Im
Rahmen des Kongresses ConSoil 2000, den das
Forschungszentrum Karlsruhe und TNO, die niederländische
Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung, in Zusammenarbeit mit dem
UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle veranstalten, wurde ein bisher einmaliges "Experiment" vorgestellt: die
Auswirkungen der nationalen politischen Rahmenbedingungen von vier EU-Staaten anhand eines konkreten
Sanierungsfalles zu vergleichen und zu bewerten.
ConSoil hatte vor einem Jahr Expertengruppen aus
Dänemark,
Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien
eingeladen, für das Spittelwasser, eine Auenlandschaft im Chemiedreieck bei Bitterfeld (Sachsen-Anhalt), auf der
Grundlage ihrer nationalen umweltpolitischen Vorgaben ein langfristiges Sanierungskonzept zu erarbeiten.
Alle Konzepte stimmen darin überein, dass eine Sanierung des Spittelwassers erforderlich ist: Dioxin- und
Schwermetallkonzentrationen liegen in dieser hoch belasteten Region weit über den Grenzwerten, die nationale
Vorschriften auf Dauer tolerieren. Übereinstimmung findet sich auch bei den Vorgehensweisen: Zunächst wird das Risiko
bewertet, um mögliche Schäden an Mensch und Umwelt gegenüber den Sanierungskosten abzuwägen. Dabei wird die
spätere Nutzungsform der Landflächen berücksichtigt. In die anschließenden Sanierungskonzepte werden die natürlichen
Regenerationsprozesse als wesentliche Elemente einbezogen. Nationale Unterschiede ergeben sich hingegen bei der
Frage nach der technischen Unterstützung dieser natürlichen Prozesse, dem erforderlichen Umfang der über sie
hinausgehenden Sanierung, den unterschiedlichen Organisationsformen für die Durchführung der Maßnahmen sowie der
Überwachung und den resultierenden Gesamtkosten, die zwischen 2,2 (Deutschland) und 472 (Großbritannien) Millionen
Euro liegen.
Die Bewertung der verschiedenen Konzepte übernahmen die europäischen Umweltnetzwerke CLARINET (Contaminated
Land Rehabilitation Network) und NICOLE (Network for Industrially Contaminated Land). Basis der Bewertung war ein
Konzept von CLARINET für die nachhaltige Sanierung kontaminierter Landflächen. Das Konzept beinhaltet Vorgaben für die
weitere Nutzung der Landflächen, den Schutz der Umwelt vor Schadstoffeintrag und die
Reduktion des Aufwandes für die
Nachsorge.
Hintergrund
Der Landkreis Bitterfeld liegt am Nordende des sogenannten Chemiedreiecks, einer großen Industrieregion an der Grenze
zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Nutzung als Chemiestandort begann vor über 100 Jahren; die ökologischen
Auswirkungen unter anderem von Chlorchemie, Braunkohleabbau und Film-Zellstoffproduktion bis ins Jahr 1990 waren
gravierend. Das Spittelwasser speist den zentralen Fluss der Region, die Mulde, die wiederum in die Elbe fließt.
Die Sedimente des Spittelwassers enthalten hohe Konzentrationen von organischen Verbindungen wie
Dioxine, Furane und
Pflanzenschutzmittel, aber auch
Schwermetalle. Die angrenzenden Uferflächen und Auen sind durch regelmäßige
Überschwemmungen ebenfalls stark belastet. Die Schadstoffe werden durch das fließende
Wasser in die Mulde und später
auch in die Elbe gespült. Eine weitere Schadstoffquelle ist das in dieser Region stark verschmutzte Grundwasser, aus dem
das Spittelwasser gespeist wird.
Nationale Konzepte
Das dänische Konzept hebt vor allem auf eine Reduzierung der Dioxinbelastung ab. Um künftige Überflutungen zu
vermeiden, wird der Bau eines Auffangbeckens mit Schleuse vorgeschlage