REACH - Chemie ist gut, Kontrolle ist besser

11.04.2008
Seit Juli 2007 ist die EU Verordnung REACH zur Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien in Kraft getreten. Für produzierende und importierende Unternehmen bedeutet dies einen gigantischen Datenberg verwalten zu müssen. Mit der richtigen Technologie, kann der administrative Aufwand jedoch effizient gemeistert werden. "no data, no market" Betroffen von dem Mammut-Projekt sind alle Chemikalien, die in der EU in Mengen von über einer Tonne pro Jahr produziert oder importiert werden. Dazu gehören sowohl gefährliche, als auch unbedenkliche Chemikalien. Nicht erfasst werden müssen lediglich Stoffe, die bereits einer Registrierungspflicht unterstehen, wie zum Beispiel Abfall, radioaktive Stoffe, nicht isolierte Zwischenprodukte, Lebensmittel, Pflanzenschutz- und Biozidwirkstoffe. Datendetektive Der administrative Aufwand ist groß, denn eine der zentralen Neuerungen dieses Überwachungsystems ist die Verlagerung der Verantwortlichkeiten. Die richtige Erfassung und Registrierung der Daten muss im REACH-System von den Unternehmen selbst gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass die Unternehmen die vollständigen Stoffdaten einholen müssen. Um alle Daten zusammenzutragen, stellen Mitarbeiter über die gesamten Verzweigungen der Lieferkette Nachforschungen an. Die Chemikalienhändler verfügen jedoch meist nur über wenige Informationen hinsichtlich der genauen Zusammensetzung der Rohstoffe und Vorprodukte, die von den Chemieunternehmen bezogen werden. Große Chemiekonzerne, wie beispielsweise das Schweizer Unternehmen Clariant bereiten sich bereits seit mehreren Jahren auf die Einführung von REACH vor. Diverse Arbeitsgruppen und neu geschaffene Strukturen sollen die, durch REACH, hinzukommenden Arbeitsprozesse definieren und die 5000 Seiten starke Verordnung mit all seinen Anhängen und Anmerkungen meistern. Umfassende Veränderungen Das neue Gesetzt wirkt sich auf fast jeden Bereich aus. Von Produktion, Einkauf, Forschung und Entwicklung bis hin zu Marketing, Rechtsabteilung, Informationstechnologie oder auch Vertrieb und Logistik. Schnell kommt zur administrativen auch die Problematik der technischen Abwicklung hinzu. Ohne ein geeignetes Enterprise Content Management (ECM) und Dokumenten Management System (DMS) ist die Menge an Datenerhebung, Verwaltung und Austausch kaum zu bewältigen. Die nötigen Informationen müssen zuverlässig erfasst werden, eine transparente Struktur und sichere, langfristige Archivierung sind essenziell für Unternehmen. Diese neuen gesetzlichen Regelungen erfordern eine sichere, schnelle und vor allem nachvollziehbare Erstellung der geforderten Dokumente. Der Kommunikationsfluss in der Wertschöpfungskette und zu den zuständigen Behörden muss rasch und problemlos ablaufen. Neue Agentur zur Datenkontrolle Insgesamt handelt es sich um circa 30.000 chemische Stoffe, die von den Herstellern, Importeuren, aber auch Händlern registriert werden müssen. Jeder Teil der Wertschöpfungskette wird berücksichtigt und so sind beispielsweise auch verarbeitende Firmen verpflichtet, den Herstellern bisher nicht registrierte Anwendungen zu melden. Der Prozess der Registrierung und Klassifizierung ist in Teilschritte unterteilt und soll bis 2018 abgeschlossen sein. Bei der Registrierung sind Informationen zu Eigenschaften, Verwendungen und dem sicheren Umgang mit den Chemikalien anzugeben. Diese werden in einer zentralen Datenbank gesammelt, verwaltet und geprüft. Die EU hat dafür eigens eine neue Agentur gegründet, in der sämtliche Daten zusammenfließen. Die Bestimmungen regeln aber nicht nur die Pflichten der Industrie, auch die neue Behörde muss nach streng festgelegten Regeln die Daten der eingereichten Dossiers prüfen. So kann bestimmten Stoffen nachgegangen werden, bei denen Verdacht auf Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt besteht. Sicherheitsdossiers Die technischen Dossiers, die von den Unternehmen an die Agentur geliefert werden müssen, können je nach Chemikalie, sehr umfangreich sein. Als gefährlich eingestufte Chemikalien werden beispielsweise mit einem Sicherheitsdatenblatt ausgestattet, aus dem Expositionsbeurteilung und Expositionsszenarien hervorgehen. Das bedeutet, dass nicht nur die Gefährlichkeit selbst, sondern auch bestimmte Verwendungen und Gefahrenpotenziale im Einzelnen festgestellt und aufgelistet werden müssen. Die richtige Technologie Wichtig wird es für Unternehmen vor allem sein, möglichst früh eine Inventarisierung ihrer Stoffe bzw. Chemikalien vorzunehmen, um zu prüfen welche von REACH betroffen sind. Firmen, wie die Benmark, die über langjährige Erfahrungen mit Enterprise Content Management Systemen verfügen, erarbeiten speziell zugeschnittene Konzepte, um den Verordnungen von REACH gerecht zu werden. Die Erstellung von Sicherheitsdatenblättern und Dossiers (Submission and Dossiers Management) wird durch ein automatisiertes System verwaltet. Auch ein automatisierter Datenaustausch von und mit Drittsystemen ebenso wie die Möglichkeit Daten aus bestehenden IT-Ablagesystemen und Quellen zu verschieben, vereinfachen die Datenpflege enorm. Auf diese Weise kann das Unternehmen ohne viel Aufwand die notwendigen Dossiers zusammenstellen und aktualisieren. Sobald eine Liste aller verwendeten Chemikalien vorliegt und die genauen Parameter der Verordnung für den unternehmensspezifischen Fall ausgearbeitet wurden, können auch die Genehmigungsprozesse für die Freigabe von unternehmenskritischen Dokumenten durch angepasste Workflowsysteme unterstützt werden. Dennoch polarisiert REACH innerhalb der Industrie. Die Investition in mehr Sicherheit im Umgang mit Chemikalien wird als notwendig, aber auch als Belastung für die meisten Unternehmen empfunden. Der Verband der chemischen Industrie (VCI) schätzt die finanziellen Auswirkungen auf die gesamte chemische und nachgeschaltete Anwenderindustrie in den kommenden elf Jahren auf mindestens vier Milliarden Euro. Andererseits kann REACH für Unternehmen auch eine Chance sein, Wettbewerbsvorteile zu generieren. Wer REACH am effizientesten umsetzt, läge damit, zumindest in den ersten Jahren, vor der Konkurrenz.

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