Pharmaindustrie fehlt trotz steigender Forschungsbudgets Nachschub
Trotz steigender Forschungs- und Entwicklungsbudgets (F&E) fehlt es der Pharmabranche an schlagkräftigen neuen Medikamenten. "In den vergangenen zehn Jahren haben sich die F&E-Kosten für ein erfolgreiches neues Medikament von 400 auf 800 Millionen Dollar verdoppelt, während der Nachschub an neuen Verkaufsschlagern ins Stocken geraten ist", sagte der Geschäftsführer der Boston Consulting Group (BCG), Axel Heinemann, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa-AFX.
"Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit, dass in den kommenden Jahren Medikamente mit einem Umsatzpotenzial von fünf bis sechs Milliarden Dollar wie Prilosec von AstraZeneca oder Viagra von Pfizer auf den Markt kommen, deutlich geringer als noch vor ein paar Jahren", sagte Heinemann. BCG habt zahlreiche große Fusionen in der Pharmaindustrie beraten.
Marketingkosten schnellen in die Höhe
"Von den Medikamentenkandidaten, die alle Testphasen bis zur Marktreife durchlaufen, erreichen nur rund fünf Prozent den Markt", sagte Heinemann. Um die Entwicklungskosten in den acht bis zwölf Jahren, in denen das Medikament nach der Entwicklung noch patentgeschützt ist, wieder mehr als einzuspielen, seien die Marketingbudgets kräftig in die Höhe geschnellt. "Die heutigen Vermarktungskosten für ein Produkt liegen zwischen 30 und 40 Prozent der jeweiligen Medikamentenumsätze."
Neben den oft hausgemachten Problemen der Branche erweise sich die verstärkt auf Sicherheit setzende amerikanische Zulassungsbehörde FDA als immer größere Hürde für den Zugang zum lukrativen US-Markt. Nicht zuletzt wegen der Rückrufaktionen - wie im Falle des Bayer-Medikaments Lipobay oder des Vitamincocktails "Fen-Phen" - hat die FDA ein verstärktes Sicherheitsbewusstsein entwickelt.
"Wir erwarten, dass es langfristig zu einer Ausweitung der Absprache zwischen den zuständigen Zulassungsbehörden wie FDA, EMEA (Europa) und Bfarm (Deutschland) kommen wird, wodurch sich die Zulassungszeiten bei einem Jahr einpendeln könnten", sagte Heinemann.
Nachahmerprodukte machen Pharmabranche das Leben schwer
Nicht nur die restriktive FDA, sondern auch die Konkurrenz von preiswerten Nachahmermedikamenten setzt der Branche zu. Wenn Billiganbieter auf den Markt drängen, können die Umsätze der Pharmakonzerne mit den Originalprodukten innerhalb weniger Wochen um 50 bis 80 Prozent einbrechen. Bei einem derzeitigen weltweiten Pharmamarkt von 400 Milliarden Dollar sind nach BCG-Schätzungen bis 2005 Umsätzen zwischen 50 bis 80 Milliarden Dollar von Patentabläufen bedroht.
Dennoch rechnet die BCG auch für die kommenden Jahre mit einem jährlichen Umsatzwachstum in der Pharmabranche von rund sieben Prozent. "Pharmaunternehmen müssen sich jedoch darauf einstellen, dass bereits während der Patentlaufzeit billigere Nachahmerprodukte auf den Markt kommen", sagte der BCG-Geschäftsführer. "Dies führt dazu, dass die Margen in der Branche immer schwieriger zu halten und zu verteidigen sein werden."
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