Gutachten sieht Risiken bei CO2-Endlagern

19.11.2010 - Deutschland

(dpa-AFX) Die Lagerung von klimaschädlichem Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken in tiefen Erdschichten birgt einem Gutachten zufolge Risiken. Der hohe Druck, der zur Verpressung des CO2 erforderlich ist, könne zu Lecks führen, heißt es in der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Analyse des Geologen Ralf Krupp für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Neben Gesundheitsgefahren durch freiwerdendes CO2 könne es auch zu einer Trinkwasser-Versalzung durch das Kohlendioxid kommen. Die Industrie warnte vor Panikmache.

Seit Wochen verhandelt die Bundesregierung mit den Bundesländern über den Gesetzentwurf für die umfangreiche Erprobung des sogenannten CCS-(Carbon dioxide capture and storage)-Verfahrens. Dabei soll CO2 in der Industrie und bei der Kohleverbrennung zur Stromgewinnung abgeschieden und per Pipeline unter die Erde verpresst werden. Auch in schwarz-gelb regierten Ländern wie Niedersachsen und Schleswig- Holstein gibt es Widerstände gegen mögliche CO2-Endlager. Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte am Donnerstag der dpa: "Die Abstimmung über den CCS-Gesetzentwurf läuft noch."

Das Unternehmen Vattenfall, das ein CCS-Pilotprojekt am Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg betriebt, wies die BUND- Studie zurück. Die Verpressung von CO2 in die Erdspeicher erfolge langsam und unter stetiger Druckkontrolle, um die Deckschichten nicht zu gefährden, sagte eine Sprecherin. Auch eine Trinkwasser-Gefährdung bestehe nicht. Das oberflächennahe Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird, sei von der CO2-Speicherung nicht betroffen.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte wiederholt CCS als Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel angepriesen. Zusammen mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) legte er im Juli einen Referentenentwurf für die CCS-Erprobung vor, seitdem hakt das Verfahren aber vor allem wegen der Bund-Länder-Differenzen.

Der Grünen-Energiexperte Oliver Krischer betonte: "Das Gutachten bestätigt, dass es widersinnig ist, gegen den Willen der Bevölkerung Braunkohle zu verstromen und dann unter ihrem Boden das CO2 zu verpressen - ohne mögliche Risiken wie etwa die Gefährdung von Trinkwasservorkommen, auch nur einschätzen zu können." Es sei nicht sinnvoll, Millionen in "fragwürdige CCS-Projekte" zu stecken.

BUND-Energieexperte Robert Pörschmann forderte: "Das CCS-Gesetz darf nicht verabschiedet werden, wenn die Sicherheit für Mensch und Umwelt nicht gewährleistet werden kann." Letztlich sei das Ganze nur ein "grüner Deckmantel" für den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken.

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