Eine Altlast - vier Konzepte

Auf dem 7. internationalen Altlastenkongress in Leipzig präsentierten Expertengruppen aus vier Ländern Konzepte für die Sanierung eines Geländes im Bitterfelder Chemiedreieck

22.09.2000
Im Rahmen des Kongresses ConSoil 2000, den das Forschungszentrum Karlsruhe und TNO, die niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung, in Zusammenarbeit mit dem UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle veranstalten, wurde ein bisher einmaliges "Experiment" vorgestellt: die Auswirkungen der nationalen politischen Rahmenbedingungen von vier EU-Staaten anhand eines konkreten Sanierungsfalles zu vergleichen und zu bewerten. ConSoil hatte vor einem Jahr Expertengruppen aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien eingeladen, für das Spittelwasser, eine Auenlandschaft im Chemiedreieck bei Bitterfeld (Sachsen-Anhalt), auf der Grundlage ihrer nationalen umweltpolitischen Vorgaben ein langfristiges Sanierungskonzept zu erarbeiten. Alle Konzepte stimmen darin überein, dass eine Sanierung des Spittelwassers erforderlich ist: Dioxin- und Schwermetallkonzentrationen liegen in dieser hoch belasteten Region weit über den Grenzwerten, die nationale Vorschriften auf Dauer tolerieren. Übereinstimmung findet sich auch bei den Vorgehensweisen: Zunächst wird das Risiko bewertet, um mögliche Schäden an Mensch und Umwelt gegenüber den Sanierungskosten abzuwägen. Dabei wird die spätere Nutzungsform der Landflächen berücksichtigt. In die anschließenden Sanierungskonzepte werden die natürlichen Regenerationsprozesse als wesentliche Elemente einbezogen. Nationale Unterschiede ergeben sich hingegen bei der Frage nach der technischen Unterstützung dieser natürlichen Prozesse, dem erforderlichen Umfang der über sie hinausgehenden Sanierung, den unterschiedlichen Organisationsformen für die Durchführung der Maßnahmen sowie der Überwachung und den resultierenden Gesamtkosten, die zwischen 2,2 (Deutschland) und 472 (Großbritannien) Millionen Euro liegen. Die Bewertung der verschiedenen Konzepte übernahmen die europäischen Umweltnetzwerke CLARINET (Contaminated Land Rehabilitation Network) und NICOLE (Network for Industrially Contaminated Land). Basis der Bewertung war ein Konzept von CLARINET für die nachhaltige Sanierung kontaminierter Landflächen. Das Konzept beinhaltet Vorgaben für die weitere Nutzung der Landflächen, den Schutz der Umwelt vor Schadstoffeintrag und die Reduktion des Aufwandes für die Nachsorge. Hintergrund Der Landkreis Bitterfeld liegt am Nordende des sogenannten Chemiedreiecks, einer großen Industrieregion an der Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Nutzung als Chemiestandort begann vor über 100 Jahren; die ökologischen Auswirkungen unter anderem von Chlorchemie, Braunkohleabbau und Film-Zellstoffproduktion bis ins Jahr 1990 waren gravierend. Das Spittelwasser speist den zentralen Fluss der Region, die Mulde, die wiederum in die Elbe fließt. Die Sedimente des Spittelwassers enthalten hohe Konzentrationen von organischen Verbindungen wie Dioxine, Furane und Pflanzenschutzmittel, aber auch Schwermetalle. Die angrenzenden Uferflächen und Auen sind durch regelmäßige Überschwemmungen ebenfalls stark belastet. Die Schadstoffe werden durch das fließende Wasser in die Mulde und später auch in die Elbe gespült. Eine weitere Schadstoffquelle ist das in dieser Region stark verschmutzte Grundwasser, aus dem das Spittelwasser gespeist wird. Nationale Konzepte Das dänische Konzept hebt vor allem auf eine Reduzierung der Dioxinbelastung ab. Um künftige Überflutungen zu vermeiden, wird der Bau eines Auffangbeckens mit Schleuse vorgeschlage

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