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Amphetamin



PubChem-Nr.
3007
Pharmakologische Charakterisierung
Psychopharmakon,
Rauschdroge
Sympathomimetikum (Stimulans)
Rechtsstatus
DE / AT? / CH? BtMG Anlage 3
seit 1981(?)
Geschichte
Erstsynthese 1887 Edeleanu
Markteinführung 1932 Benzedrine®
Chemische Bezeichnungen und Handelsnamen
1-Phenylpropan-2-amin (IUPAC)
α-Methylbenzenethanamin
α-Methylphenethylamin
1-Phenyl-2-aminopropan
β-Phenylisopropylamin
β-Aminopropylbenzen
Desoxynorephedrin
Benzedrine® (Amphetaminsulfat)
Dexedrine® (D-Amphetaminsulfat)
Actemin®, Aktedron® (Amphetaminphosphat)
Adderall (verschiedene Salze)

Amphetamin (alpha-Methylphenethylamin, auch Phenylisopropylamin oder "Speed") ist eine synthetische Substanz, die nicht in der Natur nachgewiesen wurde. Das Amphetamin ist die Stammverbindung der gleichnamigen Strukturklasse, der eine Vielzahl psychotroper Substanzen angehört, unter anderem MDMA (Ecstasy) oder das auch in der Natur vorkommende Ephedrin. Amphetamin ist eine weltweit kontrollierte Droge; Handel und Besitz ohne Erlaubnis sind strafbar. Es ist ein indirektes Sympathomimetikum und hat somit eine anregende Wirkung auf das Zentralnervensystem. Aufgrund seiner stimulierenden und euphorisierenden Wirkung ist Amphetamin eine häufig missbrauchte Droge, die auf dem Schwarzmarkt meist unter den Namen Speed oder Pep angeboten wird.

Weitere Szenenamen für Speed sind: Pulver, Hard Pep, Schnelles, Amphe, Ampfe, Uppers, Speck.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Erstsynthese des Amphetamins gelang 1887 dem rumänischen Chemiker Lazar Edeleanu an der Berliner Universität.[1] 1927 prägte der US-amerikanische Chemiker Gordon Alles den Namen Amphetamin, sich ableitend aus der heute veralteten chemischen Bezeichnung alpha-Methylphenethylamin. Es zählt zu den Weckaminen (Amine mit „aufweckender“ Wirkung); diese Bezeichnung ist aber veraltet und findet nur noch selten Verwendung.

Ursprünglich als Bronchodilatator und zur Gewichtskontrolle verwendet, wird es heute aufgrund des Suchtpotenziales sowie anderer Nebenwirkungen Medizinisch nur noch zur Behandlung der Narkolepsie und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS) eingesetzt, vor allem in den USA aber steigt die Zahl der Verschreibungen von Amphetamin in Form des Fertigpräparats Adderall® seit Jahren stetig an. In Deutschland, sowie den meisten anderen Ländern werden bei diesen Indikationen allerdings andere, wirkungsähnliche Medikamente bevorzugt: bei ADS das Methylphenidat, bei der Narkolepsie Modafinil. Als Appetitzügler war das Amphetaminderivat Fenfluramin seit den 1960er Jahren in Gebrauch, es wurde aber 1997 aufgrund von Nebenwirkungen, die in seltenen Fällen lebensbedrohlich sein können, vom Markt genommen. Amphetamin wird auch als Dopingmittel gebraucht.

Als Rauschmittel ist Amphetamin aufgrund seiner Wirkungen wie Unterdrückung von Müdigkeit oder der Steigerung des Selbstbewusstseins vor allem in der Partyszene verbreitet. Die Menge an beschlagnahmtem Amphetamin in der EU nimmt seit 1985 mehr oder weniger stetig zu, während ab 1999 eine gewisse Stagnation erreicht wurde, stieg die Zahl in den skandinavischen Ländern weiter an.[2][3]

Zeittafel

vor 1900 bis 1950

  • 18. Januar 1887: Lazar Edeleanu synthetisiert im Zuge seiner Doktorarbeit als erster das Amphetamin.
  • 1910 entdecken die englischen Physiologen Barger und Dale die chemische Ähnlichkeit des Amphetamins mit dem Adrenalin.
  • 1927 prägt Gordon Alles den Begriff „Amphetamin“.
  • in den späten 1920er Jahren wird erstmals die Psychoaktivität des Stoffes erkannt, es soll als billiger synthetischer Ersatz das natürlich vorkommende Ephedrin (aus Meerträubel/Ephedra) ablösen.
  • 1932 bringen Smith, Kline & French in den USA Amphetamin in Form des Sulfatsalzes als Benzedrine®-Inhalator als Asthmamittel auf den Markt, auch in Deutschland wird das Mittel verkauft, dort als Benzedrin®.
  • 1937 entdecken Studenten der Universität Minnesota, dass Amphetamin Müdigkeit effektiv vertreibt, und benutzen es zum Durchlernen von Nächten.
  • in den 1930er Jahren erlangt Amphetamin weitere Verbreitung als Heuschnupfenmittel, gegen Erkältungen und später für alle möglichen Indikationen, wie Depressionen, Parkinson, Narkolepsie, Impotenz und andere.
  • im Zweiten Weltkrieg wird es in Deutschland, den USA, Großbritannien und Japan in bedeutendem Umfang in der Armee eingesetzt, um die Soldaten wach, motiviert und aggressiv zu halten.
  • 1941 wird es in Deutschland aufgrund sich häufenden Missbrauchs und Suchtfällen dem Reichsopiumgesetz unterstellt, d. h. der Verkehr mit dem Stoff wird reglementiert.
  • 1948 bringt Glaxo-Wellcome in den USA Dexedrine® (bis zu 15 mg dextro-Amphetamin je Kapsel) als Mittel gegen ADS auf den Markt.

1950 bis heute

  • in den 1950er Jahren erreicht der Amphetaminge- und -missbrauch in Japan enorme Ausmaße, es wird von über 2 Millionen Konsumenten ausgegangen, auch in Europa (dort vor allem in Schweden) und den USA steigt die Zahl von Missbrauchsfällen rapide an.
  • 1959 gibt es erste Berichte über Konsumenten in den USA, die den Inhalt der Benzedrine®-Inhaler injizieren, im Zuge dessen werden zur Injektion missbrauchbare Inhalatoren vom Markt genommen und es werden erste Fälle von illegal produziertem Amphetamin bekannt.
  • 1970: Amphetamin wird in den USA in Schedule II des Controlled Substances Act aufgenommen, das heißt, Handel, Besitz und Herstellung ohne Genehmigung sind damit strafbar, durch einen Arzt verschreibungsfähig ist es weiterhin.
  • bis in die späten 1970er Jahre ist Amphetamin in Form von Benzedrin® in Deutschland relativ leicht über den Arzt erhältlich.
  • im 1981 neugefassten BtMG ist Amphetamin in Anlage III aufgeführt, was Handel, Besitz und Herstellung ohne Genehmigung unter Strafe stellt, vom Arzt kann es allerdings verschrieben werden. Heute ist das (kaum psychoaktive) Levoisomer in Anlage II als nicht verschreibungsfähig aufgeführt, das Racemat und das Dextroisomer weiterhin in Anlage III.
  • 1994 bringt Shire Pharmaceuticals in den USA Adderall® (bis zu 30 mg Amphetamin je Tablette) als Mittel gegen ADS auf den Markt.
  • Einige Länder sind verblieben, in denen es noch medizinisch genutzt wird , vor allem in den USA. In der Drogenszene ist Amphetamin weltweit weiterhin stark verbreitet, wenn auch das Amphetaminderivat Methylamphetamin (Crystal, Meth) vor allem in den USA, Asien sowie Osteuropa oft die größere Bedeutung hat.

Pharmakologie

INCHEM
DrugBank-Nr.
APRD00480
Pharmakodynamik
Wirkung NA/DA-Release
Toleranzausbildung Tachyphylaxie
Pharmakokinetik
Plasmahalbwertszeit ca. 10 h
Lipidlöslichkeit LogP = 1,80
Toxizität/Sicherheitshinweise
  • LD50 (Hund)
  • LD 50 (Ratte)
  • 10 mg/kg (oral)
  • 180 mg/kg (s.c.)
R- und S-Sätze
R25, S45
Giftig

(rac)-Amphetamin besteht aus den beiden Stereoisomeren Dextro- und Levoamphetamin, ersteres liefert verstärkt die gewünschten Effekte und wird daher auch als Eutomer bezeichnet, Levoamphetamin als Distomer.

Dextroamphetamin

Transmitter-Ausschüttung (Release)

Die Wirkung des D-Amphetamins auf das ZNS besteht hauptsächlich in der Ausschüttung der Neurotransmitter Noradrenalin (NA) und Dopamin (DA) – bei einem ungefähren Verhältnis von 3,5:1. Eine wesentliche Ausschüttung von Serotonin (5HT) wird dagegen nicht beobachtet.[4] Die mitunter verwendete Bezeichnung Release (dt. für freisetzen) stammt aus dem Englischen und hat in die deutsche Fachsprache Eingang gefunden.

Der Release-Mechanismus umfasst drei Schritte:
a) den Einstrom des D-Amphetamins in die präsynaptische Zelle über den Transporter
b) die Freisetzung der Neurotransmitter aus den Vesikeln (Speicherbläschen innerhalb der Zelle) in den Zellinnenraum (Zytosol)
c) den aktiven Transport der Transmitter vom Zellinneren in den außerzellulären Raum (synaptischer Spalt), mittels einer Richtungsumkehrung des zellmembranständigen Transporters (Inversion).

Auf diese Weise wird der extrazelluläre Transmitterspiegel erhöht. Im Gegensatz zum Prinzip der Wiederaufnahmehemmung geschieht dies unabhängig vom Signalimpuls der Nervenzelle.

Toxikologie

Die LDLo (Lethal Dose Low / niedrigste publizierte letale Dosis) beim Menschen liegt bei 1,3 mg/kg; bei 75 kg Körpergewicht entspräche das etwa 100 mg. Bei bestehender Toleranz liegt die Dosis bedeutend höher, so sind Fälle von Einzeldosen von 1000 mg und Tagesdosen von bis zu 5000 mg bekannt. Versuche mit Affen zeigten eine deutliche höhere relative Toxizität bei Jungtieren, die LD50 in mg/kg lag dort etwa 65-75 % unter der von adulten Tieren.[5]

Chemie

Chemisch-physikalische Daten
Summenformel C9H13N
Molmasse 135,22 g/mol
Dichte 0,913 kg/m³
Schmelzpunkt
Siedepunkt 200-203 °C (Base)
Säurekonstante 10,1 (pKs)
Löslichkeit
  • Base
  • Salze
Geruch (Base) Amingeruch (ähnlich Geranienblättern)
Geschmack
  • Base
  • Salze


  • sauer, brennend
  • bitter
Analysespektren
Massenspektrum Link
Literatur
CAS-Nummer
Beilstein E4, XII, 2586
Merck-Index S. 97, Nr. 587
Patente
  • U.S.Pat. 1,879,003
  • U.S.Pat. 1,921,424

 

Allgemeines

Der offizielle IUPAC-Name ist 1-Phenylpropan-2-amin. Amphetamin hat ein Stereozentrum an C2 und ist damit chiral. Es ist ein Homologon des Phenylethylamins. Die Base, eine farblose bis sehr schwach gelbliche, ölige Flüssigkeit, ist wenig löslich in Wasser, löslich in Alkohol, Ether und schwachen Säuren wie Essigsäure. Mit alkoholisch verdünnter Schwefelsäure geht es eine Reaktion ein und bildet das ausfallende Sulfat-Salz. Die Base hat einen charakteristischen Amingeruch. Das Wahrnehmen des Geruches der freien Base ist wirksam auf den Organismus und erreicht sehr schnell toxische Dosen. Bei höherer Luftkonzentration vermerkt man ein Brennen der Schleimhäute (Augen, Nase).

Herstellung

Es existiert eine Vielzahl unterschiedlichster Syntheserouten.[6] In der pharmazeutischen Industrie wird Amphetamin in der Regel durch Kondensation von 1-Phenyl-2-propanon (Phenylaceton/P2P) mit Ammoniak und anschließender Reduktion hergestellt. In den USA lag die von der DEA genehmigte Produktionsmenge im Jahr 2000 bei 15.000 kg, entsprechend 500.000.000 Einzeldosen zu 30 mg.[7]

In der illegalen Produktion wird Amphetamin beispielsweise durch Reduktion von Norephedrin (Phenylpropanolamin) mit Iod und rotem Phosphor oder aus Phenylaceton (P2P) gewonnen. Konnte Amphetamin früher auch von Privatleuten relativ ungehindert aus Vorstufen wie Phenylaceton und Hydroxylamin synthetisiert werden, wurden diese Chemikalien zunehmend von den Behörden beobachtet, bzw bei Phenylaceton und Norephedrin die ungenehmigte Herstellung und der Handel unter Strafe gestellt (Grundstoffüberwachungsgesetz). Dadurch entstand für illegal arbeitende Produzenten ein Bedarf an Ersatzstoffen, die nicht überwacht wurden. So wurden Phenylessigsäure u. a. nach und nach in die illegale Produktion einbezogen. Seit Jahrzehnten gibt es immer neue Anweisungen für Herstellungsmöglichkeiten von Amphetamin, die Stoffe benutzen, die noch nicht verdächtig sind. Auch auf diese Herstellungswege werden die Behörden schließlich aufmerksam und der Kreislauf setzt sich fort. Sogenannte „OTC-Methoden“ (Over-The-Counter, engl. für „Über-die-(Laden)theke“ was etwa „frei erhältlich“ bedeutet) verbreiten sich daher zunehmend. Die Bezeichnung steht für die Gewinnung von benötigten Vorläuferstoffen aus rezeptfreien Medikamenten oder anderen frei verfügbaren Waren (Reiniger, Autozubehör), deren Abgabe anders als bei Reinstoffen nicht wirksam reglementierbar ist. So konnte beispielsweise Norephedrin (PPA) in den USA bis 2002 aus rezeptfreien Appetithemmern gewonnen werden.


Giftige Nebenprodukte in der klandestinen Herstellung

Obwohl Amphetamin grundsätzlich relativ einfach zu synthetisieren ist, bleibt die Qualität des Produkts fragwürdig, wenn die Herstellung ohne die nötige Sorgfalt geschieht und nicht durch fundierten Sachverstand flankiert wird. Illegal produziertes Amphetamin kann daher mehr oder weniger stark mit teilweise giftigen Nebenprodukten verunreinigt sein, wenn der korrekten Reaktionsführung sowie der erforderlichen Aufreinigung nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird; an der Expertise mangelt es meistens und apparativer/präparativer Aufwand schmälert die Gewinnspannen im illegalen Vertrieb. Die möglichen Verunreinigungen unterscheiden sich je nach Art der Synthese. Bei der reduktiven Aminierung von Phenylaceton beispielsweise kann u. a. Formamid anfallen, eine giftige Substanz. Beim Reduktionsschritt werden häufig auch sehr giftige Quecksilber-Salze (z. B. HgCl2) zur Bereitung von Amalgamen verwendet.[8]

Untergrundlabore in Deutschland

  Im inoffiziellen Rahmen wird Amphetamin heutzutage in Deutschland hauptsächlich durch Reduktion von Phenyl-2-Nitropropen mit Al(Hg) oder LiAlH4 oder Reduktiver Amination von Phenylaceton und Ammoniak + Al(Hg) hergestellt. Als leicht erhältliche Ausgangsstoffe dafür dienen Benzaldehyd und Nitroethan, bzw. die Ester der Phenylessigsäure.

In den meisten Fällen beträgt der Rahmen meist nur wenige bis mehrere 100g pro Syntheseausbeute. Diese werden von den Behörden polizeilich verfolgt und als Labore mit kleinem Abnehmerkreis bezeichnet.

Umweltkriminalität

Die bei der illegalen Herstellung anfallenden Chemikalien werden selten fachgerecht entsorgt. So werden benötigte Lösemittel wie z. B. Aceton, Ether, Methanol, und starke Säuren wie Schwefelsäure und Salzsäure meist in Fässern oder Kanistern nachts in ländlichen Gegenden abgeladen oder in Flüsse entleert, teils auch (dazu gehören auch Wasserstoffkartuschen) in Brand gesteckt.[9] Unter anderem in den USA und den Niederlanden – beides Staaten mit hoher illegaler (Meth-)Amphetaminproduktion – wachsen die Umweltschäden durch giftige Beiprodukte teilweise zu gravierenden Problemen heran. Bei der Herstellung von 1 kg Amphetamin fallen je nach Syntheseroute 5 bis 20 Liter Abfälle an. Neben der Quantität hängt auch die Art und die Giftigkeit der Abfälle von der jeweiligen Syntheseroute ab.[9]

Wirkung

Amphetamin ist ein sogenanntes Sympathomimetikum, d. h. es wirkt stimulierend auf den Sympathikus ein. Im Gehirn bewirkt Amphetamin die Ausschüttung und Wiederaufnahmehemmung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, dadurch ergibt sich eine enorm hohe Konzentration dieser 3 Neurotransmitter bzw. Hormone. Der Körper wird in einen Zustand versetzt, der im Englischen als „Fight-Fright-Flight“ (engl. für „Kämpfen, Fürchten, Flüchten“) bezeichnet wird und in lebensbedrohlichen Lagen sinnvoll ist. Dabei werden jegliche körperliche Bedürfnisse, die nicht unmittelbar überlebensnotwendig sind, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen etc. ausgeschaltet. Kraft, Schnelligkeit sowie die Libido werden jedoch um ein vielfaches gesteigert (vorrangig durch Adrenalin/Noradrenalin), um den Menschen möglichst effizient reagieren zu lassen. Außerdem wird das Selbstbewusstsein bis hin zur Euphorie gesteigert (vorrangig durch Dopamin) und die Aggressionsschwelle wird stark gesenkt, um eine körperliche Verteidigung gegen die Gefahr zu ermöglichen. Ebenfalls wird das Bewusstsein stark auf ein bestimmtes Ereignis (ursprünglich die Gefahr) fokussiert (sogenannter „Tunnelblick“). Kreislauf und Körper richten sich auf die zu erwartende hohe Belastung u. a. durch Steigerung des Blutdrucks und Weitung der Bronchien (zur vermehrten Aufnahme von Sauerstoff) ein.

 

Löst man diese Reaktionen des Körpers nun künstlich durch Amphetamin aus, so ergeben sich verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zum einen die Appetithemmung; so werden noch heute verschiedene Amphetaminderivate als Diätmittel genutzt. Die Verringerung des Schlafbedürfnisses kann dort genutzt werden, wo Menschen über lange Zeit Leistung erbringen müssen bzw. wollen, beispielsweise also Schichtarbeiter, Fernfahrer oder Partygänger. Die Steigerung des Selbstbewusstseins ist ein Grund des Einsatzes von Amphetamin als Rauschmittel. Die Fokussierung des Bewusstseins auf bestimmte Aufgaben macht sich die Medizin beim Einsatz von Amphetamin bei Hyperaktivität zu Nutze, da sich konzentrationsschwache Menschen dann länger auf eine Aufgabe konzentrieren können.

Auch die rein körperlichen Wirkungen werden medizinisch genutzt. So kam Amphetamin früher als Asthmamittel zum Einsatz, da das Abschwellen der Schleimhäute und vor allem die Weitung der Bronchien ein freieres Atmen ermöglichen. Heute findet man diesen Zusammenhang noch bei verschiedenen Antiallergika, die Pseudoephedrin enthalten. Pseudoephedrin ist ein Amphetaminderivat (genauer eines des Methamphetamin) und führt daher auch ein Abschwellen der Schleimhäute herbei, was u. a. bei Heuschnupfen erwünscht ist, hat aber nur sehr geringe psychoaktive Wirkung, was eine deutlich freiere und risikoärmere Anwendung ermöglicht, weshalb Amphetamin bei solcher Indikation gar nicht mehr zum Einsatz kommt.

Hauptwirkungen

  • Appetithemmung
  • Mobilisierung letzter Kraftreserven und Verringerung des Schlafbedürfnisses
  • Steigerung des Selbstbewusstseins bis hin zur Euphorie
  • erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit (bei hohen Dosen überdecken die anderen Wirkungen diese, so dass eher Bewegungsdrang bis zur Nervosität bleibt)
  • Zur Behandlung von ADHS/ADS als Ritalinalternative.

Körperlich

  • Pupillen weiten sich (erst bei höheren Dosen)
  • vermehrtes Schwitzen (tritt schnell ein bei körperlicher Anstrengung)
  • trockener Mund (erst bei höheren Dosen)
  • Abschwellen von Schleimhäuten
  • Weitung der Bronchien
  • Verengung der Gefäße
  • Erhöhter Herzschlag bis Tachykardie (je nach Dosis)
  • Durchblutung der Haut wird verringert
  • Zittern (bei höheren Dosen)
  • Erhöhung der Körpertempertur auf bis zu 40°C (je nach Dosis)
  • Muskeltonus erhöht sich um eine schnellere Kontraktion des Muskels zu ermöglichen
  • Nystagmus und Bruxismus (Augenzittern und Kieferzittern bei höheren Dosen)
  • Gewichtsverlust
  • Verlust von Zahnschmelz wegen Kalziummangels und infolgedessen Verlust von Zähnen (bei langer hoher Dosierung)
  • Potenzstörungen (bei langer hoher Dosierung)
  • Nierenschäden (bei langer hoher Dosierung)
  • Freigabe der autonomen Kraftreserven (dadurch wird Kraft und Schnelligkeit stark erhöht)
  • Hautverbrennungen an konzentrierte Schweißstellen z.B. unter den Achseln oder zwischen den Oberschenkeln nach dem Schwitzen (bei hoher Dosierung)

Psychisch

  • (Stark) erhöhte Aggressivität
  • erhöhtes Selbstbewusstsein bis hin zur Euphorie
  • erhöhtes Konzentrationsvermögen (bei geringen Dosen, Fahrigkeit und Unruhe bei höheren Dosen)
  • erhöhte Risikobereitschaft
  • Narzissmus
  • Nervosität (bei hoher Dosierung)
  • Erhöhtes Mitteilungsbedürfnis
  • Rush-Effekt, die Umgebung bewegt sich schneller (d. Noradrenalin)
  • Größenwahn
  • Auslösung einer latenten Psychose (Amphetamin-Psychose ist heilbar und dauert zwischen 3-30 Tagen an)
  • Schlafstörungen
  • Arbeitssucht
  • Stark gesteigertes sexuelles Verlangen
  • Paranoide Wahnvorstellungen (bei langer hoher Dosierung)
  • Psychische Abhängigkeit (bei längerer Verwendung als Rauschmittel)

Es existieren zwei Enantiomere des Amphetamin, von denen das Dextroisomer (D-Amphetamin) vor allem für die Hauptwirkungen wie Stimulation, Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Appetithemmung oder erhöhtes Selbstbewusstsein verantwortlich ist, während das Levoisomer (L-Amphetamin) eher die rein körperlichen, peripheren Wirkungen wie u. a. erweiterte Pupillen, Mundtrockenheit und vermehrte Schweißbildung hervorruft. Manche Amphetaminpräparate wie das Dexedrine® enthalten daher nur das Dextroisomer, was eine „sauberere“ Wirkung zur Folge hat. Allgemein handelt es sich bei Amphetamin (sowohl aus legaler wie illegaler Produktion) sonst immer um das Racemat, einer Mischung aus (leicht variierend je nach Syntheseroute) 50 % d-Amphetamin und 50 % l-Amphetamin, so dass hundertprozentige D-Amphetamin-Präparate wie Dexedrine® nur halb so hoch dosiert werden müssen. Da dieser Unterschied in der Wirkung der Isomere bei fast allen Amphetaminen auftritt, ist in den USA beispielsweise ein Inhalator mit L-Methamphetamin frei erhältlich - anders als das Racemat ruft dieses nämlich nur ein Abschwellen der Schleimhäute hervor.

Medizinischer Gebrauch

 

Ab Anfang der 1930er Jahre wurde Amphetamin zunächst als Bronchodilatator (Mittel zur Erweiterung der Bronchien, wie es beispielsweise bei Asthma oder Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommt) genutzt, die stimulierende und konzentrationsfördernde Wirkung war noch unbekannt. Erst gegen Ende der 1930er Jahre entdeckte man diese weiteren Wirkungen des Amphetamins und mit der Zahl der daraus resultierenden neuen Indikationen stieg auch die Zahl der Verschreibungen rasch an. Es wurde nun als Asthmamittel, gegen Depressionen, zur Leistungssteigerung, bei Stress, Erkältungen oder Allergien sowie anderen Erkrankungen verordnet, was dazu führte, dass Amphetamin lange Zeit relativ problemlos über einen Arzt erhältlich war. In dieser Zeit gab es auch Kombipräparate (z. B. Dexamyl®) die neben Amphetamin auch ein starkes Beruhigungsmittel (meistens verschiedene Barbiturate) gegen dessen Nebenwirkungen enthielten, eine Kombination die heute als wenig sinnvoll und riskant angesehen wird, aber damals gerne und oft als Mittel für gestresste Hausfrauen verschrieben wurde. Während Amphetamin bis Ende der 1970er Jahre als Benzedrin® auch in Deutschland (frei) verschrieben wurde, ist es heute nur noch auf Betäubungsmittelrezept verschreibungsfähig. Zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) hat sich bei uns das nicht gänzlich unumstrittene Methylphenidat durchgesetzt, so dass es in Deutschland kein Amphetamin-Fertigarzneimittel mehr gibt. In den USA dagegen ist Amphetamin für die medikamentöse Behandlung von ADHS seit Jahren auf dem Vormarsch und wird in stetig steigender Zahl anstelle von Methylphenidat verschrieben, meistens als Adderall®, seltener als Dexedrine®.[7] Trotz der hohen Anzahl an Verschreibungen in den USA, gerade an Schüler, gibt es laut einer Studie von 2001 im Auftrag des US-Kongresses keine Häufung von Missbrauchsfällen.[10]

 

Bei korrekter Anwendung von Amphetaminderivaten beispielsweise bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung unter ärztlicher Aufsicht, sind keine Fälle von Sucht bekannt. Die Dosierung liegt dabei zu Anfang der Behandlung bei 5 bis 10 mg / Tag und kann bis auf 60 mg / Tag gesteigert werden. Zum einen sind die verschriebenen Dosen somit meistens wesentlich kleiner als die beim Missbrauch, zum anderen entfällt in diesem Fall meistens auch die euphorisierende Wirkung, unter anderem da hier stets eine orale Konsumform im Gegensatz zum sonst gängigen "Schniefen", dem nasalen Konsum, zum Einsatz kommt, was eine weit geringere Anflutgeschwindigkeit zur Folge hat. Es gibt Hinweise nach denen die Anflutgeschwindigkeit (die Geschwindigkeit mit der eine Substanz das Hirn erreicht) in sehr engem Zusammenhang mit einer Suchtentwicklung steht, was die angesprochenen fehlenden Suchtfälle erklären würde. Eine weitere Indikation ist die Narkolepsie, bei der heute Modafinil verschrieben wird, das als völlig neuer nicht-amphetamin-ähnlicher Strukturtypus entwickelt wurde.

Nichtmedizinischer Gebrauch

Außerhalb der legalen medizinischen Anwendung werden Amphetamine als Pulver oder seltener in Pillenform konsumiert. Das Pulver wird meistens durch die Nase aufgenommen, im Allgemeinen mit einem zu einem Ziehröhrchen geformten Geldschein, einem abgeschnittenen Strohhalm oder einem Metallziehröhrchen, möglich sind aber auch oraler sowie parenteraler und rektaler Konsum (s. u.). Im Vergleich zum Kokain sind die Preise eher niedrig. Amphetamin, von Konsumenten meistens als Speed, Pep oder Amphe bezeichnet, wird in Deutschland und Europa größtenteils in der Techno-Szene konsumiert, um die langen Nächte durchhalten zu können. In anderen Gegenden (vor allem Asien - dort allerdings eher Methamphetamin („Yaba“)) – zieht sich der Konsum durch breitere Bevölkerungsschichten, Arbeiter, Manager und Hausfrauen steigern dadurch ihre Leistungsfähigkeit. Es macht wach, erzeugt eine leichte Euphorie und ermöglicht stundenlanges Tanzen oder andere energiezehrende Tätigkeiten, seien sie körperlicher oder auch geistiger Natur. Nach dem Konsum kommt es oft zum sogenannten Abturn, einem Gefühl der Nervosität und Abgespanntheit; der Körper fordert die dringend benötigte Ruhe ein, aber das noch nicht vollständig abgebaute Amphetamin verhindert das. Aus diesem Grund ist es verbreitet, sich etwa mit Cannabis „herunterzurauchen“. Teilweise werden auch stärkere Beruhigungsmittel (meistens Benzodiazepine wie Rohypnol® (Flunitrazepam) oder Valium® (Diazepam)) eingenommen, um zur Ruhe zu kommen. Gerade die Unterdrückung der Symptome durch Benzodiazepine ist sehr gefährlich, da der Konsument in einen Teufelskreis der abwechselnden Einnahme von Uppers (Amphetamin) und Downers (Benzodiazepin) geraten kann, wobei jedes Mittel jeweils die Nach- und Nebenwirkungen des anderen bekämpfen soll.

Neben dem nasalen Konsum (siehe Safer Sniffing) kann Amphetamin auch oral (durch den Mund) konsumiert werden, wobei es meistens in Zigarettenpapier gewickelt (sog. Bomben/Bömbchen) oder in Getränken gelöst wird. Während die orale Aufnahme bei medizinischer Anwendung die gängige Darreichungsform ist, trifft man sie ansonsten seltener an. Das dürfte daran liegen, dass beim oralen Konsum die Wirkung langsamer eintritt und es so zu keinem „Kick“ kommt (aufgrund des langsameren Anflutens). Die Wirkung jedoch hält insgesamt länger an. Amphetamin hat oral eine relativ gute Bioverfügbarkeit, die Dosierung ist daher etwa vergleichbar der nasalen. Ebenfalls möglich ist der Konsum per Injektion. Diese Konsumform ist aber selten anzutreffen, was unter anderem an der Nicht-Akzeptanz und daraus resultierender sozialer Kontrolle in der typischen Amphetaminkonsumenten-Szene liegen mag.

Anders als beim Methamphetamin (Crystal) ist es nicht möglich Amphetamin zu rauchen. Der Grund dafür ist, dass das auf dem Schwarzmarkt am häufigsten auftretende Amphetaminsalz, das Amphetaminsulfat, einen so hohen Siedepunkt hat (und zum Rauchen muss die Substanz verdampfen), dass sie sich vorher zersetzen, also zerstört werden würde. Theoretisch rauchbar sind das Amphetaminhydrochlorid, welches hygroskopisch ist und deshalb selten auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist, und die Amphetaminbase, welche einen deutlich niedrigeren Siedepunkt haben, allerdings ist die Base, wie bei fast allen Amphetaminderivaten auch (und im Gegensatz zum Beispiel zur kristallinen Kokainbase/Crack), flüssig und in dieser Form so gut wie nie auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Es wird zwar teilweise mit festen Streckmitteln gemischte Amphetaminbase verkauft (bekannt als Paste), aber auch dieses Gemisch ist aufgrund der Streckmittel nicht rauchbar, da diese verbrennen und verklumpen würden.

Bei plötzlichem Absetzen des Amphetamins bei Dauerkonsumenten kommt es zu Entzugserscheinungen. Symptome des Amphetaminentzugs sind: Lethargie, Depressionen bis hin zu Selbstmordtendenzen, Apathie, Angst und Schlafstörungen. Möglich sind auch Muskelschmerzen (Myalgie), Bauchschmerzen und übermäßiger Appetit. Den Höhepunkt erreichen die Symptome erst nach 2 bis 3 Tagen und ebben dann langsam ab. Anders als beispielsweise ein Benzodiazepinentzug ist der Amphetaminentzug ungefährlich. Die vorgenannten Symptome sind mögliche Extreme, in der Regel jedoch lässt sich der Amphetaminentzug als ein Zustand der körperlichen Trägheit und als ein allgemeines Unlustgefühl beschreiben.

Abbau und Nachweiszeiten

Amphetamine werden im Darm fast vollständig aufgenommen und dann unregelmäßig im Körper verteilt. Die höchste Konzentration befindet sich allerdings im Fettgewebe. Nach enzymatischem Abbau in der Leber werden Amphetamine als wasserlösliche Säure im Urin ausgeschieden. Ca. 90 Prozent der aufgenommenen Droge werden innerhalb von drei bis vier Tagen ausgeschieden. Die Ausscheidungsmenge ist vom pH-Wert des Urins abhängig. Je saurer der Urin (z.B. durch Einnahme von Ascorbinsäure oder sauren Fruchtsäften), umso schneller der Abbau.

Speed, Pep, Amphe

Gängige umgangssprachliche Bezeichnungen für (i. d. R. illegal produziertes) Amphetamin sind u.a. Speed, Pep, Marschierpulver, Schnelles, Wachmacher, Speck, die weiße Freundin oder Weißes. Unter den Synonymen Yaba, Crystal, Glas, Nasepuder, Ice, Meth oder Chili wird meistens das weitaus stärker wirksame Methamphetamin verstanden. Meistens handelt es sich bei Speed um ein weißliches bis hellgelbliches Pulver, das einen stark bitteren Geschmack hat. Das Gemisch, das auf dem Schwarzmarkt als Speed verkauft wird, besteht nur zu einem kleineren Teil (meistens 8 bis 30 %) aus Amphetamin, der Rest sind Streckmittel. Besonders häufig auftretende Streckmittel sind dabei Lactose (Milchzucker) (in 78 % der Proben), Coffein (65 %), und Glucose (14 %), sowie seltener unter anderem das Analgetikum Paracetamol (z.B. Ben-u-ron®) oder Mannitol.[11] Während in Europa Speed wie beschrieben meistens Amphetamin enthält, überwiegt in den USA auf dem Schwarzmarkt das Methamphetamin, was vermutlich auf die bessere Verfügbarkeit der für die Synthese benötigten Ausgangsstoffe (Ephedrinpräparate waren in den USA bis März 2005 rezeptfrei erhältlich) zurückzuführen ist. Teilweise sind Varianten mit Rosen- oder sonstigen Aromen versehen im Umlauf, was „Marketinggründe“ haben mag. Da Speed also ein Gemisch von diversen Substanzen mit einem unbekannten Amphetaminanteil ist, besteht für den Konsumenten stets das Risiko einer Überdosierung, sowie die Unverträglichkeit von Streckmitteln.

Paste

Amphetamin wird auf dem Schwarzmarkt teilweise auch als sog. Paste gehandelt. Die Substanz ist oft leicht feucht und klumpig und hat einen starken Amingeruch (ähnlich Geranienblättern). Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um die flüssige Amphetaminbase, gemischt mit Streckmitteln, woraus die beschriebene feuchte Suspension resultieren würde. Dafür, dass es sich um die Amphetaminbase handelt, spricht auch, dass Paste schnell die Wirkung verliert, was auf ein Verdunsten der Base zurückzuführen wäre, sowie der charakteristische Amingeruch. Ein Grund für den Verkauf als Paste kann darin liegen, dass die Herstellung einfacher und schneller durchzuführen ist, da ein Syntheseschritt (von der Base zum Salz) ausgelassen werden kann. Ein Nachteil liegt, wie erwähnt, im Wirkungsverlust. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede. Häufig stimmt es zwar, dass der Amingeruch von der Amphetaminbase kommt. Die Masse ist jedoch meist eine Mischung aus Base und Salz, wobei bei der Herstellung die Base häufig nicht komplett mit einer Säure zum Salz neutralisiert wird, da bei der Neutralisation nur bis zu einem bestimmten Punkt, an dem alle Amphetaminmoleküle mit einem Säureanion verbunden sind, Säure hinzugefügt werden darf. Dieser Punkt kann bei unsorgfältigem Arbeiten, was vor allem bei kleineren, weniger professionellen Synthesen der Fall ist, äußerst rasch überschritten werden. Dies wirkt sich negativ auf das Endprodukt aus. Zum Teil wurde beschrieben, dass von daher ein Teil der Amphetaminproben stammt, welcher beim nasalen Konsum (durch den zu niedrigen pH-Wert) als äußerst ätzend und beißend scharf empfunden wird und teilweise auch zur Schädigung der Nasenschleimhaut beitragen kann.

Siehe auch

Mischkonsum, Safer Sniffing, Safer Use

Risiken, Nebenwirkungen und Suchtgefahr

  • Zu den Nebenwirkungen zählen erhöhter Blutdruck und Pulsfrequenz, trockene Schleimhäute, erweiterte Pupillen, Appetitlosigkeit (auch als Hauptwirkung zählbar), Harnverhaltung (Unvermögen trotz Harndrang die Harnblase zu entleeren) und eine abführende Wirkung.
  • Bei höheren Dosierungen kann es zu zwanghaften Bewegungen oder sogar Krämpfen der Kau- und Wangenmuskulatur kommen ( umgangssprachlich: "Kieferkicks" oder "Gesichtszirkus/-kirmes" genannt ). Die Folgen davon sind oft noch Tage nach dem Konsum zu spüren.
  • Kurzzeitige Folgen sind Unruhe, Angstzustände sowie Schlaflosigkeit. Amphetamine können eine starke psychische Abhängigkeit hervorrufen. Bei hohen Dosierungen, sowie vor allem häufigem, längerfristigem Konsum besteht die Gefahr einer Amphetaminpsychose.
  • Bei Dauerkonsum in nichtmedizinischer (mehr als ca. 60 mg / Tag, eventuell auch schon darunter) Dosierung kann es zu Nervenschädigungen, schweren Konzentrationsproblemen, Knochenschwund, Verlust des Zahnschmelzes (durch Kalziummangel) und weiteren Langzeitschäden kommen.
  • Da der Amphetamingehalt im Speed nie genau bekannt ist, kann es zu Überdosierungen kommen (eine tödliche Dosis kann bei einem Menschen mit 75 kg Körpergewicht schon bei etwa 100 mg Amphetamin liegen).
  • Da Amphetamin den Körper in einen "Notfallbetrieb" schaltet, werden wichtige Signale wie Hunger, Durst und Müdigkeit unterdrückt, eine möglicherweise daraus resultierende Vernachlässigung dieser Bedürfnisse führt zu einem körperlichen wie geistigen Auslaugen durch Nährstoff- und Schlafmangel. Eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infekten, körperliche/geistige Schwäche etc. sind die Folgen. Ebenso können aufgrund des Schlafmangels optische Täuschungen bis hin zu Halluzinationen auftreten.
  • Es kann zu einer Vernachlässigung sozialer Verpflichtungen (Familie, Schule, Beruf, Beziehung) kommen.
  • Wie bei allen illegal erworbenen Drogen ist stets unsicher, woraus der Stoff sich zusammensetzt, oft sind andere psychoaktive Substanzen wie Koffein oder Ephedrin, neutrale Streckmittel wie Lactose oder eventuell auch starkwirksame Substanzen wie Methamphetamin enthalten. Drugchecking hat deshalb eine wichtige Bedeutung zur Risikominderung.
  • Werden Amphetamine häufig geschnupft, kann es zu einer Schädigung bis zur Auflösung der Nasenscheidewand kommen, ähnlich wie bei Kokain.
  • Das Suchtrisiko hängt von genetischen Faktoren sowie von der psychosozialen Situation der Person ab. Im Tiermodell konnten manche Individuen ihren Amphetaminkonsum lebenslang flexibel regulieren, bei 50 % dagegen trat nach einer gewissen Zeit eine Abhängigkeit mit massiver Dosissteigerung und Erwerb einer Toleranz auf, die auch nach erzwungenem Entzug bestehen blieb.[12]
  • Bei höheren Dosen kann es trotz des gesteigerten sexuellen Verlangens bei Männern zu Erektionsstörungen kommen
  • Es kann nach dem Konsum zu einem Zusammenziehen der Schwellkörper bei Männern kommen, welche in der Regel innerhalb von 1-2 Tagen wieder nachlässt.
  • In geringen Dosen unter ärztlicher Aufsicht ist Amphetamin dagegen nach dem Stand der Wissenschaft nicht akut gefährlich, es werden Studien zufolge keine direkten körperlichen Schäden hervorgerufen.
  • Methylamphetamin (Crystal Meth, Ice, Hitler Speed) steht im dringenden Verdacht schon bei einmaligem Konsum, sicher bei Dauerkonsum, die Neurotransmitter (Serotonin/Dopamin), dort speziell die Transporter und Rezeptoren irreversibel zu schädigen. Mögliche Folgen wären dann starker kognitiver Verfall innerhalb weniger Wochen (Denkstörungen) und/oder schwere Depression.

Rechtsstatus

In der Bundesrepublik Deutschland ist Amphetamin im BtMG aufgeführt: in Form des Racemats oder des Dextroamphetamins in Anlage III (verschreibungsfähig), als Levoamphetamin in Anlage II (nicht verschreibungsfähig; siehe auch BtMVV). Handel und Besitz ohne Rezept oder Genehmigung sind strafbar.[13] In den USA ist Amphetamin erfasst in Schedule II des Controlled Substances Act, was den Besitz und Handel ohne Rezept oder Genehmigung unter Strafe stellt.[14] Es ist dort zugelassen für die Indikationen Narkolepsie und ADS.

Seit 1998 lautet in der Bundesrepublik Deutschland die behördliche Schreibweise im BtMG und in der BtMVV Amfetamin, sie wurde damit der WHO-Nomenklatur angepasst.[15] In anderen Gesetzen, wie beispielsweise dem Straßenverkehrsgesetz (Anlage zu § 24a), wird Amphetamin jedoch weiterhin mit ph geschrieben.

Für einen Patienten darf der Arzt in der Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 30 Tagen 600 mg Amphetamin verschreiben. In begründeten Einzelfällen und unter Wahrung der erforderlichen Sicherheit des Betäubungsmittelverkehrs darf der Arzt für einen Patienten, der in seiner Dauerbehandlung steht, von dieser Vorschrift hinsichtlich der festgesetzten Höchstmenge abweichen. Eine solche Verschreibung ist mit dem Buchstaben „A“ zu kennzeichnen.[16] Bis zur Neufassung der BtMVV vom 20. Januar 1998 (in Kraft getreten am 1. Februar 1998) durfte der Arzt für einen Patienten an einem Tage bis zu 200 mg Amphetamin (das heißt maximal 6 Gramm pro Monat) verschreiben.[17]

Referenzen

  1. Lazar Edeleanu (1887): Über einige Derivate der Phenylmethacrylsäure und der Phenylisobuttersäure. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 20, Nr. 1, S. 616-622. Abstract
  2. EMCDDA 2001 Indikatoren für den Drogenmarkt - Sicherstellungen, Preis, Reinheit
  3. UNO-Statistik 2003 (engl.)
  4. Rothmann, Baumann 2002: Therapeutic and adverse actions of serotonin transporter substrates. (engl.)
  5. IPCS INCHEM: Toxicity of amphetamine (engl.)
  6. Syntheserouten im Überblick (engl.)
  7. a b PBS Statistics on stimulant use. (engl.)
  8. Anthonie 1989: Impurities in Illicit Drug Preparations: Amphetamine and Methamphetamine (engl.)
  9. a b Europol: The "Dirty" and Dangerous Side Effects of Synthetic Drugs Production (engl.)
  10. United States General Accounting Office 2001: ATTENTION DISORDER DRUGS: Few Incidents of Diversion or Abuse Identified by Schools (engl./PDF)
  11. BKA 2002: Reinheitsgehalte (PDF)
  12. Galli, Wolffgramm 2004: Long-term voluntary Image-amphetamine consumption and behavioral predictors for subsequent Image-amphetamine addiction in rats (engl.)
  13. Anlage III zu § 1 Abs. 1 BtMG
  14. Schedule II des CSA (engl.)
  15. 10. BtMÄndV Art. 1 Nr. 1 Buchst. b; Art. 1 Nr. 3; Art. 3 (BGBl. I, S. 74)
  16. § 2 BtMVV (Verschreiben durch einen Arzt)
  17. 4. BtMÄndV Art. 4 vom 23. Dezember 1992 (BGBl. 1992 I S. 2483; 2487)

Literatur

  • Walter Reginald Bett, et al: Amphetamin in der klinischen Medizin, Springer 1956, 62 Seiten, ISBN B0000BGHN9
  • Sean Connolly: Amphetamines (Just the Facts), Heinemann Library 2000, 56 Seiten, ISBN 1575722542
  • Hans Cousto: Drogen-Mischkonsum – Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten (Party-)Drogen, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2003, 140 Seiten, ISBN 3037881194
  • Paul Dempsey, et al: Amphetamine & Its Analogs: Psychopharmacology, Toxicology, & Abuse, Academic Press 1994, 503 Seiten, ISBN 0121733750
  • Ursula Rieder, ADS-Drogen, wen interessiert's!?!
  • Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen, Fischer 2004, 699 Seiten, ISBN 3596162777
  • Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal - A chemical Love Story, Transform Press 1991, 978 Seiten, ISBN 0963009605
  • Stephen Smith: Sucht, die Geschichte des Stephen Smith, Ullstein 1998, 432 Seiten, ISBN 3548312152
  • Bernhard van Treeck: Das neue Drogenlexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004, 400 Seiten, ISBN 3896025422
  • Bernhard van Treeck: Drogen, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2002, 400 Seiten ISBN 3896024205
  • Dexamphetamin + ADHS: Neuste Literatur von PubMed

Englischsprachig

  • Amphetamin bei DrugBank
  • Amphetamin bei Erowid (englisch)
  • Amphetamin und Methylphenidat bei Aufmerksamkeitsstörung
  • Beipackzettel zu Adderall® (PDF)
  • Informationen zu Amphetamin mit vielen Literaturangaben
  • Klinische Daten, Dosierung und Risiken zu Amphetamin
  • 'Lycaeum': Links zum Thema Amphetamin
  • Studie im Tiermodell zur Suchtgefahr von D-Amphetamin
  • Studie zum möglichen Missbrauch von ADS-Medikation an US-Schulen (PDF)
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Amphetamin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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