Boehringer Ingelheim wächst erneut stärker als der Markt

31.03.2004

Boehringer Ingelheim ist 2003 weltweit erneut schneller gewachsen als der Pharmamarkt. Dies teilte das internationale Pharmaunternehmen auf seiner Jahrespressekonferenz in Ingelheim mit. Dr. Alessandro Banchi, Sprecher der Unternehmensleitung und verantwortlich für die Bereiche Pharma-Marketing und Vertrieb, bewertete die Geschäftsentwicklung als dynamisch und positiv: "Wir konnten erneut gut wachsen und sind gar nicht so weit entfernt von unserem sehr guten Geschäftsjahr 2002."

Banchi verwies darauf, dass Boehringer Ingelheim gemessen am Marktwachstum unter den 20 großen internationalen Pharmafirmen im vergangenen Jahr an sechster Stelle lag. Nach Berechnungen des Pharma-Marktforschungsinstitutes IMS, Fairfield/USA, die sich im Wesentlichen auf verschreibungspflichtige Medikamente beziehen, betrug das Wachstum von Boehringer Ingelheim 12,1 Prozent, während das durchschnittliche Marktwachstum bei 9 Prozent lag.

Auf dem wichtigsten Markt, dem US-amerikanischen, konnte Boehringer Ingelheim nach IMS überaus erfolgreich um 16,1 Prozent zulegen (Marktdurchschnitt 11,1 Prozent), in Europa um 12 Prozent (Markt = 8,1 Prozent) und in der Region Asien/Australien/Afrika um 5,2 Prozent (Markt = 4,9 Prozent). In Deutschland betrug das Wachstum 9 Prozent und lag damit um 0,5 Prozentpunkte über Markt.

Positiver Ausblick bei Umsatz und Ergebnis

Prof. Dr. Marbod Muff, in der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim verantwortlich für die Bereiche Finanzen und Personal, gab einen positiven Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens.

Zwar sanken die Erlöse 2003 um 2,6 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro (2002 = 7,6 Milliarden Euro) und das Betriebsergebnis sogar um 16,7 Prozent auf 901 Millionen (Vorjahr 1,08 Milliarden). Ursache hierfür waren neben dem starken Euro vor allem geplante Investitionen in die Zukunft: Der starke Aufbau unseres Personals im Außendienst und in der Produktion sowie Aufwendungen für wichtige neue Produkte wie SPIRIVA® und Duloxetin. Währungskursbereinigt, das heißt in der Währung seiner lokalen Märkte, ist Boehringer Ingelheim dagegen insgesamt um 7,8 Prozent gewachsen. Das Ergebnis nach Steuern fiel mit 537 Millionen Euro nur unwesentlich schwächer aus als im Vorjahr (551 Millionen Euro).

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit Umsatzsteigerungen in lokaler Währung von über 10 Prozent. Muff nannte die "geplanten Ergebnisverringerung" auch für 2004 eine Folge weiterer hoher Vorlaufinvestitionen für Boehringer Ingelheims zukünftiges Wachstum, doch zeige die mittelfristige Planung eine wieder "nachhaltig steigende Ertragskraft" und damit eine Fortsetzung der dynamischen Ergebnisentwicklung der letzten Jahre. Auch sei es Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr wieder gelungen, den Unternehmenswert deutlich zu steigern.

Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich 2003 klar erhöht. Weltweit wuchs sie um 7,5 Prozent auf gut 34.200. Das bedeutet ein Plus gegenüber dem Vorjahr von knapp 2.500. Davon entfielen etwa 600 auf Deutschland (nunmehr ca. 9.900). Dies lag in Deutschland weniger am Marktumfeld, das von Boehringer Ingelheim als nicht gerade innovations- und investitionsfreundlich bezeichnet wurde, als vielmehr an neuen Produkten wie SPIRIVA® oder MICARDIS®Plus sowie am Ausbau der biotechnischen Produktion in Biberach, in die Boehringer Ingelheim 255 Millionen Euro investiert hat und durch den gut 400 neue Arbeitsplätzen geschaffen wurden. Die Biopharmazie gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Geschäftssegmenten des Unternehmens.

Neue Produkte sichern zukünftige Umsätze

Der Anteil der patentgeschützten Produkte am Portfolio von Boehringer Ingelheim wächst weiter. Betrug er Ende der 90er Jahre noch unter 30 Prozent, so lag er 2003 bei 44 Prozent. Bereits im nächsten Jahr soll er auf über 50 Prozent steigen. Es sind insbesondere neue Produkte wie SPIRIVA® oder MICARDIS®, die ihr Umsatzpotenzial noch nicht ausgeschöpft haben. Dr. Banchi bezeichnete daher die Lage von Boehringer Ingelheim als "sehr komfortabel".

Zwar ging der Aufwand für Forschung, Entwicklung und Medizin im vergangenen Jahr um etwa 10 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro zurück, doch spielte auch hier die Währungskomponente eine wichtige Rolle. Beziehe man den F&E-Aufwand auf das Geschäftssegment verschreibungspflichtige Medikamente, für das er ganz wesentlich getätigt wird, so Banchi, habe die F&E-Quote auch weiterhin mehr als 20 Prozent an den Erlösen betragen. Banchi nannte Boehringer Ingelheim ein "forschungsgetriebenes Unternehmen", bei dem die Erforschung und Entwicklung neuer Produkte für die Patienten im Mittelpunkt stehe.

Umsatzstärkstes Medikament in 2003 war wiederum ALNA® (Tamsulosin), ein Mittel gegen die gutartige Prostatavergrößerung, das um mehr als 16 Prozent auf 880 Millionen Euro wuchs (2002 = 756 Millionen). Der selektive Alpha-1-Rezeptor Antagonist ist Marktführer in den USA und besitzt nach Ansicht des Unternehmens weiteren Umsatzspielraum nach oben.

Starke Hoffnungen setzt Boehringer Ingelheim auf SPIRIVA®, ein Medikament gegen die chronisch obstruktive Atemwegserkrankung, COPD, von der zurzeit weltweit schätzungsweise 600 Millionen Menschen betroffen sind und von der man annimmt, dass sie bereits 2020 die dritthäufigste Todesursache sein wird. SPIRIVA®, von Boehringer Ingelheim erforscht und entwickelt und weltweit gemeinsam mit Pfizer vermarktet, hat im vergangenen Jahr Erlöse von 240 Millionen Euro erzielt. Nach der Markteinführungen in den USA und Japan, die 2004 erfolgen sollen, rechnet Boehringer Ingelheim damit, dass SPIRIVA® bereits 2005 das erste Blockbuster-Präparat (mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz) des Unternehmens sein wird.

Auch MICARDIS® (Telmisartan), ein Mittel gegen Bluthochdruck, wird Blockbuster-Potenzial zugetraut. Im großen ONTARGET-Studienprogramm, in das bereits etwa 31.000 Patienten aufgenommen wurden, soll nachgewiesen werden, dass MICARDIS® Organe wie Gehirn, Herz oder Niere schützen kann. Der Umsatz des Angiotensin-II-Blockers stieg im vergangenen Jahr steil um 36 Prozent auf gut 470 Millionen Euro (2002 = knapp 350 Millionen).

Weiteres Entwicklungspotenzial wird auch dem Parkinson-Medikament SIFROL® (Pramipexol) zugetraut, einem Dopamin-Agonisten, der auch für neue Indikationen zugelassen werde soll, darunter das Restless Legs Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine).

Pipeline-Produkte, die sich in fortgeschrittenem Entwicklungsstadium befinden, sind Boehringer Ingelheims Anti-AIDS-Medikament Tipranavir, ein Protease-Hemmer, dessen Stärke in der Bekämpfung therapieresistenter HIV-Stämme liegt, sowie das von Eli Lilly entwickelten Präparat Duloxetin. Tipranavir soll 2005/2006 auf den Markt kommen.

Duloxetin befindet sich für zwei Indikationen bereits in der Registrierung. Die eine ist die so genannte Belastungsinkontinenz, die sich meist als Folge einer Schwangerschaft einstellt, und unter der schätzungsweise fast jede zehnte Frau leidet. An Depression, der zweiten Indikation, sind weltweit mehr als 120 Millionen Menschen erkrankt. Eli Lilly und Boehringer Ingelheim wollen das Medikament gemeinsam vermarkten. Die Einführung ist für beide Indikationen 2004/2005 geplant.

Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in der Batterietechnologie!