Ingenieurberufe: Engpässe werden zum Wachstums- und Innovationshemmnis

07.03.2018 - Deutschland

Eine überaus positive Geschäftslage und optimistische Geschäftserwartungen der Unternehmen sowie ein großer Bedarf im öffentlichen Dienst sorgen auch im vierten Quartal 2017 für eine hohe Arbeitskräftenachfrage und eine niedrige Arbeitslosigkeit auf dem Ingenieurarbeitsmarkt. Monatsdurchschnittlich waren 81.080 offene Stellen zu besetzen. Damit konnte das Stellenangebot in den Ingenieurberufen verglichen zum Vorjahresquartal um 15,5 Prozent zulegen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt.

Gleichzeitig ist das Arbeitskräfteangebot in Form von Arbeitslosen, die in einem Ingenieurberuf eine Beschäftigung suchen, mit monatsdurchschnittlich 24.089 Personen auf einen neuerlichen Tiefstand seit Beginn der Aufzeichnungen 2011 gesunken. Treiber dieser Entwicklung ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Ingenieuren in den Bereichen Bau, Vermessung und Gebäudetechnik, Architekten wie auch in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie in der Energie- und Elektrotechnik.

Die Entwicklungen verstärken die bereits vorhandenen Engpässe nochmals deutlich. Im vierten Quartal 2017 entfielen in den Ingenieurberufen auf 100 Arbeitslose bundesweit 337 offene Stellen. Besonders gravierend gestaltet sich die Situation in der baden-württembergischen Energie- und Elektrotechnik sowie in der bayerischen Maschinen- und Fahrzeugtechnik, in denen die Engpassrelationen Werte von 800 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen überschritten haben. Aber auch im Baubereich, der mit einer bundesweiten Engpassrelation von 501 den stärksten Engpass aufweist, zeigen sich in einigen Regionen Engpasskennziffern von über 600.

Im Regionalvergleich stehen die Arbeitsmarktregionen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Allen voran im Süden Deutschlands dürften die äußerst positiven Geschäftserwartungen die Arbeitskräftenachfrage auch in den kommenden Monaten weiter in die Höhe treiben und somit für eine weiterhin angespannte Lage auf dem Ingenieurarbeitsmarkt sorgen. In einigen ostdeutschen Regionen zeigt sich eine besonders starke Dynamik bei der Entwicklung der Engpassrelation. Zurückzuführen ist dies auch auf die zunehmenden Schwierigkeiten für ostdeutsche Arbeitgeber, geeignetes Personal zu finden. Ergebnisse einer Mittelstandsbefragung bestätigen dieses Bild, welches verdeutlicht, dass die Sorge vor dem Fachkräfteengpass in Ostdeutschland nochmals stärker vorhanden ist als im Bundesdurchschnitt.

Für die Bewältigung aktueller und künftiger IT-und Digitalisierungsprojekte, von der Gestaltung von Smarthomes über die Mobilität 4.0 bis hin zur Energiewende, ist der deutsche Arbeitsmarkt auf Experten, insbesondere auch aus dem Ingenieurbereich, angewiesen. Dies ist gerade vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs von zentraler Bedeutung, will Deutschland beim Thema Digitalisierung nicht den Anschluss verlieren. Auch im Baubereich ist weiterhin mit einer angespannten Lage zu rechnen, wenngleich die Geschäftserwartungen der Branche leicht gedämpft ausfallen. Dem Thema Fachkräftesicherung in den Ingenieurberufen kommt damit zunehmend eine prioritäre Bedeutung zu.

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