Sie gilt als bisher größter archäologischer Fund: die chinesische
Terrakotta-Armee aus dem Grabmal des 210 v. Chr. verstorbenen ersten
chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi. Nach 2200 Jahren Lagerung im feuchten
Erdreich verlieren die ursprünglich bunten, lebensecht bemalten Figuren jedoch
bald nach der Ausgrabung ihre
Farben. Die Festigung der Farbmassen erwies sich
als ungewöhlich schwierig, etablierte Methoden scheiterten. So musste ein neues
Verfahren entwickelt werden: die Elektronenstrahlhärtung.
1974 wurden die ersten Terrakottafragmente in Lintong gefunden. Allein in den
jetzigen Ausgrabungsstätten werden 7000 bis 8000 Einzelfiguren vermutet,
weitere, Ende 2002 entdeckte Fundstätten sollen die bekannten sogar erheblich
übertreffen. Inzwischen sind mehr als 1500 der lebensgroßen Krieger ausgegraben.
Leider ist deren wunderschöne Bemalung nicht haltbar. "Die Lackgrundierung hat
sich im Laufe der Lagerung verändert," erklärt Heinz Langhals von der
Universität München. "Die Grundierung reißt, löst sich ab, rollt sich zusammen
und fällt ab, so bald die relative
Luftfeuchtigkeit unter 84 % sinkt." Damit
geht auch die darüber liegende Pigmentschicht verloren. "Durch die sehr feine
Porenstruktur des wassergesättigten Lacks können die üblichen Festigungsmittel
nicht eindringen," sagt Langhals, der 2002 während eines Forschungsaufenthalts
am Bingmayong-Museum in
China mit der Problematik konfrontiert wurde.
Als Ausweg entwickelten Heinz Langhals, Daniela Bathelt und Ingo Rogner ein
neues Verfahren: Die ausgegrabenen Fragmente werden mit Hydroxyethylmethacrylat
(HEMA) behandelt, einem gängigen Monomer bei der Kunststoff-Herstellung. Es ist
wasserlöslich, sodass es direkt bei der feuchten Terrakotta angewendet werden
kann. Die Härtung, das heißt die Vernetzung der Monomere zu einem Polymer,
erfolgt durch
Bestrahlung mit Elektronenstrahlen (ß-Srahlen), die glatt durch
die Lackschicht hindurch gehen, aber an der Terrakotta gestoppt werden. "An der
für das Haftvermögen wichtigen Terrakotta-Lack-Grenzschicht setzt daher die
Vernetzung verstärkt ein und schreitet dann in Richtung Oberfläche fort," so
Langhals. "An der Grenze zur umgebenden Luft wird die Reaktion durch Sauerstoff
gestoppt. Dadurch wird die Oberfläche nicht glänzend - was den naturgetreuen
Eindruck der Tonkrieger sehr stören würde."
Das Polymer ist ausgesprochen beständig, und die
Farbpigmente werden durch die
Behandlung nicht beeinträchtigt. Und so verspricht sie, die Methode der Wahl für
eine dauerhafte Konservierung der Farbfassungen der Terrakotta-Armee zu werden.