FormaCare: Strengere Einstufung von Formaldehyd nicht gerechtfertigt

08.06.2006 - Deutschland

Die europäische Vereinigung der Hersteller und Weiterverarbeiter von Formaldehyd, FormaCare, hat eine Neubewertung von Formaldehyd durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als vorschnell zurückgewiesen. Das BfR hatte sich dafür ausgesprochen, Formaldehyd von Kategorie 3 ("möglicherweise krebserregend") in Kategorie 1 ("krebserzeugend für den Menschen") umzustufen. "Die Empfehlung des BfR ist auf Basis derzeit vorliegender Studien wissenschaftlich nicht gerechtfertigt. Die zugrunde liegenden Daten sind nur noch bedingt aussagekräftig. Neueste Studien, wie etwa diejenige vom amerikanischen National Cancer Institute, welche in Kürze veröffentlicht wird, bleiben in der BfR-Bewertung unberücksichtigt", erläutert FormaCare-Präsident Rob Koster.

Das National Cancer Institute (NCI) hat die Veröffentlichung einer Ergänzungsstudie angekündigt, mit der die Datenbasis aktualisiert und entscheidend erweitert werden soll. Das BfR stützt sich in seiner Bewertung noch auf Ergebnisse der nur bis 1994 reichenden Vorläuferstudie, die das NCI jetzt um zehn Untersuchungsjahre ergänzt hat. Auf dieses Update wartet unter anderem die amerikanische Umweltbehörde EPA. Die zuständige Regulierungsstelle in der EU und viele EU-Mitgliedsstaaten wollen die Ergebnisse der anstehenden wissenschaftlichen Studien abwarten, bevor sie eine erneute Bewertung für Formaldehyd vornehmen werden.

Anlass der Bewertung durch das BfR war eine Empfehlung zur Neueinstufung von Formaldehyd durch die International Agency for Research on Cancer (IARC) von 2004. Seit Veröffentlichung des IARC-Berichts sind eine Reihe von neuen Studien vorgelegt, bzw. initiiert worden, die zum besseren Verständnis beitragen und ein klareres Bild des Forschungsstands wiedergeben.

BfR und IARC beziehen sich im Wesentlichen auf die drei bisher größten so genannten "Kohortenstudien" zu Formaldehyd aus den Jahren 2003 und 2004. Nur eine dieser drei Studien weist eine erhöhte Anzahl von Krebserkrankungen des Nasenrachenraums auf, und in dieser Studie wurde wiederum nur in einer von zehn untersuchten Fabriken eine überdurchschnittliche Häufung registriert. Insgesamt wurden 50.000 Chemiearbeiter betrachtet, die an ihrem Arbeitsplatz Kontakt mit Formaldehyd hatten. Neun Krebsfälle wurden registriert - sieben wären statistisch auch bei einem Personenkreis zu erwarten, der keinen Kontakt zu Formaldehyd hat.

In Deutschland sind an der Bewertung von Formaldehyd mehrere Behörden, neben dem BfR auch die BAuA und das UBA, aber auch Gewerkschaften, Universitäten und Industrievertreter beteiligt. "Wir setzen uns dafür ein, dass bei der Einstufung von Formaldehyd die neuesten Erkenntnisse berücksichtigt werden," so Koster. "Um eine umfassende Risikobewertung zu ermöglichen, hat FormaCare Forschungsaufträge an verschiedene europäische und amerikanische Institute und Universitäten vergeben. Diese Studien befassen sich insbesondere mit Epidemiologie, Reizwirkung, Genotoxizität und Mutagenität von Formaldehyd. Insgesamt werden im Laufe des Jahres 2006 Ergebnisse von zehn Studien erwartet, die zum besseren Verständnis und zur klaren Beurteilung von Formaldehyd beitragen werden."

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