Nina Energy: Vom ISC3 Start-up of the Month zur globalen Klimaschutz-Innovation
Sustainable Chemistry Changemakers: Der Weg in eine nachhaltigere Zukunft
Für seine bahnbrechende Klimaschutz-Unternehmensidee wurde Nina Energy (ehemals Andes Bioenergy) im September 2019 als Start-up of the Month des International Sustainable Chemistry Collaborative Centre (ISC3) ausgezeichnet. Gründer Mario Salgado erhielt darüber hinaus den „Elsevier-ISC3-Preis für Unternehmergeist in Nachhaltiger Chemie“. Sein Unternehmen aus Ecuador hatte eine innovative Pyrolysetechnologie zur Herstellung von Biokohle und erneuerbare Wärmeenergie aus Biomasseabfällen der Agrarindustrie entwickelt. Neben der Verbesserung der Bodenqualität bindet und speichert Biokohle Kohlenstoff, was zur Bekämpfung der Klimakrise beiträgt und Kohlenstoffgutschriften generiert, die auf dem freien Markt gehandelt werden können. Durch die Förderung des ISC3 hat das Start-up eine bedeutende Transformation durchlaufen und sich nicht nur vergrößert, sondern auch seine Verfahren und das Team deutlich weiterentwickelt. Die Produktionskapazitäten sind verfünffacht und der positive Impact auf das Klima damit insgesamt vervielfacht. Ganz aktuell hat Nina Energy mit Next Step und Carbon13 einen weiteren in der Branche sehr namhaften Investor gewonnen. Und noch ein großer Erfolg reiht sich ein: Als eines von acht Start-ups wurde das Unternehmen für das Remove Global Accelerator Programm ausgewählt, was der Entwicklung des Unternehmens einen zusätzlichen Boost verleihen wird.
Mehr als fünf Jahre nach der Auszeichnung als ISC3-Start-up of the Month haben wir mit Gründer Mario Salgado und Nina Energy Mitgründer Andres Novillo über die Bedeutung der Nachhaltigen Chemie, die Herausforderungen und Highlights der Entwicklung des Start-ups sowie über die Rolle der Unterstützung durch den ISC3 Start-up Service gesprochen.
Was bedeutet Nachhaltige Chemie für Sie?
Nachhaltige Chemie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, die Effizienz der Nutzung natürlicher Ressourcen zur Deckung des menschlichen Bedarfs an chemischen Produkten und Dienstleistungen zu verbessern und gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft zu minimieren. Damit werden dringende globale Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit angegangen. Bei Nina Energy sehen wir die Nachhaltige Chemie als einen Rahmen, der uns dabei hilft, die Prozesse unserer Pyrolysetechnologie mit weiter gefassten Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Dementsprechend berücksichtigen wir die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen, das heißt Wachstum innerhalb der biophysikalischen Grenzen. Eine klare Maßnahme in dieser Hinsicht ist die Berechnung und Analyse des gesamten Lebenszyklus unserer Produkte - von den Rohstoffen bis zur sicheren Verwendung unserer Biokohle- und Bioölprodukte.
Schließlich berücksichtigen wir das Systemdenken – insbesondere soziotechnische Systemtheorie – bei der Entwicklung unserer Technologie und im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Systemen, Abfallwirtschaft und der Bekämpfung der Klimakrise. Wir beachten auch die Grundsätze der Grünen Chemie, wenn es um die Minimierung von Abfällen, die Verbesserung der Energieeffizienz und die Verringerung der Umweltauswirkungen im Vergleich zu herkömmlichen Methoden der Biomasseentsorgung und -verwertung geht.
Wo stehen Sie heute im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als Sie zum Start-up des Monats gewählt wurden?
Unsere Kerntechnologie für die fortgeschrittene Umwandlung von Restbiomasse ist deutlich gereift. Wir sind von den ersten Versuchen im Labormaßstab zum Betrieb von Pilotanlagen übergegangen. Derzeit sind wir auf dem Weg zu einer Produktion im industriellen Maßstab. Wir haben die Produktionskapazität unserer Reaktoren und Anlagen verfünffacht und mehrere Iterationen zur Optimierung der Pyrolysegasumwandlung und anderer kritischer Aspekte des Pyrolyseprozesses durchgeführt. Insgesamt haben wir die Effizienz und Skalierbarkeit unserer Verfahren zur Herstellung von Biokohle und Bioöl erheblich gesteigert, Vertrauen in die ökologische Nachhaltigkeit unserer Technologie gewonnen und einen soliden Kundenstamm für unsere Pyrolyseanlagen in Ecuador und in Südeuropa, insbesondere in Italien, aufgebaut.
Wie haben Sie von der Zusammenarbeit mit dem ISC3 und der Förderung durch den ISC3 Global Start-up Service profitiert?
Der ISC3 Global Start-up Service war entscheidend für unser Wachstum und unsere Entwicklung als aufstrebendes Start-up-Unternehmen im Bereich der thermochemischen Umwandlung. Unsere Erfolge sind ein direktes Ergebnis der Unterstützung durch das ISC3 und der kontinuierlichen Hilfe, die wir durch das ISC3-Netzwerk erhalten haben. Der vielleicht wichtigste Vorteil ist die erhöhte Glaubwürdigkeit, die unserem Unternehmen durch den Rückhalt des ISC3 zuteil wird. Von einer so angesehenen Organisation im Bereich der nachhaltigen Chemie anerkannt und unterstützt zu werden, hat uns Türen bei Investoren und Accelerator Programmen geöffnet. Wir haben auch bei der Professionalisierung vom ISC3 Global Start-up Service profitiert. Das Mentoren- und Expertenprogramm hat uns geholfen, unsere Technologie- und Geschäftsstrategie zu verfeinern und sicherzustellen, dass wir auf dem richtigen Weg zu nachhaltigem Wachstum sind. Durch die ISC3-Veranstaltungen und -Verbindungen konnten wir unser Netzwerk von Interessenvertretern im Bereich der nachhaltigen Chemie ausbauen. Die Möglichkeit, am ISC3 InvestorForum im Rahmen des Impact Festivals teilzunehmen, war ein Meilenstein. Dort haben wir der deutschen Nichtregierungsorganisation Atmosfair unsere Arbeit vorgestellt, was zu persönlichen Treffen in Berlin und anschließenden Besuchen von Atmosfair-Vertretern in unseren Anlagen und bei den Quellen für Restbiomasse in Ecuador führte. All diese Veranstaltungen führten zu wertvollen Partnerschaften und Kooperationen für zukünftige Möglichkeiten.
Was waren die Highlights unter den realisierten Projekten?
Die erfolgreiche Skalierung unserer Technologie vom Pilot- zum Industriemaßstab und der Nachweis, dass unsere Reaktoren im Dauerbetrieb arbeiten können, sind sicherlich als erstes zu nennen. Darüber hinaus konnten wir wichtige Partnerschaften mit landwirtschaftlichen Genossenschaften und Industriekunden für Biokohle und Bioöl (pyrolytische Flüssigkeiten im Allgemeinen) schließen. Die Weiterentwicklung unseres Portfolios durch neue Patentanmeldungen im Zusammenhang mit unserer optimierten Pyrolysetechnologie und unseren Verfahren zur Pyrolysegasaufbereitung und -nutzung sind weitere Meilensteine. Darüber hinaus haben wir eine Partnerschaft mit einem bedeutenden Metallverarbeitungsunternehmen in Spanien geschlossen, um eine dezentrale Fertigung unserer Technologie zu ermöglichen. Dies ermöglichte uns eine weitere Etablierung auf dem europäischen Markt. Nicht zuletzt schlossen wir einen Vertrag mit einer großen deutschen Nichtregierungsorganisation über die Errichtung einer großtechnischen Anlage zur Herstellung von Biokohle in einer der führenden FSC-zertifizierten Waldproduktionsregion Ecuadors. Dieser Vertrag sichert die Deckung von 70 Prozent der Investitions- und Betriebskosten der Anlage durch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss und gewährleistet den Kauf von 100 Prozent der dabei generierten Emissionsgutschriften.
Was bedeutet das alles für Ihr Unternehmen?
Einerseits haben eine Reihe von Erfolgen und Errungenschaften unseren Bekanntheitsgrad und unsere Anerkennung in der Kohlendioxid-Entfernungsbranche (CDR) erheblich gesteigert. Darüber hinaus haben wir das Vertrauen wichtiger Interessengruppen in der CDR-Branche gewonnen, während wir unsere Prozesse zur vollen industriellen Reife gebracht haben. Vor allem aber hat uns eine erfolgreiche Pre-Seed-Finanzierungsrunde - angeführt von unserem Hauptinvestor Next Step - in die Lage versetzt, unser Geschäftsmodell weiter zu verfeinern und unsere technischen Fähigkeiten zu stärken.
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