Pyrolyseöl aus Altreifen als zusätzliche Rohstoffquelle

BASF investiert in Pyrum im Rahmen des ChemCycling-Projekts

23.09.2020 - Deutschland

BASF SE wird 16 Millionen € in die Pyrum Innovations AG investieren, ein auf die Pyrolyse von Altreifen spezialisiertes Technologieunternehmen mit Sitz in Dillingen/Saar, Deutschland. Mit der Investition wird BASF den Ausbau der Pyrolyse-Anlage von Pyrum in Dillingen und die weitere Markteinführung der Technologie unterstützen.

BASF SE

Pascal Klein (links), Gründer und CEO der Pyrum Innovations AG und Dr. Christian Lach (rechts), Projektleiter ChemCyclingTM bei BASF, vor der Reifenpyrolyseanlage von Pyrum in Dillingen/Saar, Deutschland.

Pyrum betreibt derzeit eine Pyrolyseanlage für Altreifen, die bis zu 10.000 Tonnen Reifen pro Jahr verarbeiten kann. Bis Ende 2022 wird die bestehende Anlage um zwei zusätzliche Produktionslinien erweitert. BASF wird den größten Teil des darin hergestellten Pyrolyseöls abnehmen und im Rahmen des ChemCyclingTM-Projekts und unter Anwendung eines Massenbilanzansatzes zu neuen chemischen Produkten weiterverarbeiten. Die resultierenden Produkte richten sich vor allem an Kunden aus der Kunststoffindustrie, die hochwertige und funktionelle Kunststoffe auf der Basis von rezyklierten Materialien suchen.

Darüber hinaus beabsichtigt Pyrum, gemeinsam mit interessierten Partnern weitere Reifenpyrolyseanlagen zu bauen. Dadurch wird der Weg bis zum serienmäßigen Einsatz der einzigartigen Technologie wesentlich verkürzt. Zukünftige Investoren in die Technologie haben die Gewissheit, dass das Pyrolyseöl von BASF zur Herstellung von leistungsstarken chemischen Produkten abgenommen wird. Durch die Kooperation kann der Kreislauf für Post-Consumer-Kunststoffabfälle geschlossen werden. Altreifen zählen nach DIN EN ISO 14021:2016-07 zu Post-Consumer-Kunststoffabfällen.

BASF und Pyrum gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren zusammen mit weiteren Partnern Produktionskapazitäten zur Herstellung von bis zu 100.000 Tonnen Pyrolyseöl pro Jahr aus Altreifen aufgebaut werden könnten.

„BASF hat sich vorgenommen, den Übergang der Kunststoffindustrie zu einer Kreislaufwirtschaft anzuführen. Fossile Rohstoffe durch recycelte am Anfang der chemischen Wertschöpfungskette zu ersetzen, ist dabei ein wichtiger Hebel“, sagt Hartwig Michels, Leiter des BASF-Unternehmensbereichs Petrochemicals. „Mit der Investition gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt, um eine breite Versorgungsbasis für Pyrolyseöl aufzubauen und unseren Kunden Produkte auf der Basis chemisch recycelter Kunststoffabfälle in kommerziellem Maßstab anbieten zu können.“

„Nach zwölf Jahren harter Arbeit ist Pyrum stolz darauf, nun vom Markt akzeptiert zu werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Investition von BASF zu einem der Marktführer im Reifenrecycling werden“, sagt Pascal Klein, Gründer und CEO von Pyrum. „Wir können unsere Kapazitäten für das Reifenrecycling und die Ölproduktion damit erhöhen und uns darauf konzentrieren, unsere Technologie noch leistungsfähiger zu machen.“

BASF wird das Pyrolyseöl aus Altreifen als zusätzliche Rohstoffquelle neben Pyrolyseöl aus Mischkunststoffabfällen nutzen. Dessen Verwendung steht langfristig im Mittelpunkt des ChemCycling-Projekts.

Produkte, die aus Pyrolyseöl unter Anwendung eines Massenbilanzansatzes hergestellt werden, haben genau die gleichen Eigenschaften wie Produkte, die mit primären fossilen Ressourcen hergestellt werden. Zusätzlich haben sie einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als konventionelle Produkte. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Beratungsunternehmen Sphera im Auftrag von BASF durchgeführte Lebenszyklusanalyse. Unter anderem konnte sie dies für die Herstellung von Polyamid 6 (PA6) zeigen, ein Kunststoffpolymer, das beispielsweise in der Herstellung von Hochleistungskomponenten für die Automobilindustrie eingesetzt wird. Eine Tonne PA6, die mit Reifenpyrolyseöl von Pyrum und unter Verwendung eines Massenbilanzansatzes hergestellt wird, emittiert 1,3 Tonnen weniger CO2 als eine Tonne PA6, die mit fossilen Rohstoffen hergestellt wird. Die geringeren Emissionen resultieren durch die vermiedene Verbrennung der Altreifen.

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