Stärkung des Bayer-Pharma-Standorts Wuppertal

04.12.2003

"Die neue Ausrichtung des Konzerns mit seiner Konzentration auf die Kernkompetenzen in wachstumsstarken Bereichen eröffnet uns große Chancen. Denn die verstärkte Fokussierung auf Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien bildet gerade für Bayer HealthCare eine hervorragende Grundlage, sich als führendes innovatives Unternehmen in der Gesundheitsversorgung zu positionieren." Dies erklärte Dr. Wolfgang Plischke, Leiter Division Pharma bei der Bayer HealthCare AG (BHC), im Rahmen eines Abendgesprächs vor Journalisten am 2. Dezember 2003 im Bayer-Pharma-Forschungszentrum in Wuppertal, in dessen Mittelpunkt die künftige Bedeutung des Standorts Wuppertal für die Division Pharma stand. Dr. Bernd von der Linden, Leiter des Bayerwerks Wuppertal, informierte die Medienvertreter über die aktuelle Lage und geplante Entwicklungen im Pharma- und Chemiepark Wuppertal. Plischke wies darauf hin, dass es geplant sei, den Hauptsitz der Pharma-Geschäftsleitung nach Wuppertal zu verlegen, wo sich ja bereits die weltweite Leitung der Pharma-Forschung und -Entwicklung befindet: "Die Konzentration aller wichtigen Funktionen an einem Standort ermöglicht uns schnellere Entscheidungswege und flexiblere Prozesse, um insgesamt in der Zukunft eine noch schlagkräftigere Organisation zu werden."

Er betonte, dass die vergangenen Monate intensiv dazu genutzt worden seien, eine langfristig Wert schaffende Strategie für das HealthCare-Geschäft zu entwickeln. Unterschiedliche Partnerschaftsoptionen habe man geprüft; dabei sei man aber zu dem Ergebnis gekommen, dass keine der Lösungen attraktiv genug gewesen seien, um dieses Ziel der Wertsteigerung zu erreichen.

"Der positive Geschäftsverlauf im laufenden Jahr hat nun einen großen Teil der Unsicherheit in unserem Pharmageschäft ausgeräumt", so Dr. Plischke. Möglich wurden die Erfolge durch die Markteinführungen von Levitra, das in nur acht Monaten bereits in 90 Prozent des weltweiten Marktes ausgeboten werden konnte, Kinzal (zur Behandlung von Bluthochdruck) in Europa, Cipro XR (gegen Harnwegsinfektionen) in den USA und dem Atemwegsantibiotikum Avalox IV. Dazu zählten aber auch Lizenzabkommen für Entwicklung und Vertrieb einiger neuer Wirkstoffe sowie viel versprechende Entwicklungen in der Pharma-Pipeline. Zudem hätten Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen zu dieser erfreulichen Tendenz beigetragen.

In der Pharma-Forschung und -Entwicklung möchte sich Bayer Pharma auf drei Kern-Therapiegebiete - Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauf-Risikomanagement (einschließlich Diabetes und Fettsucht) sowie Urologie - konzentrieren. Darüber hinaus betrachte man die Onkologie als neues Forschungsgebiet mit großen Herausforderungen und Möglichkeiten.

Im Jahr 2004 werde es allerdings noch einmal große Herausforderungen geben, denn besonders mit Ablauf des Cipro-Patents in den USA erwarte man einen "drastischen Umsatzrückgang", wie er in der Pharmaindustrie allgemein üblich sei. Mittelfristig werde Pharma durch den Fokus auf die Kernsegmente und durch angepasste Organisationsstrukturen aber ein Wachstum und eine Profitabilität erreichen, die vergleichbar seien mit Wettbewerbern ähnlicher Größe in Europa.

Auch auf andere BHC-Geschäftsfelder ging Dr. Plischke kurz ein. In den Bereichen Consumer Care, Diagnostika und Tiergesundheit besitze Bayer bereits heute weltweit führende Positionen, die es in Zukunft konsequent auszubauen gelte. Das Wachstum bei BHC, mit dem man "voll im Plan" liege, sei im laufenden Jahr vor allem bestimmt gewesen durch Consumer Care mit seinen verschreibungsfreien OTC-Produkten, dem Bereich Tiergesundheit mit dem Segment "Hobbytier", der Division Diagnostika mit Self Testing (Blutzuckermessgeräte) und schließlich durch Kogenate aus der Division Biologische Produkte.

Neun neue Produkte sind im Laufe des Jahres 2003 bei BHC ausgeboten worden. Sie haben in den ersten neun Monaten einen Umsatzzuwachs von neun Prozent in lokaler Währung verzeichnet - Produkte, die - so Plischke - "auch einen sehr starken Einfluss auf das langfristige Wachstum bei BHC haben werden".

Dr. von der Linden informierte die Medienvertreter anschließend über "das Bayerwerk Wuppertal als künftiges Zentrum unserer Pharma-Aktivitäten". Dabei ging er sowohl auf die Ereignisse im ablaufenden Jahr als auch auf die 2004 geplanten Entwicklungen ein.

Der Personalbestand sei - wie geplant - weiter reduziert worden: im Pharma-Forschungszentrum Aprath (von knapp 1.700 Mitarbeitern im Jahr 2001 auf zurzeit rund 1.450) wie auch im Werk an der Wupper (von 1.600 auf mittlerweile ca. 1400). Mit Frühruhestandsregelungen, Altersteilzeit und verstärkten Teilzeitangeboten wird dieser "absolut notwendige Anpassungsprozess" - so von der Linden - stets sozialverträglich umgesetzt. "Aber auch Bayer-interne Versetzungen und Aufhebungsverträge für jüngere Mitarbeiter zählen zu unserem Maßnahmenkatalog." Bei Unternehmensgründungen oder der Beschäftigungsvermittlung außerhalb von Bayer helfe das Unternehmen den Betroffenen.

Trotz der Refokussierung des Geschäftsbereichs seien aber auch wieder verstärkte Investitionen geplant. Gegenüber 2003, als 13 Mio. Euro investiert wurden, sehe der Plan für das kommende Jahr eine Investitionssumme von 29 Mio. Euro vor. Die Instandhaltungsmaßnahmen würden mit 54 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um rund 17 Mio. Euro höher ausfallen, "womit wir auch die Zahlen der vergangenen Jahre deutlich übertreffen", so der Bayer-Werksleiter.

Von der Linden sprach weiterhin eine Reihe anderer für den Standort Wuppertal bedeutsamer Themen an. So hätte Responsible Care, das heißt "Verantwortliches Handeln", weiterhin einen sehr hohen Stellenwert im Unternehmen. In diesem Jahr, das unter dem Motto "Eigenverantwortung" steht, sei vor allem der Tag der Gruppenaktivitäten herauszuheben: 17 Mitarbeitergruppen haben in einer Ausstellung ihren Beitrag zum Thema Eigenverantwortung am Arbeitsplatz dargestellt. Die besten Beiträge wurden prämiert. Einen Sonderpreis erhielt der "lautlose Sprachkurs", eine Mitarbeiter-Initiative, die die Integration von Gehörlosen im Labor zum Ziel hat. Dieses Projekt sei bisher einmalig in der Privatwirtschaft und werde von den zuständigen Behörden mit großem Interesse verfolgt. Das kommende Jahr wird unter dem Responsible-Care-Motto "Ressourcenschonung" stehen.

Tradition habe das Engagement des Standortes für die Heranführung von Schülern und Jugendlichen an die Naturwissenschaften. Im April feierte das BayLab sein 5-jähriges Bestehen. Kindern und Jugendlichen werde die Welt der Biologie und Chemie durch die Möglichkeit zum Experimentieren im Labor nahe gebracht. Sehr erfolgreich sei außerdem das "Projekt KURS 21 - Schulen unternehmen Zukunft" verlaufen, das eine langfristige Lernpartnerschaft zwischen dem Wuppertaler Carl-Fuhlrott-Gymnasium und dem Bayerwerk Wuppertal beinhaltet. Die Zusammenarbeit mit den Schulen und Jugendlichen werde im kommenden Jahr weiter ausgebaut. Ebenso positiv sei die Resonanz am Tag der offenen Tür des Verbandes der Chemischen Industrie - am 20. September dieses Jahres - gewesen, als rund 6.200 begeisterte Gäste das Wuppertaler Bayerwerk besuchten.

Abschließend stellte der Bayer-Werksleiter den Journalisten die Konzeption des Pharma- und Chemieparks Wuppertal vor: "Hier bieten wir Interessenten eine solide Basis, um in kürzester Zeit und mit geringen Investitionssummen neue Geschäftsstrukturen aufzubauen. Unser Vermarktungskonzept beinhaltet die Verpachtung von Freiflächen, die Vermietung von Gebäuden zur Ansiedlung von Unternehmen und das Angebot von Dienstleistungen von der Planung bis hin zur Lohnproduktion. Von Beginn an können, falls gewünscht, unsere Partner die vorhandene hochqualifizierte Analytik, die Biotechnologie und die Produktion sowie die chemische Entwicklung in Anspruch nehmen."

Potenzielle Partner profitieren von der ausgezeichneten Infrastruktur des Werks mit einem breit gefächerten Spektrum von Serviceangeboten, wie z.B. der Nutzung von Kläranlage, Logistikdienstleistungen, Werkstattdiensten, gutachterlichen Tätigkeiten, u.a. Genehmigungen, und der arbeitsmedizinischen Betreuung.

Bisher allerdings - so schränkte von der Linden ein -, sei man dem Ziel, weitere Partner im Pharma- und Chemiepark Wuppertal anzusiedeln, "noch nicht sehr viel näher gekommen". Dies sei einerseits auf die momentan schwachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, andererseits auf den noch geringen Bekanntheitsgrad des Pharma- und Chemieparks zurückzuführen. Die bisherigen ernsthaften Kontakte gelten eher den Bayer-Dienstleistungen als Plänen für eine konkrete Ansiedlung. Mit Hilfe des Internets, der Beteiligung an Landesinitiativen - z.B. BioRiver oder ChemCologne-, der Kooperation mit anderen Bayer-Teilkonzernen, dem Besuch von Fachmessen und mit Publikationen wolle man hier jedoch deutliche Fortschritte erzielen. Erfolgreich sei man im Bereich der Kooperationen und Lohnaufträge. In der Biotechnologie würden für fünf verschiedene, zum Teil namhafte internationale Partner Produkte hergestellt und die Chemische Entwicklung habe von einer Start-up-Firma einen ersten Entwicklungsauftrag für ein Anti-Krebsmittel erhalten.

Dem Pharma- und Chemiepark misst Dr. von der Linden ein erhebliches Potenzial zu, da es sich hierbei um ein Industriegelände handelt, bei dem "Ansiedlungsmöglichkeiten durch ein einzigartiges Dienstleistungsangebot ergänzt werden."

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