Mit den beeindruckenden Fortschritten der
Biotechnologie wächst auch ihre Akzeptanz in
verschiedenen Branchen, insbesondere in der
Pharmaindustrie, der
Landwirtschaft und der
chemischen Industrie. Zu dieser Einschätzung kommt eine neue Analyse von Technical Insights,
einem Unternehmensbereich der Unternehmensberatung
Frost & Sullivan. Die Analyse mit dem
Titel "Fortschritte bei biotechnologischen Verfahren für die chemische Industrie: Teil
2" stellt zukunftsträchtige Entwicklungen in der chemischen Produktion mit biotechnologischen
Verfahren vor.
Die Analyse liefert breit gefächerte Informationen über
Patente, Arzneimittel- und Impfstoffzulassungen
und registrierte
Pestizide. Der Hauptschwerpunkt der durchgeführten Untersuchungen liegt
auf der Anwendung biotechnologischer Prozesse im Bereich der
Medizin zur Herstellung von
Antibiotika, Vitaminen und
Biopharmazeutika sowie auf Biopolymeren,
Biokatalysatoren und
biotechnologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Hoher Aufwand und die Forderung nach sicheren Verfahren beeinflussen die schnelle Einsatzbarkeit
"Wie schnell Bioprozesse Eingang in die verschiedenen Branchen finden, hängt von ihrer
wirtschaftlichen Machbarkeit und den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab", erläutert Miriam
Nagel, Analystin bei Technical Insights. "Die Probleme,
die sich in den einzelnen Branchen bei der Einführung von biotechnologischen Prozessen
stellen, sind sehr unterschiedlicher Natur und lassen sich nicht unbedingt verallgemeinern."
Bei der biopharmazeutischen Herstellung von Medikamenten ist es vor allem der hohe Aufwand
für Forschung und Entwicklung, der mit einkalkuliert werden muss. In der chemischen Industrie
sind die entscheidenden Faktoren die Forderungen der Allgemeinheit nach sicheren und nachhaltigen
Verfahren und die entsprechenden politischen Vorgaben. Für die Landwirtschaft schließlich
stellen die kritische Haltung der Öffentlichkeit gegenüber der
Gentechnik und die daraus
resultierenden komplexen gesetzlichen Vorschriften die vordringlichsten Herausforderungen
dar.
Erste Erfolge in der Pharmabranche lassen hoffen
Solche Faktoren dürften den Einsatz biotechnologischer Verfahren bremsen. Wenn allerdings
die erfolgreiche Markteinführung biopharmazeutischer
Medikamente für Hepatitis,
Krebs,
Diabetes und
Hämophilie, die den Pharmaunternehmen im Jahr 2003 kräftige Umsatzsteigerungen
beschert haben, einen Schluss auf die Marktentwicklung zulässt, dann ist auch in anderen
Branchen mit einem breiteren Einsatz der Biotechnologie zu rechnen.
Sinkende Produktionskosten fördert die Akzeptanz
"Die Einsparung verschiedener herkömmlicher Syntheseschritte bei der Herstellung von Vitaminen
und Antibiotika hat die Produktionskosten sinken lassen und die Umweltbilanz verbessert,
was wiederum die Akzeptanz von Bioprozessen fördert", erläutert Nagel. Bioprozesse ersetzen
in einigen Fällen bereits herkömmliche Syntheseschritte in der chemischen Produktion und
ermöglichen so eine kostengünstigere Herstellung.
Beleg für den allmählich zunehmenden Einsatz biotechnologischer Verfahren ist die Entwicklung
von Biopolymeren, ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten, biologisch
abbaubaren Kunststoffen, und entsprechenden Anwendungen wie kompostierbarem Essbesteck
und Wegwerf-CDs.
Neue Impulse durch erste Erfolge und anhaltende Investition
Die EU-Zulassung für biologische
Fungizide zum Einsatz an für die Ernährung bestimmten
Pflanzen und die Zustimmung der US-Behörden zur Entwicklung neuartiger Genfähren, die in
Landwirtschaft und Medizin eingesetzt werden könnten, liefern ebenfalls zusätzliche Impulse
für die Nutzung der Biotechnologie. Zu den ersten Anwendungen dürften genmanipulierte Sojabohnensorten
zählen, die widerstandfähiger gegenüber Krankheiten sind und weniger gesättigte
Fettsäuren
enthalten.
"Weil Innovation der Schlüssel für biotechnologische Fortschritte in Medizin, Landwirtschaft,
industrieller Produktion und
Umweltmanagement ist", sagt Nagel, "reinvestieren Biotechnologieunternehmen
mehr als 50 Prozent ihrer Erlöse in Forschung und Entwicklung."
Dass sich diese nachhaltigen Anstrengungen auch auszahlen, wird durch die Tatsache belegt,
dass in letzter Zeit allein von der amerikanischen Arzneimittelbehörde mehr als 150 biotechnologisch
hergestellte Medikamente und
Impfstoffe zugelassen wurden. Bemerkenswerterweise erfolgten
75 Prozent der
Zulassungen in den letzten sechs Jahren.
Ein enormes Potenzial, an dem geforscht werden muß
Mit Blick auf die Zukunft meint Nagel: "Schon der Umstand, dass fast 99 Prozent der natürlich
vorkommenden Mikrobenarten noch nicht erforscht sind, verdeutlicht das gewaltige Potenzial
für die Anwendung der Biotechnologie in verschiedenen Branchen." Die chemische Industrie
könnte nach Pharmaindustrie und Landwirtschaft die dritte Station auf dem Siegeszug der
Biotechnologie werden, meint Nagel abschließend.