Ein überdurchschnittliches Maß an Aktivität kennzeichnet die sich rasant entwickelnde Branche der Chiraltechnologie im niedermolekularen Bereich. Immer mehr Feinchemikalienhersteller ergänzen ihre Portfolios um chirale Technologien. Während die herkömmlichen Methoden wie die
Enantiomerentrennung oder auch Chiral Pool fest etabliert sind, finden neue asymmetrische und biologische Verfahren großes Interesse und stehen im Brennpunkt intensiver Forschung. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung
Frost & Sullivan wird daher das Umsatzvolumen im Gesamtmarkt für Chiraltechnologie weltweit von derzeit 7,74 Milliarden US-Dollar (2003) auf 14,94 Milliarden im Jahr 2009 anwachsen.
Hauptzielrichtung der Chiraltechnologie sind nach wie vor die Anforderungen der
Pharmaindustrie an die
Synthese optischer beziehungsweise enantiomerenreiner pharmazeutischer Substanzen oder
Zwischenprodukte für die Herstellung von
Wirkstoffen. Die Arzneimittelbehörden verlangen eine pharmakologische Verifizierung und klinische Prüfung für jedes einzelne Enantiomer des Razemats.
Mehr Bereitschaft zu
Investitionen
Eine veränderte Einstellung gegenüber den Chiraltechnologien, vor allem aber die neuen asymmetrischen und biologischen Verfahren, haben dazu geführt, dass Unternehmen heute eher bereit sind, Risiken einzugehen und stärker in diese sich entwickelnden Technologien zu investieren. Offensichtlich geben die Firmen ihre abwartende Haltung auf und sind jetzt bestrebt, als Erste auf dem Markt zu sein.
Kleinere Pharmaunternehmen versprechen Business
Allerdings stehen die Feinchemikalienhersteller vor dem Problem, dass die großen Pharmaunternehmen als bislang wichtigste Kunden aus Kostensspargründen ihre
Outsourcing-Aktivitäten zurückfahren. So suchen die Hersteller nun bei kleineren Pharmaunternehmen, die vielversprechende
Wirkstoffe in der Entwicklung, aber nur begrenzte Herstellungskapazitäten haben, nach neuen Geschäftschancen. Insofern zeichnet sich ein Paradigmenwechsel innerhalb des Marktes ab, da die Feinchemikalienhersteller beim Ausbau ihrer Kundenbasis mehr und mehr auf die kleineren Pharmafirmen angewiesen sind.
Biotech-Unternehmen suchen Partner
Außerdem sind Biotechnologieunternehmen zunehmend auf der Suche nach Herstellungspartnern für niedermolekulare Chiralica. Dies bietet den Feinchemikalienherstellern eine hervorragende Gelegenheit, Umsatzverluste aus dem Geschäft mit der
Pharmaindustrie zu kompensieren. Allerdings müssen die Chiraltechnologiefirmen nach Dr. Matthew Moorcroft, Industry Analyst bei
Frost & Sullivan, "ihre Unternehmensstrategie anpassen, um das Potenzial dieser interessanten neuen Kundenbasis voll zu realisieren."
Mit hohen Kosten verbunden
Den Feinchemikalienherstellern entstehen durch das Hinzufügen der Chiraltechnologie zu ihren Portfolios - meist durch Übernahme von Ausgründungen von Forschungseinrichtungen - enorme Kosten. Durch die Einweg-
Katalysatoren ist auch der Betrieb dieser Technologien teuer. Die Unternehmen versuchen darauf durch die Entwicklung wiederverwendbarer Systeme zu reagieren. Allerdings dürften mit zunehmender Marktreife der Verfahren die Kosten sinken und den Zugang für alle Unternehmen eröffnen, für die sie bisher außerhalb des Budgetrahmens lagen.
Innovation und Integration sind gefragt
Deutlich erkennbar ist der Trend zu einem möglichst breiten Technologieportfolio. Wachsender
Druck von Seiten der auf Kostensenkung ausgerichteten Abnehmer in der Pharmaindustrie erfordert von den Feinchemikalienherstellern Fähigkeiten in allen Bereichen der
Produktion und die möglichst billige Herstellung chiraler Substanzen. Um im Wettbewerb mithalten zu können, müssen Unternehmen außerdem innovativ und flexibel sein. Nach Moorcroft "genügt es auf dem Markt von heute nicht, einfach eine umfangreiche technologische Basis anzubieten, der Schwerpunkt muss auf Innovation, Integration und kundenspezifischen
Lösungen liegen."
Asymmetrische Synthese hat sich bewährt
Unter den neueren Technologien bewährt sich in den letzten Jahren vor allem die asymmetrische Synthese, die dank massiver
Investitionen von Forschungsinstituten und Industrie weiter florieren dürfte. In den Neunzigerjahren entwickelte nachhaltige
Katalysatoren ermöglichen es, dass die Enantiomerenreinheit heute oft bei über 99 Prozent liegt und außerdem eine große Zahl asymmetrischer
Liganden und
Hilfsstoffe produziert wird. Das hat einen Bedarf für gründliche theoretische Forschungen geschaffen, die dem Bereich letztlich zugute kommen und die Kosten durch die intelligente Ausgestaltung und Modifikation vorhandener katalytischer und synthetischer
Prozesse senken werden.
"Durch die Entwicklung von Systemen, die auf effektive Weise recycelt werden können, dürfte die Kostenfrage letztlich an Gewicht für Unternehmen verlieren, die an der Entwicklung von Fähigkeiten in der asymmetrischen Technologie interessiert sind", analysiert Moorcroft.
Intensive Forschung an innovativen Methoden
In den letzten zehn Jahren wurde wegen der hohen Enzymselektivität besonders intensiv an innovativen biologischen Methoden geforscht. Sie dürfte langfristig eine wichtige Triebkraft für das Wachstum und die breite Akzeptanz der Chiraltechnologien bleiben. Regio-, Stereo- und Chemoselektivität tragen dazu bei, Zeit und Kosten zu sparen, indem sie die Zahl der erforderlichen Syntheseschritte erheblich reduzieren und so eine einfache Biotransformation ermöglichen.
Die asymmetrische Synthese durch chemische und biologische Verfahren wird laut Frost & Sullivan in den nächsten zehn Jahren dominieren. Die ihr eigenen Begrenzungen werden jedoch parallel auch für ein dauerhaftes Interesse an den etablierteren und breit verfügbaren Chiral-pool- und Trennungsverfahren sorgen.
Die beste Strategie ist ein breites Portfolio
Abschließend betont Frost & Sullivan noch einmal, dass die beste Unternehmensstrategie in der Schaffung und Aufrechterhaltung eines breiten Portfolios besteht: "Um wettbewerbsfähig zu bleiben und größere Kunden anzuziehen, müssen Unternehmen durch die Integration verschiedener chiraler Verfahren schnell eine kritische Masse in ihrem Produktportfolio entwickeln. Insofern werden alle chiralen Technologien ein aktiver Forschungsbereich bleiben, allerdings mit unterschiedlichen Fortschritten." schließt Moorcroft.
Die Studie mit dem Titel "Analysis Of Developments In Global Chiral Technology Markets" ist erhältlich bei Frost & Sullivan unter der Bestellnummer B105 für Euro 5.000,--