Umwelt- und gesundheitsschädliche Flammschutzmittel: Einsatz mindern und ersetzen

Studie zeigt: Trend zum Verzicht und Ersatz von halogenierten Flammschutzmitteln - mit Ausnahmen

27.08.2001

Textilien und Kunststoffe müssen keine umwelt- und gesundheitsschädigende halogenierte Flammschutzmittel enthalten. Es gibt Alternativen, zum Teil kann man beim Brandschutz durch konstruktive Veränderungen der Geräte ganz auf chemische Flammschutzmittel verzichten. Das haben auch viele Hersteller von Produkten erkannt. Doch es gibt unrühmliche Ausnahmen. Vereinzelt werden noch besonders bedenkliche Flammschutzmittel in großen Mengen eingesetzt, wie ein Forschungsprojekt der Öko-Recherche GmbH (Frankfurt/M.) in Verbindung mit dem Institut für Toxikologie der Universität Kiel und dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH (Frankfurt/M.) für das Umweltbundesamt ergeben hat. Ein besonders eklatantes Beispiel ist Decabromdiphenylether, kurz Deca genannt.

Dieses bromierte Flammschutzmittel kann im Brandfall die höchst gesundheits- und umweltschädigenden Dioxine bilden. Decabromdiphenylether sind persistent, das heißt, sie bauen sich in der Umwelt nur sehr langsam ab. Lokal wurden sie in hohen Konzentrationen im Sediment von Gewässern gemessen. Auch in der Innenraumluft konnten sie nachgewiesen werden. Deca wird heute noch in einer Menge von etwa 1000 Tonnen in Deutschland in Produkten wie Gehäusekunststoffen, anderen technische Kunststoffen für elektrische und elektronische Geräte und Textilrückenbeschichtungen verwendet - obwohl es Alternativen gibt. Eine bereits 1986 abgegebene freiwillige Selbstverpflichtung des Verbandes der kunststoffverarbeitenden Industrie und des Verbandes der Textilhilfsmittelhersteller, auf polybromierte Diphenylether zu verzichten, blieb ohne Erfolg. Der Grund: Der Import von Produkten, die diese Flammschutzmittel enthalten, untergräbt die Selbstverpflichtung. Experten schätzen, das in Europa jährlich etwa 30.000 Tonnen bromierte Flammschutzmittel verbraucht werden - davon etwa 8000 Tonnen polybromierte Diphenylether.

In dem Forschungsprojekt wurden 13 Flammschutzmittel (einschließlich des Synergisten Antimontrioxid) hinsichtlich ihrer umweltrelevanten Eigenschaften - im wesentlichen Giftigkeit für Mensch und Umwelt sowie Kreislauffähigkeit - überprüft. Ferner wurde untersucht, wo und wie diese Flammschutzmittel derzeit eingesetzt werden und von welchen Bedingungen dieser Einsatz heute abhängt.

Diese anwendungsbezogene Betrachtung sollte zugleich ermitteln, ob es Möglichkeiten gibt, die umweltbelastenden durch weniger problematische Flammschutzmittel zu ersetzen. Die ausgewählten Flammschutzmittel werden in Bereichen mit unterschiedlichen Brandschutzanforderungen eingesetzt, zum Beispiel in:

Dämmstoffen und Montageschäumen aus Polyurethan-Hartschaum (Baubereich), als konstruktive und Verkleidungselemente aus ungesättigten, glasfaserverstärkten Polyesterharzen (Schienenfahrzeugbereich), als Leiterplatten (vornehmlich aus Epoxidharz), als Außengehäuse für Computer, Drucker, Geräte der Informationstechnologie sowie für TV-Geräte aus dem Elektro- und Elektronik-Bereich sowie in Textilien für Matratzen und Polstermöbel

Erfreulich ist der grundsätzliche Trend, in den Produkten auf halogenierte Flammschutzmittel zu verzichten, sie durch weniger problematische Flammschutzmittel zu ersetzen oder den Flammschutz durch eine andere Konstruktion der Produkte - etwa durch größere Abstände zu potenziellen Temperaturquellen - neu zu gestalten. Für Pentabromdiphenylether ist aufgrund seiner Schädlichkeit für aquatische Ökosysteme ein europaweites Verbot in Vorbereitung. Das ist ein wichtiger Schritt, um den Einsatz bromierter Flammschutzmittel zu verringern.

Die Veröffentlichung "Erarbeitung von Bewertungsgrundlagen zur Substitution umweltrelevanter Flammschutzmittel" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes in drei Bänden als Nr. 25/2001, 26/2001 und 27/2001 erschienen. Sie kosten pro Band 20,- DM und können via Internet unter http://www.umweltbundesamt.de, Rubrik "Veröffentlichungen" bestellt werden

Weitere News aus dem Ressort Forschung & Entwicklung

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen in der Batterietechnologie!