Bayer: Umsatz und EBIT auf Rekordniveau

01.03.2012 - Deutschland

Der Bayer-Konzern hat in einem strategisch und operativ sehr erfolgreichen Jahr 2011 neue Rekordwerte bei Umsatz und EBIT erzielt. „Unsere nach dem ersten Quartal angehobenen Konzernziele haben wir erreicht“, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Marijn Dekkers am Dienstag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen. Zudem habe das Unternehmen gute Fortschritte bei Innovationen sowie beim Ausbau seiner Aktivitäten in Wachstumsländern gemacht. Für das laufende Jahr stellte Dekkers – trotz einer von Unsicherheiten geprägten konjunkturellen Lage – eine leichte Steigerung des bereinigten Ergebnisses in Aussicht.

Bayer AG

Dr. Marijn Dekkers, Vorsitzender des Vorstands der Bayer AG auf der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen

Der Konzernumsatz stieg im Geschäftsjahr 2011 um 4,1 Prozent auf 36,528 (Vorjahr: 35,088) Milliarden Euro. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte (wpb.) entspricht das einem Zuwachs von 5,5 Prozent. „Damit haben wir den Rekord aus dem Jahr 2010 noch übertroffen“, sagte Dekkers. Die Geschäftsentwicklung in den Wachstumsländern trug mit einem Plus von währungsbereinigt (wb.) 9,0 Prozent überproportional dazu bei. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg deutlich um 52,0 Prozent auf 4,149 (2,730) Milliarden Euro.

Die Sondereinflüsse beliefen sich per saldo auf minus 876 Millionen (minus 1,722 Milliarden) Euro. Darin sind Sonderaufwendungen von 741 Millionen Euro für die konzernweite Restrukturierungsinitiative, 260 Millionen für Rechtsfälle sowie Erträge aus Desinvestitionen von 99 Millionen Euro enthalten. Das EBIT vor Sondereinflüssen stieg um 12,9 Prozent auf 5,025 (4,452) Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 7,2 Prozent auf 7,613 (7,101) Milliarden Euro. Besonders deutlich legte das Konzernergebnis mit einem Plus von 89,9 Prozent auf 2,470 (1,301) Milliarden Euro zu. Das bereinigte Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 15,3 Prozent auf 4,83 (4,19) Euro.

Der Brutto-Cashflow nahm um 8,4 Prozent auf 5,172 (4,771) Milliarden Euro zu, während der Netto-Cashflow um 12,4 Prozent auf 5,060 (5,773) Milliarden Euro zurückging. Die Nettofinanzverschuldung verringerte sich gegenüber dem 31. Dezember 2010 um 0,9 Milliarden auf 7,0 Milliarden Euro. „Die Fälligkeitsstruktur unserer noch ausstehenden Finanzverbindlichkeiten ist gut verteilt, so dass wir alle Rückzahlungen in den kommenden Jahren aus der vorhandenen Liquidität und dem laufenden Cashflow leisten wollen“, sagte Finanzvorstand Werner Baumann.

HealthCare punktet in Wachstumsmärkten

Im Gesundheitsgeschäft erhöhte sich der Umsatz im vergangenen Jahr um 1,5 (wpb. 2,4) Prozent auf 17,169 (16,913) Milliarden Euro. „Eine Stärke ist nach wie vor unsere gute Entwicklungspipeline bei Pharma. Hier waren wir 2011 besonders erfolgreich“, sagte Dekkers. „Positiv bei HealthCare ist zudem unsere gute Stellung in den Wachstumsmärkten.“

Im Pharma-Geschäft lag der Umsatz mit 9,949 Milliarden Euro wpb. um 0,6 Prozent über Vorjahr. Steigerungen konnten vor allem in Asien/Pazifik und Lateinamerika erzielt werden. Insbesondere in China entwickelte sich das Geschäft erfreulich. In Nordamerika und Westeuropa waren die Umsätze wegen Gesundheitsreformen und generischen Wettbewerbs rückläufig. Unter den Top-Produkten entwickelte sich vor allem das Blutgerinnungsmittel Kogenate™ positiv, das wb. um 8,3 Prozent zulegte. Prozentual zweistellige Zuwächse erzielten Aspirin™ Cardio zur Herzinfarktprävention und Mirena™ zur hormonellen Langzeitverhütung mit wb. plus 12,6 bzw. 10,7 Prozent. Das Geschäft mit Levitra™ zur Behandlung der erektilen Dysfunktion ging aufgrund einer teilweisen Neustrukturierung des Vertriebs für Allgemeinarztprodukte in den USA deutlich zurück. Insgesamt gab der Umsatz des Präparats wb. um 22,2 Prozent nach. Verstärkter Wettbewerb und Preissenkungen im Zusammenhang mit Gesundheitsreformen vor allem in Europa führten dazu, dass der Umsatz des Multiple-Sklerose-Medikaments Betaferon™/Betaseron™ wb. um 5,4 Prozent abnahm.

Im Segment Consumer Health stieg der Umsatz wpb. um 5,1 Prozent auf 7,220 Milliarden Euro. Hierzu trugen alle Divisionen und Regionen bei. Im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln (Consumer Care) entwickelte sich vor allem das Hautpflegemittel Bepanthen™/Bepanthol™ mit einem Umsatzplus von wb. 10,6 Prozent erfreulich. Deutliche Zuwächse erzielten auch die Schmerzmittel Aspirin™ (wb. plus 8,6 Prozent) und Aleve™/Naproxen (wb. plus 9,1 Prozent). Die Division Medical Care profitierte vom Wachstum der Blutzucker-Messsysteme der Produktlinie Contour™ (wb. plus 7,7 Prozent), während der Umsatz des Kontrastmittels Magnevist™ wb. um 11,8 Prozent zurückging. Im Geschäft mit Tierarzneimitteln legte die Advantage™-Produktlinie mit Floh-, Zecken- und Entwurmungsmitteln wb. um 6,2 Prozent zu.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von Bayer HealthCare verbesserte sich um 6,7 Prozent auf 4,702 (4,405) Milliarden Euro. Maßgeblich hierfür waren die positive Geschäftsentwicklung bei Consumer Health und Kostensenkungen bei Pharma. „Ein Faktor ist, dass viele kostenintensive Phase-III-Studien für unseren Gerinnungshemmer Xarelto™ ausgelaufen sind“, erläuterte Dekkers. Höhere Aufwendungen für die Vermarktung neuer Produkte und Investitionen in Wachstumsmärkte seien im Übrigen durch Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen nahezu kompensiert worden.

Anhaltend günstiges Marktumfeld bei CropScience

Im CropScience-Geschäft stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 6,2 (wpb. 8,9) Prozent auf 7,255 (6,830) Milliarden Euro. Hierzu trugen alle Regionen bei – in Nordamerika sowie Lateinamerika/Afrika/Nahost nahmen die Umsätze sogar wb. prozentual zweistellig zu. Getragen wurde das Wachstum vor allem durch neue Produkte bei Crop Protection und die gute Entwicklung bei BioScience, während Environmental Science leicht rückläufig war. „Positiv wirkte sich das günstige Marktumfeld für Agrarrohstoffe aus“, so Dekkers.

Der Bereich Pflanzenschutz (Crop Protection) profitierte vom Ausbau des Geschäfts mit neuen Produkten und steigerte den Umsatz insgesamt wpb. um 8,9 Prozent. Die Fungizide legten wpb. um 12,0 Prozent zu, die Saatgutbehandlungsmittel wpb. um 23,6 Prozent und die Herbizide wpb. um 9,0 Prozent. Das Insektizidgeschäft konnte sich trotz der Einstellung des Vertriebs älterer Produkte wpb. auf Vorjahresniveau halten.

Der auf Saatgut und Pflanzeneigenschaften spezialisierte Bereich BioScience wuchs wpb. um 19,1 Prozent. Jeweils zweistellige Wachstumsraten konnten in den Kernkulturen Raps, Baumwolle, Reis und Gemüse erzielt werden. Der Umsatz im Bereich Environmental Science verringerte sich wpb. leicht um 1,5 Prozent.

Das bereinigte EBITDA von CropScience verbesserte sich im Vergleich zum relativ schwachen Vorjahresergebnis deutlich um 27,9 Prozent auf 1,654 (1,293) Milliarden Euro. Die bereinigte EBITDA-Marge konnte um 3,8 Prozentpunkte ausgebaut werden. Dieser Anstieg beruhte vor allem auf den signifikant gestiegenen Absatzmengen sowie der damit verbundenen deutlich besseren Auslastung der Produktionsanlagen. Auch die Effizienzsteigerungsmaßnahmen trugen zum höheren Ergebnis bei.

Ergebnis von MaterialScience unter den Erwartungen

„Im MaterialScience-Geschäft blieben wir 2011 leider unter unseren Erwartungen“, sagte Dekkers. „Ein positiver Faktor ist, dass wir den Umsatz steigern und die Preise in allen Geschäftseinheiten und Regionen anheben konnten. Allerdings gelang es uns insgesamt kaum, Mengensteigerungen zu erzielen.“ Insgesamt stieg der Umsatz mit hochwertigen Materialien um 6,7 (wpb. 8,2) Prozent auf 10,832 (10,154) Milliarden Euro.

Der Umsatz mit Rohstoffen für Schaumstoffe (Polyurethanes) verbesserte sich wpb. um 9,5 Prozent. Die hochwertigen Kunststoffe (Polycarbonates) legten wpb. um 5,6 Prozent zu und die Rohstoffe für Lacke, Klebstoffe und Spezialitäten wpb. um 4,5 Prozent. Der Bereich Industrial Operations erzielte ein Umsatzplus von wpb. 21,9 Prozent.

Das EBITDA vor Sondereinflüssen von MaterialScience gab um 13,6 Prozent auf 1,171 (1,356) Milliarden Euro nach. Dieser Rückgang beruhte vor allem auf höheren Rohstoffkosten, die nicht vollständig durch gestiegene Absatzpreise ausgeglichen werden konnten. Zudem fielen höhere operative Kosten an – unter anderem aus der Inbetriebnahme der TDI-Anlage in China. Positiv wirkten sich unter anderem Einsparungen aus Effizienzsteigerungsmaßnahmen aus.

Anteil der Wachstumsmärkte am Umsatz nimmt zu

„Ein weiterer positiver Aspekt ist das starke Abschneiden des Konzerns in den Wachstumsmärkten, wo wir insgesamt um 9 Prozent zulegen konnten“, führte Dekkers aus. Als Wachstumsmärkte hat Bayer die Regionen Asien (ohne Japan), Lateinamerika, Osteuropa, Afrika sowie Nahost definiert. Mit einem Umsatz von 13,290 (12,493) Milliarden Euro hatten diese Länder im vergangenen Jahr einen Anteil von 36,4 (35,6) Prozent am Gesamtumsatz des Konzerns.

Deutlich verbessertes Konzernergebnis im 4. Quartal 2011

„Insgesamt war der Geschäftsverlauf im 4. Quartal uneinheitlich“, sagte Finanzvorstand Werner Baumann. „Während HealthCare und CropScience ihren Umsatz wpb. gegenüber dem Vorjahr leicht steigern konnten, lag er bei MaterialScience auf Vorjahresniveau.“ Der Konzernumsatz stieg um 2,0 (wpb. 1,9) Prozent auf 9,191 (9,012) Milliarden Euro. Das EBIT verbesserte sich deutlich auf 629 (51) Millionen Euro, während das EBITDA vor Sondereinflüssen um 8,8 Prozent auf 1,541 (1,689) Milliarden Euro zurückging. „Diese Entwicklung resultierte aus dem deutlichen Ergebnisrückgang bei MaterialScience“, erläuterte Baumann. Das Konzernergebnis belief sich auf 397 Millionen Euro, gegenüber einem Fehlbetrag von 145 Millionen Euro im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis je Aktie betrug 0,97 (0,95) Euro.

Zuversicht für die weitere Geschäftsentwicklung

Für die weitere Entwicklung zeigte sich Dekkers zuversichtlich: „Wir sind ordentlich ins Geschäftsjahr 2012 gestartet.“ Insgesamt erwartet der Konzern für 2012 auf wpb. Basis einen Umsatzanstieg von etwa 3 Prozent. Unter den getroffenen Währungsannahmen, z. B. eines Euro-US-Dollar-Kurses von 1,40 (Durchschnitt 2011: 1,39), entspricht dies einem Konzernumsatz von ca. 37 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen plant Bayer leicht zu verbessern. Hierzu sollen HealthCare und CropScience beitragen, während für MaterialScience angesichts der derzeit schwierigen Marktverhältnisse mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau gerechnet wird. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll ebenfalls leicht steigen.

Für 2012 plant das Unternehmen Sachanlageinvestitionen von 1,5 Milliarden Euro und Investitionen in immaterielle Vermögenswerte von 0,4 Milliarden Euro. Die planmäßigen Abschreibungen sollen sich auf etwa 2,6 Milliarden Euro belaufen, davon 1,3 Milliarden Euro auf immaterielle Vermögenswerte. Für Forschung und Entwicklung beträgt das Budget etwa 3,0 Milliarden Euro und liegt damit auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre.

Für HealthCare hat 2012 die erfolgreiche Vermarktung der neuen Pharma-Produkte absolute Priorität. Der Teilkonzern erwartet wpb. Umsatzzuwächse im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Für das bereinigte EBITDA ist eine leichte Steigerung geplant, wobei höhere Marketingaufwendungen und die Auswirkungen der Yasmin™-Generisierung in Europa das Ergebnis belasten dürften. Im Segment Pharma werden 2012 wpb. stabile bis leicht steigende Umsätze und ein bereinigtes EBITDA in Höhe des Vorjahres erwartet. Im Segment Consumer Health rechnet der Teilkonzern mit einem Wachstum von wpb. Umsatz und EBITDA vor Sondereinflüssen im mittleren einstelligen Prozentbereich.

CropScience rechnet 2012 mit anhaltend guten Marktbedingungen. Der Teilkonzern geht davon aus, über dem Markt zu wachsen, und erwartet eine Steigerung des wpb. Umsatzes und des bereinigten EBITDA im mittleren einstelligen Prozentbereich.

MaterialScience plant derzeit für 2012 einen wpb. Umsatz und ein bereinigtes EBITDA auf Vorjahresniveau. Entwickelt sich das Marktumfeld besser als angenommen, geht der Teilkonzern von einem entsprechenden Umsatz- und Ergebnisanstieg aus. Für das 1. Quartal 2012 rechnet MaterialScience mit wpb. Umsätzen in gleicher Größenordnung wie im 4. Quartal 2011. Das EBITDA vor Sondereinflüssen im 1. Quartal 2012 wird deutlich über dem des 4. Quartals 2011 erwartet, jedoch unter dem entsprechenden Vorjahreswert.

Für 2013 geht der Bayer-Konzern von einem weiteren Anstieg von Umsatz, EBITDA vor Sondereinflüssen und bereinigtem Ergebnis je Aktie aus. Das Unternehmen erwartet, dass hierzu auch die neuen Pharma-Produkte beitragen. Sachanlageinvestitionen und Investitionen in immaterielle Vermögenswerte sind in der Größenordnung von 2012 geplant. Für Forschung und Entwicklung erwartet Bayer leicht steigende Aufwendungen.

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