Neue Glasbeschichtung verhindert Treibhaustemperaturen im Büro

Metallmischung aus Wolfram und Vanadium machts

11.08.2004
London (dpa) - Eine neue Fensterbeschichtung schirmt im Sommer die Hitze ab und nimmt im Winter wärmende Strahlen auf. Damit helfen die Fenster - je nach Jahreszeit - sowohl Heizkosten als auch Strom für Klimaanlagen zu sparen. Das schreiben Wissenschaftler im Fachblatt «Journal of Materials Chemistry» vom Dienstag. Genügend Licht lasse die Schicht aus Wolfram und Vanadium noch durch. Die «intelligente Glasscheibe» schaltet nach Angaben der Forscher bei genau 29 Grad um: Bis zu dieser Temperatur lässt die Scheibe heizende Infrarotstrahlen der Sonne durch. Darüber reflektiert sie diese Strahlen. Das Geheimnis liegt in der richtigen Mischung. Genau 1,9 Prozent Wolfram müsse dem Metall Vanadium zugesetzt werden, berichten Ivan Parkin und Troy Manning von der University of Liverpool. Auch reines Vanadiumdioxid würde heizende Infrarotstrahlen der Sonne zunächst durchlassen und bei höheren Temperaturen reflektieren. Doch läge der Umschaltpunkt vom Heizen zum Abschirmen für diesen Stoff bei 70 Grad Celsius. Der Zusatz von 1,9 Prozent Wolfram jedoch senke die Umschalttemperatur auf 29 Grad Celsius - eine realistische Umgebungstemperatur an warmen Sommertagen. Als dünnen Film dampften die Chemiker die Metallmischung auf Glasscheiben auf. Eine Schichtdicke von 100 Nanometer - ungefähr eintausend Mal dünner als ein Blatt Papier - reiche aus, sagte Troy Manning dem Fachjournal «Nature» (Online-Ausgabe vom 10. August). Das Aufdampfverfahren sei auch für die kommerzielle Produktion geeignet, so Manning. Trotz Beschichtung der Scheiben müsse kaum zusätzliches Licht angeschaltet werden. Denn die Wolfram-Vanadium-Beschichtung sei nur leicht gelb-grünlich getönt, schreiben die Wissenschaftler. Das Team versucht, diesen unattraktiven Farbstich weiter zu reduzieren. Unterdessen gebe es in Japan gerade wegen dieser Färbung Interesse an der neuen Fensterscheibe, sagte Simon Hurst, Forscher einer englischen Glasfirma, dem Magazin «Nature». Er rechne damit, dass die Scheiben in fünf Jahren auf den Markt kommen.

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