Umfrage unter Führungskräften: Energiewende ja, aber nicht um jeden Preis

18.11.2013 - Deutschland

Für die Energiewende spricht sich eine große Mehrheit (77 %) der Führungs­kräfte in Deutschland aus. Allerdings darf die Umstellung der Energieversorgung aus ihrer Sicht nicht zulasten von Arbeitsplätzen oder der Stärke des Wirtschafts­standortes gehen. Diese beiden Aspekte haben für Entscheider und den Füh­rungsnachwuchs eindeutig Vorrang vor der Umsetzung der Energiewende. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Umfrage unter 700 Führungskräften und −anwärtern aus Politik, Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Die Befragung wurde vom Nürnberger Marktforschungs­institut trend&motives Anfang November im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) durchgeführt.

Gleichauf bei den absolut wichtigsten Aufgaben der neuen Bundesregierung sehen die Befragten die Sicherung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen (22 %) und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland (22 %). Auch die Grund­sicherung von Löhnen und Renten hat aus ihrer Sicht hohe politische Priorität (20 %). Die Konsolidierung des Staatshaushaltes (11 %), Fortschritte im Klima­schutz (10 %) und die Umsetzung der Energiewende (8 %) müssen aus Sicht der Teilnehmer dahinter klar zurückstehen.

„Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist ein wichtiges Ziel – aber nicht um jeden Preis. Sie muss mit einer Stärkung des Industrielandes Deutschland und der Sicherung von Arbeitsplätzen einhergehen. Das unterstreicht die Umfrage ganz eindeutig“, sagte der VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann zu den Ergeb­nissen der Befragung unter Führungskräften.

Die derzeit geltende Härtefallregelung und die Befreiung von der EEG-Umlage für die Eigenstromerzeugung ermöglichen den energieintensiven Unternehmen bezahlbare Stromkosten. Rund 60 % der Umfrageteilnehmer befürworten, dass diese Entlastungen für energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, auch künftig beibehalten werden. Das gilt auch dann, wenn die EEG-Umlage zu weiter steigenden Strompreisen führt. Nur knapp ein Drittel der Befragten (32 %) ist dagegen, diese Entlastung für die Betriebe zu erhalten.

Die Bereitschaft sinkt, für die Energiewende immer tiefer in die Tasche zu greifen

Die mehrfache Erhöhung der Stromrechnung in den letzten Jahren hat die Akzep­tanz von Strompreissteigerungen als Begleiterscheinung der Energiewende ver­ringert. Die Umfrage zeigt, dass die Bereitschaft unter den deutschen Führungs­kräften von heute und morgen deutlich abnimmt, im eigenen Haushalt immer höhere Strompreise für die Förderung erneuerbarer Energien in Kauf zu nehmen. So hat sich der Anteil derjenigen Personen, die inzwischen Mehrkosten für Strom kategorisch ablehnen, in den letzten zweieinhalb Jahren von rund 9 auf rund 22 % mehr als verdoppelt. Und selbst bei jenen Befragten, die steigende Strompreise für die Umsetzung der Energiewende befürworten, scheint der finanzielle Spiel­raum weitgehend ausgereizt: Die Bereitschaft, für Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse Jahr für Jahr tiefer in die Tasche zu greifen, hat sich mehr als halbiert. Akzeptierte man im Juni 2011 noch, rund 14 % mehr von der letzten Jahresrech­nung an den Stromversorger zahlen zu wollen, waren es im November 2013 nur noch rund 6 % der Jahresrechnung 2012.

So kann es auch nicht verwundern, dass sich mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten dafür ausspricht, die Förderung neuer Windkraft- oder Solaranlagen einzuschränken. Dazu gehören aus ihrer Sicht die Begrenzung auf eine gewisse Zahl von Anlagen (22 %), die deutliche Verminderung der Subventionen pro Anlage (16 %) oder aber ein genereller Förderstopp (10 %). Eine Kombination dieser Maßnahmen befürwortet nur ein geringer Teil (4 %). Über ein Drittel (37 %) hält es aber gleichwohl für richtig, die Bestimmungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) so zu belassen, wie sie sind.

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