Ingenieurlücke 2010 bei 36.000 Personen: 3,3 Milliarden Verlust für deutsche Wirtschaft

06.04.2011 - Deutschland

Die deutsche Wirtschaft sucht dringend Ingenieure: Im Jahr 2010 fehlten durchschnittlich 36.000 Fachkräfte. Dies zeigt die aktuelle Studie ‚Ingenieurarbeitsmarkt 2010/11 – Fachkräfteengpässe trotz Bildungsaufstieg‘, die der VDI Verein Deutscher Ingenieure und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) auf der Hannover Messe präsentierten. „Das Ausmaß wird durch den daraus resultierenden Wertschöpfungsverlust verdeutlicht: 3,3 Milliarden Euro gingen der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr verloren“, erläuterte VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs.

Im vergangenen Jahr gab es vor allem wieder mehr offene Ingenieurstellen. Die Zahl stieg von Januar bis Dezember um über 50 Prozent an. Die Arbeitslosenquote im Ingenieurberuf lag hingegen im Durchschnitt bei 2,4 Prozent und damit auf Vollbeschäftigungsniveau.

Bildungsaufsteiger mit besten Chancen im Ingenieurberuf

Potenziale für kommende Ingenieurgenerationen sieht IW-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Klös bei Kindern und Jugendlichen, deren Eltern keine Akademiker sind: „Unsere Studie zeigt, dass drei von vier Ingenieuren in Deutschland akademische Bildungsaufsteiger sind. Das ist ein enorm hoher Anteil.“ Juristen oder Mediziner kommen hingegen mehrheitlich aus akademischen Elternhaushalten. In keinem anderen Beruf sind die Aufstiegschancen so wenig vom elterlichen Bildungshintergrund abhängig wie bei Ingenieuren. „Dies bedeutet beste Chancen für junge Menschen auf einen gut bezahlten Beruf, egal welchen Bildungshintergrund sie haben“, betonte Klös. Es müssten jedoch noch stärkere Anstrengungen erfolgen, diese jungen Menschen für eine Ingenieur-Karriere zu begeistern, z.B. durch eine weitere Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung oder zusätzliche ökonomische Anreize.

Bundeseinheitliche Bildungsstrategie gegen den Fachkräftemangel

Auch in 2009 konnten die Absolventenzahlen in den Ingenieurwissenschaften wieder um neun Prozent gesteigert werden. Dies reicht aber nicht aus, um die seit 2001 vom VDI und dem IW Köln aufgezeigte Ingenieurlücke zu schließen. Der VDI mahnt seit Jahren ein Umdenken in der Schulpolitik und Unterrichtsgestaltung an. Die Politik handelt jedoch nur zögerlich und unabgestimmt. Deshalb fordert der VDI nun mit Nachdruck eine bundeseinheitliche Bildungsstrategie. „Nur durch eine Strategie, in der die technische Bildung integraler Bestandteil unserer Schulbildung ist, wird das Verständnis und die Akzeptanz für Technik größer. Dies ist für eine Industrienation wie Deutschland dringend notwendig“, so Fuchs.  Denn für die Zukunft können der VDI und das IW Köln keine Entwarnung geben: Die Ingenieurlücke wird 2011 weiter ansteigen und wahrscheinlich sogar einen Höchstwert seit Beginn der Berechnungen erreichen.

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