Bis zu 12 Prozentpunkte höhere Rendite bei Fusionen mit Ausrichtung an Unternehmensstärken

Bayer, Linde und BASF als Beispiele für deutsche M&A-Champions

24.02.2012 - Deutschland

Zusammenschlüsse zur besseren Nutzung oder Stärkung der systemischen Kernfähigkeiten der beteiligten Unternehmen erzielen jährliche Aktienrenditen, die um ganze 12 Prozentpunkte höher liegen als diejenigen, bei denen die Unternehmensstärken (Capabilities) nur begrenzt zueinander passen. So war bei Fusionen, die vorhandene Stärken des Käufers auf das übernommene Unternehmen ausdehnen oder optimal nutzen (Leverage Deals), eine deutliche Steigerung der jährlichen Aktienrendite um 3,9 Prozentpunkte (gegenüber den Marktindizes) zu verzeichnen. Bei Fusionen, die den weiteren Ausbau der eigenen Unternehmensstärken in den Mittelpunkt der M&A-Strategie stellen (Enhancement Deals), ließ sich eine Steigerung der Aktienrendite um
0,4 Prozentpunkte (gegenüber den Marktindizes) nachweisen.

Dies steht im deutlichen Kontrast zu jenen Transaktionen, bei denen die Unternehmensstärken nur bedingt zusammenpassten (Limited Fit Deals). Diese performten um 9,1 Prozentpunkte schlechter als der Vergleichsindex.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Strategieberatung Booz & Company. Für die Studie wurden 320 Transaktionen aus dem Zeitraum 2001 bis 2009 aus acht Branchen analysiert. Verglichen wurde die Aktienrendite für die zwei Jahre nach dem Zusammenschluss.

Orientierung an Unternehmensstärken als entscheidender Wettbewerbsvorteil

Die Performance-Unterschiede der untersuchten M&A-Aktivitäten offenbaren einen zentralen Einflussfaktor für das Gelingen von Übernahmen und den anschließenden Integrationsprozess. „Über Rentabilität, Wertschöpfung und Wettbewerbsvorteil eines Mergers entscheidet das Matching der zentralen Unternehmensstärken beider Akteure. Die Studienergebnisse bestärken unseren Ansatz der Capabilities Driven Strategy“, so Dr. Joachim Rotering, Senior-Partner sowie M&A-Experte bei Booz & Company. „Ein Unternehmen, das alle strategischen Entscheidungen wie etwa Wertversprechen, Produkt- und Serviceportfolio oder Investitionen im Einklang mit seinen differenzierenden Capabilities fällt, übertrifft seine Wettbewerber dauerhaft.“

Beispiele für gelungene Enhancement Deals sind etwa die Übernahmen von Pixar durch Disney und von DoubleClick durch Google. Letztere ermöglichte dem Suchmaschinenriesen den Zugang zu einer führenden Plattform für Onlinewerbung. Google verbesserte so seine strategische Wettbewerbsposition in diesem umkämpften Markt. Bei der Übernahme von Alcon legte dagegen Novartis besonderen Wert auf die Hebelkraft der sich ergänzenden systemischen Stärken. Novartis setzte nach dem Abschluss dieses Leverage Deals und des Integrationsprozesses seine Stärken im Bereich wissenschaftlich orientierter Innovationen optimal ein, um Alcons Geschäft im Bereich Kontaktlinsen und Augenheilkunde weiterzuentwickeln.

Deutsche M&A-Champions achten auf sich ergänzende Unternehmensstärken

Die Booz & Company-Autoren nennen auch die M&A-Deals prominenter DAX-Konzerne als positive Beispiele für die Konzentration auf sich ergänzende Unternehmensstärken und die daraus resultierende überdurchschnittliche Kapitalrendite. So führten die Übernahmen von Schering durch Bayer, BOC durch Linde sowie Ciba durch BASF zu Renditen, die signifikant über der Entwicklung des DAX lagen. „Dies bestätigt unsere Grundüberzeugung hinsichtlich der relevanten Erfolgsfaktoren: Unternehmen, die ihre differenzierenden systemischen Stärken kontinuierlich analysieren, optimieren sowie ausbauen, schaffen für ihre Kunden einen signifikanten Mehrwert. Dieser erlaubt es ihnen, entscheidende Wettbewerbsvorteile zu erlangen und deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen als ihre Mitbewerber“, so das Fazit von Rotering. Wendet man diese Grundsätze auf M&A-Deals an, zeigt sich der Erfolg in messbaren Kennzahlen wie etwa deutlich höheren Aktienrenditen.

Methode

Die Studie von Booz & Company basiert auf der Analyse von 320 Fusionen und Übernahmen, die zwischen 2001 und 2009 in den Branchen Chemie, Basiskonsumgüter, Energieversorgung, Gesundheitswesen, industrielle Produktion, Informationstechnologie, Medien und Einzelhandel stattfanden. Sie misst die Performance der Transaktionen, indem sie die Gesamtrendite der Aktionäre jedes erwerbenden Unternehmens für die zwei Jahre nach Abschluss der Übernahme mit dem TSR (Total Shareholder Return) des jeweiligen Leitindex des Landes vergleicht, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. Diese Indizes sind zum Beispiel der S&P 500 in den USA, der FTSE 100 in Großbritannien, der CAC 40 in Frankreich und der DAX in Deutschland.

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