Weg vom Erdöl: Nachhaltige Rohstoffe für die Chemie

Mehr gemeinsame Anstrengungen und Gründergeist nötig

22.06.2017 - Deutschland

Die Chemieindustrie sollte nach Ansicht von Experten verstärkt nachhaltige Rohstoffe wie Pflanzen und CO2 nutzen, um die begrenzten fossilen Quellen zu schonen. Zu mehr gemeinsamen Anstregungen auf diesem Gebiet riefen am Dienstag die Teilnehmer eines Rohstoffgipfels an der Technischen Universität Berlin auf, den die Hochschule zusammen mit der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie sowie dem Werkstoffhersteller Covestro ausgerichtet hatte. Es gebe bereits zahlreiche vielversprechende Ansätze, um chemische Produkte weitgehend ohne Erdöl zu produzieren, betonten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

Covestro

Pflanzen und CO2 anstelle von Erdöl: Auf dem Berliner Rohstoffgipfel diskutierten (v.l.n.r.) Sonja Jost, Geschäftsführerin des Chemieunternehmens DexLeChem, Professor Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und Dr. Markus Steilemann, Vorstandsmitglied von Covestro. Ganz rechts Professor Kurt Wagemann, Geschäftsführer der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie.

Deutschland hat nach Ansicht der Gipfelteilnehmer auf dem Gebiet, auch dank öffentlicher Fördermaßnahmen, eine Führungsrolle, die es auszubauen gelte. Das volle Innovationspotenzial sei aber noch nicht ausgeschöpft. „Vor allem kommt es darauf an, gute Ideen rasch umzusetzen. Daher muss die Gründerkultur speziell in der Chemiebranche gefördert werden“, resümierte DECHEMA-Geschäftsführer Kurt Wagemann, der einen Impulsvortrag hielt und die zentrale Podiumsdiskussion moderierte.

Ideenwettbewerb mit internationalen Start-ups

Als Signal für mehr Gründerspirit diente auf der Veranstaltung ein Ideenwettbewerb. Fünf Start-up-Unternehmen aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland präsentierten dem Publikum Projekte, bei denen Biomasse und CO2 als Kohlenstoffquellen anstatt von Erdöl genutzt werden. Drei von ihnen wurden als „Resource Innovator 2017“ ausgezeichnet und erhielten ein von Covestro gestiftetes Preisgeld.

Die fünfköpfige Jury umfasste neben Professor Wagemann auch Professor Reinhard Schomäcker vom Institut für Chemie an der TU Berlin sowie Dr. Markus Steilemann, Vorstand für Innovation, Vertrieb und Marketing bei Covestro, außerdem Professor Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, und Sonja Jost, Geschäftsführerin des Chemieunternehmens DexLeChem.

Von der Idee zur Umsetzung

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahm ferner Steffen Krach teil, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Krach betonte: „Berlin ist die Startup-Hauptstadt Deutschlands, und wir wollen die Rahmenbedingungen dafür weiter verbessern.“ Professor Schlögl beklagte eine fehlende „Kultur der Risikobereitschaft“. Nötig seien mehr Technologiezentren, um von der Idee zur Umsetzung zu kommen.

Jost sagte: „Der heutige Gipfel beweist, dass die Megatrends und Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit die Chemieindustrie bereits heute prägen und unsere Lösungen vollkommen neuartige Möglichkeiten für Green Business eröffnen.“ Steilemann hob hervor, wie wichtig und fruchtbar die Zusammenarbeit von forschungsorientierten Unternehmen und anwendungsnaher Wissenschaft sei. „Dadurch hat Covestro rasch erste CO2-basierte Produkte entwickeln und auf den Markt bringen können.“

TU-Professor Schomäcker sprach sich ebenfalls für den Ausbau von Kooperationen besonders auch innerhalb der akademischen Welt aus, um Forschung zielgerichtet voranzubringen. Als positives Beispiel hob er das Exzellenzcluster UniCat hervor, das Naturwissenschaftler und Ingenieure unterschiedlicher Hochschulen und Institute im Raum Berlin vereine und Synergien schaffe.

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