagartig entzünden und ein Vollbrand des Raumes mit Temperaturen von über 1.000 °C entsteht. Bei der Firma Seiz aus Metzingen wurde daher ein Feuerwehrhandschuh entwickelt, der mit einem Laser-Temperaturmessgerät ausgestattet ist. Damit kann die Oberflächentemperatur von Objekten wie Türen und Toren gemessen werden, was für Feuerwehrleute lebensrettend sein kann. Für diese Innovation gab es den Förderpreis in der Kategorie Produkte.

Bei der Firma Freudenberg Vliesstoffe in Kaiserlautern, die den Förderpreis in der Kategorie Auszubildende erhielt, werden Azubis mit dem Programm AsS – Auszubildende schaffen Sicherheit zu Sicherheitsbotschafterinnen und -botschaftern im Unternehmen. Beschäftigte aus der Produktion melden Problemstellungen an die Ausbildung. Ein interdisziplinäres Azubi-Team erarbeitet daraufhin entsprechende Lösungen. Durch das frühzeitige Engagement für Arbeitssicherheit gibt es weniger Verletztenmeldungen und kleinere Projekte können schneller umgesetzt werden.

Die Reinigung von Einfülltrichtern an Fahrmischern nach Befüllung führt immer wieder zu Arbeitsunfällen wie Absturz, Umknicken und Abrutschen sowie Quetschen von Händen und Fingern durch die klappbare Aufstiegsleiter. Bei der Firma Kühnbach KG Kies + Transportbeton wurde daher gemeinsam mit einem Unternehmen für Hochdruckreinigungssysteme eine automatische Waschanlage entwickelt. Durch die Installation dieser Anlage wurden alle Gefährdungen, denen das Fahrpersonal bisher ausgesetzt war, beseitigt. Für diese Idee vergab die BG RCI den Sonderpreis für kleine und mittelständische Unternehmen.

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