Bei Finanzierungen: Startups aus Bayern ziehen an Berlin vorbei

Das Finanzierungsvolumen steigt im dritten Halbjahr in Folge

23.07.2025
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Symbolbild

Aus einem hauchdünnen Vorsprung ist ein deutlicher Abstand geworden: Bayerische Startups konnten in den vergangenen sechs Monaten knapp 2,1 Milliarden Euro Risikokapital einsammeln – 262 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024 und fast genauso viel wie im gesamten Jahr 2024, als 2,3 Milliarden Euro in den Freistaat flossen. Die aktuelle Investitionssumme entspricht zudem fast der Hälfte (46 Prozent) des Gesamtvolumens, das im laufenden Jahr in die deutsche Startup-Szene investiert wurde. Berliner Jungunternehmen sammelten dagegen 1,5 Milliarden Euro ein – ein Anstieg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Liste der Top-Deals, die lange Zeit von Berliner Jungunternehmen dominiert wurde. Im ersten Halbjahr 2025 gingen sechs der zehn deutschlandweit größten Finanzierungsrunden an Startups aus Bayern – nur drei an Jungunternehmen aus Berlin. Komplettiert wird das Top-10-Deal-Ranking von einem Unternehmen aus Baden-Württemberg. Die größte Geldspritze erhielt das KI-Startup Helsing aus München (600 Millionen Euro), gefolgt von dem Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten im Allgäu (400 Millionen Euro) und dem Software-Startup AMBOSS aus Berlin (240 Millionen Euro).

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: „Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert, die Gewichte verschieben sich. In Berlin finden nach wie vor die meisten Deals statt. Und Berlin bleibt beispielsweise im Bereich E-Commerce deutschlandweit klar führend. Aber: Infolge neuer Megatrends setzen Investoren andere Schwerpunkte als in den Vorjahren: der Krieg in der Ukraine bzw. die steigende Bedeutung des Rüstungssektors zum einen, der weltweite Vormarsch der Künstlichen Intelligenz zum anderen und schließlich die Energiewende und der Umbau der Energieversorgung in Deutschland.“

So waren die Finanzierungsrunden für die in Bayern ansässigen Startups Helsing und Quantum Systems die größte bzw. viertgrößte Investition im ersten Halbjahr in Deutschland – beide Unternehmen sind in der Rüstungsbranche tätig. Von den gut 4,6 Milliarden Euro, die deutschlandweit im ersten Halbjahr investiert wurden, flossen zudem knapp zwei Milliarden Euro an KI-Startups – auch ein Bereich, in dem Bayern besonders stark ist. Und zwei der zehn größten Deals in der ersten Jahreshälfte gingen an bayerische Anbieter von Batterielösungen Bzw. Energiegewinnungstechnologien.

Prüver: „Das bayerische Startup-Ökosystem hat seine Stärken im Technologie-Sektor – das ist genau der Bereich, der derzeit besonders im Fokus der Investoren steht. Zudem profitiert der Startup-Standort Bayern von der Wirtschaftskraft allgemein. Das hilft vor allem, wenn es darum geht, die eigenen Dienstleistungen, Anwendungen oder Produkte traditionellen Industrien anzubieten, wie beispielsweise dem Automobil- und Maschinenbau oder der Medizintechnik, oder hier Kooperationspartner und Investoren zu finden. Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Startups befruchten sich gegenseitig, das fördert Innovation und zieht Investoren an. Ein ähnliches Stärken-Profil sehen wir in Baden-Württemberg, die bayerische Startup-Szene profitiert aber – zumindest bislang – deutlich stärker.“

Investitionsboost im Bereich Software, Kapital-Sprünge für Education und PropTech

Gefragt sind aktuell vor allem Jungunternehmen aus dem Sektor Software & Analytics, sie erhielten in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Abstand am meisten Investitionskapital: Knapp 1,5 Milliarden Euro standen hier zu Buche, ein Zuwachs von fast 400 Millionen Euro im Vergleich zur Vorjahresperiode (plus 36 Prozent). Ein Ende dieses Booms ist laut Prüver nicht in Sicht: „Wir stehen gerade erst am Anfang der Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz, die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie in Unternehmen werden rasant steigen. Das Potenzial ist riesig, Deutschland hat hier alle Möglichkeiten, dieser Entwicklung durch eigene Ideen und Startups seinen Stempel aufzudrücken und wirtschaftlich zu profitieren.“

Auch wenn der Softwaresektor das meiste Risikokapital auf sich vereinigen konnte: andere Bereiche ziehen auch das Interesse der Investoren auf sich. Ein starkes Wachstum konnte etwa der Bereich Energy erzielen: Die investierte Risikokapitalsumme stieg hier von 349 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 auf 922 Millionen Euro im aktuellen Vergleichszeitraum – und damit um 164 Prozent. Prozentual noch stärker stiegen Investitionen nur in den Bereichen Education, wo – nach 20 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum – in den ersten sechs Monaten 324 Millionen Euro (plus 1.520 Prozent) eingesammelt werden konnten, sowie im Bereich PropTech. Hier flossen im ersten Halbjahr 2024 sechs Millionen Euro, im aktuellen Beobachtungszeitraum sind es 91 Millionen Euro (plus 1.416 Prozent).

Investitionssumme steigt im dritten Halbjahr in Folge

Insgesamt konnten Jungunternehmen im ersten Halbjahr 2025 deutschlandweit Risikokapital in Höhe von fast 4,6 Milliarden Euro einsammeln. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres ist dies ein Zuwachs von knapp 1,2 Milliarden Euro (plus 34 Prozent). Die aktuelle Summe stellt außerdem den dritthöchsten Wert für ein erstes Halbjahr seit 2015 dar. Zudem ist das Finanzierungsvolumen nun im dritten Halbjahr in Folge gestiegen. Auch die Anzahl der Deals nimmt wieder zu. Deutschlandweit stiegen die Finanzierungsrunden auf 391 in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 – ein Plus von 24 Deals gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 (plus sieben Prozent).

Zudem ist zu beobachten, dass in fast allen Größenkategorien die Anzahl der Finanzierungsabschlüsse stieg, prozentual am stärksten bei den Mega-Deals von mehr als 100 Millionen Euro. Hier haben sich die Abschlüsse von fünf im ersten Halbjahr 2024 auf elf in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr als verdoppelt. Lediglich in der Größenkategorie der Finanzierungen im Umfang von mehr als 50 bis zu 100 Millionen Euro ist ein Rückgang zu verzeichnen – von zehn Deals im ersten Halbjahr 2024 auf vier in den vergangenen sechs Monaten. Prüvers Fazit: „Die vergangenen Jahre waren für die deutsche Startup-Szene teilweise nicht einfach. Auf das Rekordjahr 2021 folgte eine verhältnismäßig unsanfte Landung. Aktuell pendeln sich die Investitionssummen ganz offenbar auf einem höheren Niveau ein als vor dem Rekordjahr – und die Tendenz zeigt deutlich nach oben. Und das trotz der zahlreichen geopolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, denen sich  Jungunternehmen ausgesetzt sehen. Die Mehrheit der Startups hat diese Herausforderungen angenommen, das Startup-Ökosystem als Ganzes ist offenbar gestärkt aus dieser Phase hervorgegangen.“

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