Umweltschutz und Chemikaliensicherheit in den Entwicklungsländern - eine gemeinschaftliche Aufgabe
Ein chemisch-soziales Servicekorps aus Wissenschaftlern könnte helfen, das Verständnis der Industrienationen für die Probleme der Entwicklungsländer beim Umgang mit Chemikalien und bei der Suche nach angepassten Umweltschutzmaßnahmen zu verbessern - so lautet ein unkonventioneller Vorschlag, den Carl Djerassi in einem Essay in der Angewandten Chemie unterbreitet. Djerassi, Chemiker und bekannt als ein "Vater der Antibabypille", ist nicht nur Wissenschaftler und Unternehmer, er hat sich auch einen Namen als Schriftsteller, Kunstmäzen und Kosmopolit gemacht.
Djerassis Manifest basiert auf der Eröffnungsrede, die er im November 2003 vor dem "International Forum on Chemical Safety" in Bangkok hielt, einem alle drei Jahre unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfindenden Forum. "Die Angst vor Chemikalien hat ihre Ursache zum guten Teil im fehlenden chemischen Wissen," sagt Djerassi. "In unterentwickelten Ländern weiß die Bevölkerung dazu oft nicht einmal, in welchem Ausmaß und auf welche Weise sie Chemikalien ausgesetzt ist." Auch wenn letztlich die finanzielle und technische Hilfe der Industrienationen nötig sei, so müsse doch die Entscheidungshoheit in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Landes bleiben. Partnerschaftliches Handeln sei gefordert, um es den Menschen in armen Ländern zu erleichtern, bei derartigen Entscheidungen als Gleichberechtigte aufzutreten. Djerassi regt dazu eine Partnerschaft auf der Ebene der Wissenschaftler an: Die chemischen Gesellschaften der Industrieländer (wie die Gesellschaft Deutscher Chemiker) sollten einen Lenkungsausschuss gründen. Dieser solle an den Universitäten der Industrieländer Interesse für Projekte wecken, die sich mit neuen Ansätzen zur Dekontamination und, vielleicht noch wichtiger, ausgefeilten, aber einfachen Methoden zum Nachweis von Kontaminationen, etwa des Trinkwassers, befassen, die auch von Laien angewendet werden können. Diese Forschungsrichtung genieße bisher kein besonderes Ansehen an den Eliteuniversitäten der Industrieländer und zähle kaum zum Ausbildungsstoff. Auch in Bangkok seien auffälligerweise fast keine Chemiker aus Universitäten oder von nationalen chemischen Gesellschaften vertreten gewesen. Des weiteren solle das Konsortium von chemischen Gesellschaften ein "chemisch-soziales Servicekorps" schaffen. "Ich stelle mir vor," so Djerassi, "dass Doktoranden und Postdoktoranden aus den Industrieländern im Gastland zusammen mit dortigen Kollegen an Projekten arbeiten, die mit dem Nachweis von Chemikalien und der Sanierung vor Ort zu tun haben." Durch die Personalfluktuation werde eine große Zahl an jungen Wissenschaftlern mit den Problemen vertraut. Die Kooperation wäre zudem nichtstaatlich und multilateral und vermeide so das politische Stigma bilateraler Hilfe.
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