Zuckermoleküle speichern Wirkstoffe in Textilien

28.11.2002
"Intelligente" Textilien werden in Zukunft als Depot für pharmazeutische Wirksubstanzen dienen. Verantwortlich für diesen Effekt sind Cyclodextrine - ringförmige Zuckermoleküle, die beim Abbau des Naturproduktes Stärke mit Hilfe von Enzymen gewonnen werden. Sie sind biologisch abbaubar, völlig ungiftig und können dauerhaft auf Natur- und Kunstfasern verankert werden. Jedes Molekül bildet einen Hohlraum und kann darin Substanzen aufnehmen, die eine Abneigung gegen Wasser haben. Diese hydrophoben Substanzen werden freigesetzt, wenn sie von Wassermolekülen verdrängt werden. Schon geringste Mengen Hautschweiß reichen aus, um eingelagerte Wirkstoffe zu aktivieren. Mit ihrer Forschung über Cyclodextrine belegen Dr. Hans-Jürgen Buschmann, Dr. Dierk Knittel und Professor Dr. Eckhard Schollmeyer vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West in Krefeld in diesem Jahr den 2. Platz des Otto von Guericke-Preises, den die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" (AiF) alljährlich verleiht. Ihre Speichereigenschaften haben die Cyclodextrine bereits auf Gardinen, Kleidung und Teddybären als Wirte für Düfte und Gerüche unter Beweis gestellt. Während sie eingelagerte Parfums abgeben, können sie gleichzeitig Schweiß einschließen, bevor er seinen unangenehmen Geruch verbreitet. Bei der nächsten Wäsche werden die Depots entleert und können, beispielsweise per Duftspray, wieder gefüllt werden. Die Einsatzmöglichkeiten der Cyclodextrine für medizinische Anwendungen und Therapien sind besonders vielfältig. Die Einlagerung leicht flüchtiger Bestandteile des Schweißes eröff-net neue Möglichkeiten der medizinischen Diagnostik. Denkbar sind auch Krankenhaus-Textilien, in die keimtötende Substanzen integriert werden. Aber auch medizinische Unter-wäsche erwägen die Forscher: Die feuchtigkeitssensiblen Wirkstoffe, die nach und nach abgegeben werden, könnten beispielsweise einem Patienten mit einer großflächigen Hauterkrankung das stundenlage Liegen in einem Salbenbett ersparen oder die Behandlung eines Sonnenbrandes erleichtern.

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