Berlin (
dpa) - Abbaubare Bio-Materialien werden in der
Chirurgie immer häufiger verwendet. Insbesondere bei kleineren Brüchen kommen zunehmend
Kunststoffe zum Einsatz, die im Körper langsam zerfallen, sagte am Freitag in Berlin der Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie,
Klaus Emil Rehm. Sie werden bei nicht zu großen Brüchen an Stelle von Metallplatten und - schrauben eingesetzt. Der Vorteil sei, dass die selbstauflösenden
Implantate aus
Polylactid nicht nach Ausheilung aus dem Körper entfernt werden müssten.
Die resorbierbaren Bio-Materialien hätten allerdings nicht immer alle Hoffnungen erfüllt, schränkte Rehm auf dem von 3000 Chirurgen aus den deutschsprachigen Ländern besuchten
Kongress ein. Schrauben und Platten aus Kunststoff seien deutlich weniger belastbar als jene aus Metall, ihr Einsatz also begrenzt. Untersuchungen mit abbaubaren
Knochenfüllstoffen zum Ausgleich von Knochendefekten waren enttäuschend, meinte der Chirurg.
Gute Ergebnisse erzielte hingegen resorbierbares Nahtmaterial. In der Kieferchirurgie werden vereinzelt kleine Polylactid-Schrauben eingesetzt. Besonders gut würden sich kleine Brüche an Gelenken mit resorbierbaren Stiften versorgen lassen, beispielsweise der Bruch des so genannten Speichenköpfchens am Ellenbogen. In einer deutschen Studie wurden 163 Patienten mit diesem Bruch operiert - die eine Hälfte mit Bio-, die andere mit Metall-Stiften. Nachuntersuchungen zeigten keine Unterschiede. In beiden Gruppen wurden gleich gute Ergebnisse erzielt.
«Man kann nicht sagen, das Problem der Bio-Materialien ist gelöst», meinte Rehm. «Es ist aber ein Zukunftsthema, denn jetzt kommen diese Materialien auf den Markt.» Die Stifte werden durch hydrolytische Spaltung (Umsetzung einer chemischen Verbindung mit
Wasser) in körpereigene Produkte wie
Milchsäure, Kalzium und Phosphat verwandelt. Nach 18 bis 36 Monaten sollten derartige
Implantate vollständig verschwunden und durch
Knochen oder
Gewebe ersetzt worden sein.