In der Petrischale können sich menschliche embryonale
Stammzellen (ES-Zellen) zu Vorläufern vieler verschiedener Gewebetypen
entwickeln. Amerikanischen Wissenschaftlern ist es nun in Kooperation mit dem Neurowissenschaftler Oliver Brüstle von der
Universität Bonn gelungen, aus humanen ES-
Zellen gewonnene neurale Vorläuferzellen im Gehirn zur Ausreifung zu bringen. Die
Befunde stellen einen wichtigen Schritt in Richtung einer therapeutischen Nutzung embryonaler Stammzellen für die Behandlung
neurologischer Erkrankungen dar. Das Ergebnis erscheint in der Dezember-Ausgabe der renommierten Zeitschrift "nature
biotechnology".
Die US-amerikanische Arbeitsgruppe um James Thomson hatte aus Stammzellkulturen neurale Vorläufer isoliert. Diese Vorläuferzellen können
Nerven- und Gliazellen bilden - die beiden Zelltypen, die beim Menschen fast die gesamte Hirnsubstanz ausmachen. Die Forscher implantierten
diese Zellen in neugeborene Mäuse und schickten das Gewebe anschließend auf die weite Reise nach Bonn.
Oliver Brüstle und sein Mitarbeiter Marius Wernig haben die fixierten Gehirne dann untersucht. Ergebnis: Die transplantierten Zellen waren mit
der Zeit in verschiedene Gehirnregionen eingewandert und dort zu Glia- und
Nervenzellen ausgereift. "In keinem einzigen Fall hatten sich aus den
Fremdzellen Tumoren gebildet", betont Brüstle eine weitere wichtige Beobachtung seiner Arbeitsgruppe. Da sich ES-Zellen beliebig häufig teilen
können, sehen Mediziner die Gefahr, dass sich die Zellen im Organismus unkontrolliert vermehren könnten.
Brüstle hatte bereits 1999 ähnliche Experimente mit ES-Zellen der Maus durchgeführt - ebenfalls mit weltweit beachtetem Erfolg. Obwohl die
aktuellen Ergebnisse das Potenzial Embryonaler Stammzellen eindrucksvoll untermauern, betont Brüstle, er wolle in jedem Fall die Entscheidung
der Bundesregierung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Stammzell-Import abwarten, bevor er selbst ES-Zellen zu
Versuchszwecken importiere. "Momentan ist es uns leider nur unter großen Einschränkungen möglich, an internationalen Stammzell-Projekten
mitzuarbeiten", bedauert der Mediziner. Er hofft daher schon im Januar auf eine positive Entscheidung zum Import bereits bestehender
ES-
Zelllinien nach
Deutschland.