Gewinner des European Inventor Award 2010 in Madrid ausgezeichnet

Bahnbrechender Nutzen aus Abfallprodukten, Laserscannern, Kohlenstoffmolekülen, Brennstoffzellen und GPS-Systemen

30.04.2010 - Spanien

Bioplastik, Fußballmoleküle, GPS-Technologie, Wasserstoff-Brennstoffzellen und dreidimensionale Scansysteme - die Entwicklungen der Gewinner des renommierten European Inventor Awards 2010 reichen von Umweltschutz über Kernphysik und Informationssysteme bis hin zur satellitengestützten Navigation. Das Europäische Patentamt (EPA) und die Europäische Kommission haben im Rahmen einer feierlichen Gala in Madrid unter der Schirmherrschaft ihrer königlichen Hoheiten, des Prinzen Felipe und der Prinzessin Letizia von Asturien, die fünf Preisträger aus Deutschland, der Schweiz, den USA und Kanada ausgezeichnet.

Die Preisträger des European Inventor Award 2010 sind:

In der Physik hat Wolfgang Krätschmer (Deutschland) ein ganz neues Forschungsgebiet entdeckt, für welches er in der Kategorie Lebenswerk geehrt wurde. Sein Verfahren erlaubt die Herstellung von Fullerenen, einer neuen Gruppe von Kohlenstoffen für Forschungszwecke. Damit gelang dem Physiker ein wegweisender Schritt zu neuen Werkstoffen. Erst dank seiner Arbeit konnten die auch „Fußballmoleküle“ genannten Kugeln aus 60 Kohlenstoff-Atomen (C60_Moleküle) umfassend erforscht werden. Innerhalb kürzester Zeit wurden seither hunderte von neuen Anwendungen für Fullerene patentiert. Durch ihre Hitzebeständigkeit, Halbleitereigenschaften und ihre supraleitenden Fähigkeiten finden die Kohlenstoffe heute weltweit Verwendung in innovativen Schmierstoffen, Brennstoffen und neuartigen Supraleitern.

Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele (Deutschland) sind die Gewinner in der Kategorie KMU/Forschung. Die beiden Ingenieure haben mit dem Flüssigholz Arboform einen Durchbruch im nachhaltigen Umgang mit nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Das Grundmaterial dieses Werkstoffs ist Lignin, das bei der Papier und Zellstoffproduktion in großen Mengen anfällt. In Verbindung mit anderen Naturfasern lässt sich Lignin zu einem leicht formbaren Biokunststoff verarbeiten, der auch wieder in ökologisch unbedenkliche Bestandteile zerfällt. Vor allem in der Automobilindustrie ist die Nachfrage nach Arboform groß. Durch die holzähnliche Optik und hohe Verformbarkeit bietet es neue Möglichkeiten im Innenraumdesign. Es wird auch bei Möbeln, Spielzeug und Uhren eingesetzt.

In der Kategorie Industrie fiel die Wahl der Jury auf Albert Markendorf (Schweiz) und Raimund Loser (Deutschland). Ihr dreidimensionales Scan- und Messsystem hat eine neue Dimension in der Detailtreue in der industriellen Messtechnik geschaffen und diese revolutioniert. Ihr tragbarer Laserscanner misst nicht nur Entfernungen sondern kann gleichzeitig auch den Winkel bestimmen, in welchem dem der Laser strahl reflektiert wird. Das dreidimensionale Ergebnis ermöglicht eine bei lasergestützten Scansystemen bis dahin unerreichte Detailgenauigkeit und Messeffizienz, beispielsweise in Design- und Entwicklungsprozessen der Automobilindustrie. Und auch Bahnunternehmen und Flugzeughersteller setzen heute bei ihrer Qualitätskontrolle auf diese Scantechnik.

Dank Sanjai Kohli und Steven Chen (USA), Gewinner in der Kategorie außereuropäische Staaten, können GPS-Systeme auch heute kommerziell genutzt werden und sind Teil unseres Alltags geworden. Die Ingenieure haben die leistungsstarken und kostengünstigen Chips entwickelt, die die effektive Nutzung von Satellitensignalen erst ermöglichten. Die von ihnen erarbeitete Technologie führte zu einem explosionsartigen Absatz auf dem Markt für GPS-Geräte und legte den Grundstein für die kommerzielle Verwendung der Technik in Autos, Flugzeugen, Schiffen und Handys.

Die beiden Kanadier Ben Wiens und Danny Epps haben elektrochemische Brennstoffzellen zu einer heute kommerziell erfolgreichen Alternative zu fossilen Brennstoffen entwickelt. Dafür wurden auch sie in der Kategorie außereuropäische Staaten ausgezeichnet. Die von ihnen entwickelten Zellen funktionieren bei niedrigen Betriebstemperaturen und benötigen damit keine energieaufwendige Kühlung. Mit dieser Entwicklung konnte ein entscheidender Schritt in Richtung grünere Energie vollzogen werden: Seit 2004 sind Busse mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb in 15 Großstädten rund um den Globus im Einsatz, so etwa in Amsterdam, Barcelona, London und Madrid. Auch bei den olympischen Winterspielen in Vancouver wurden 20 solche Fahrzeuge eingesetzt. Die Brennstoffzellen sind außerdem unverzichtbar in Telekommunikationsanlagen in Kanada, der EU und Indien, wo sie bei Stromausfällen Ersatzstrom liefern.

Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Industrie und Unternehmen, erklärte: "Die Auszeichnung 'European Inventor of the Year' zeigt, dass Europa bei der Entwicklung bahnbrechender Erfindungen weiter ganz vorne liegt. Hier werden herausragende Beispiele dafür gewürdigt, wie technische Innovation und Marketingstrategien zum Nutzen der Wirtschaft erfolgreich zusammenwirken können - und zudem die Lebensqualität von Millionen Menschen auf der ganzen Welt verbessern."

"Der Erfolg dieser Erfindungen ist Ansporn genug, auch in Zukunft alles daran zu setzen, die Qualität europäischer Patente als wirkungsvolle Instrumente des Erfindungsschutzes zu erhalten und zu stärken", erklärte EPA-Präsidentin Alison Brimelow.

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