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Die Geschichte der Chemie ist eine ständige Abfolge von Entdeckungen und Erfindungen, die sich auf den beiden Sockeln antiker chemischer Fertigkeiten einerseits und mittelalterlicher Alchimie andererseits mit Hilfe naturwissenschaftlicher Arbeitsmethoden vereinigt haben zur heutigen Chemie.
Die Geschichte der Chemie ist seit der Entdeckung des Feuers einteilbar in:
die Geschichte der Erfindungen und Entdeckungen durch antike „Meister“ der Probierkunst (Chemie in der Antike),
die Geschichte der Chemie in der Neuzeit und ihrer Forscher, die von Einführung wissenschaftlicher Methoden an über immer mehr Erkenntnisse und Techniken verfügten.
Ergänzend zum Hauptartikel Geschichte der Chemie listet dieser Artikel daher die Geschichte der vielen einzelnen Entdeckungen, Ereignisse und Erfindungen bei der Erforschung der Stoffe und Stoffumwandlungen chronologisch auf, aus denen sich – den Steinchen eines Puzzles gleich – das Weltbild und der Forschungsstand der heutigen Chemie entwickelt haben. Dessen Entstehen kann so anhand der vielen Links der folgenden Chronologie zu den Einzelartikeln und –entdeckungen verfolgt werden.
Um 1250 – Albertus Magnus: Entdeckung des „Scheidewassers“ (Salpetersäure, Herstellung aus Vitriol, Salpeter und Alaun durch Trockendestillation), des Arsens und Arseniks sowie der Möglichkeit, Gold in Scheidewasser-Salmiaksalz-Gemischen aufzulösen
Um 1360 – Berthold Schwarz: (Wieder-)Entdeckung des Schwarzpulvers in Europa
1450: Erstherstellung von Schwefelsäure durch Verschmelzen von Schwefel und Salpeter
Um 1550 – Prinz Chuo-ting unter Mitarbeit des Jesuiten Matteo Ricci alias Li Ma-Tou (1552–1610): Das Lehrbuch „Pentsao kang mu“ erscheint mit Beschreibung von über 2000 Tier- und Pflanzenarten, Grundlagen der Pharmazie, der Pockenimpfung (etwa gleichzeitig wirkte in Europa der Arzt und Astrologe Nostradamus, gestorben 1556/57)
1556, 21. November – Georgius Agricola: Tod des Agricola, er verfasste das Buch „De re metallica“, ein erstes Lehrbuch über Bergbau und Mineralogie inkl. Metallgewinnung (Hüttenwesen / Metallurgie); kannte u. a. Zink, Bismut und über 100 diverse Salze
1597 – Andreas Libavius: In Frankfurt erscheint das erste Chemielehrbuch über die Gewinnung von Mineralsäuren, Pottasche (aus Weinstein und Salpeter), Ammoniumsulfat (aus Ammoniak alias „spiritus urinae“ und Schwefelsäure) und den analytischen Nachweis von Kupfer (mit Ammoniak), die Mineralwässer-Analyse, Lötrohrprobe u. a.
1600 – Gilbert Johann Baptist von Helmont: Gilbert prägt bei der Untersuchung des Magnetismus erstmals das Wort „Elektrizität“, v. Helmont entdeckt „Liquor silicium“ (wasserlösliches Kaliumsilikat)
17. Jahrhundert
1620 – Torquet de Mayerne: Entdeckung des Knallgases (Beschreibung der Explosion der aus Eisen und Schwefelsäure entstehenden „Luftart“ (Wasserstoffgas)
1630 – Angelus Sala: Entdeckung der Eigenschaft mancher Pflanzenfarbstoffe, in Gegenwart von Säuren Farbumschläge zu zeigenm („Indikatoren“: rote Rosen, Kornblumen, blaue Violen, Rotkohlfarbstoff, Lackmus u. a.)
1643 – Evangelista Torricelli: Entdeckung des Luftdruckes, Erfindung des Quecksilberbarometers
1648 – Johann Baptist von Helmont: Entdeckung, dass ein chemisch reagierendes Stoffgemisch „an Substanz nichts verlieret“ (Gesetz von der Erhaltung der Masse, v. Helmont) und erste Prägung des Begriffes „Gas“ (von „Chaos“)
1651 – Johann Rudolph Glauber (ca. 1604–1670): Glaubers Buch „Furni novi philosophici“ erscheint: Bericht der Entdeckung der Holzessigherstellung, von „gelbrotem Öl“ (Phenol), Benzol, dem „mineralischen Chamäleon“ (Verschmelzung von Braunstein und Salpeter zu Permanganat) und der Salzbildung aus Metall und Säure (1655 erstes Chemieunternehmen).
1676 – Edme Mariotte: Entdeckung des Gasgesetzes für isobare Zustandsänderungen V1 = V0 (1 + T1 : 273°C) (später als Gasgesetz von Boyle und Mariotte: p x V / T = const.)
1677 – Kunckel: Entdeckung des Knallquecksilbers, des Goldrubinglases, der „Gewichtslosigkeit“ von Hitze, Kälte und Luft (Wärme wird als nichtstofflich verstanden!)
1697 – Stahl: Phlogistontheorie: Feuer sei das Entweichen des Feuerstoffes „Phlogiston“, Anordnung der Metalle nach ihrer „Dephlogisitierbarkeit“ (Oxidierbarkeit)
18. Jahrhundert
1704–1709 – Johann Friedrich Böttger und von Tschirnhaus: Entdeckung der Techniken zur Porzellanherstellung
1735 – Brandt: Entdeckung der Elemente Chlor und Cobalt
1738 – Bernoulli: Erste kinetische Gastheorie
1749 – Watson; Macquer: Entdeckung des Platins (Watson) und der Herstellung von gelbem Blutlaugensalz (Macquer, aus Berliner Blau und Kalilauge)
1750 – Roebuck: Beginn der Schwefelsäureherstellung in Bleikammern
1751 – Diderot und d’Alembert: Erscheinen der ersten Enzyklopädie (Aufklärung, Bildung für alle – auch in der Chemie)
1769 – Carl Wilhelm Scheele (1742–1786): Entdeckung der Weinsäure aus Weinstein (und somit anschließend Entdeckung der optischen Isomerie); Scheele entdeckte zudem 1771 die Flusssäure und das Siliziumtetrafluorid
1772 – D. Rutherford , J. Priestley und C. W. Scheele: Entdeckung der „phlogistierten Luft“ („Azote“, Stickstoff, durch Rutherford und / oder Priestley) und der „Feuerluft“ (Sauerstoff, Scheele, durch „Destillation“ von Quecksilberoxid oder Salpeter mit Sand)
1773 – Rouelle und Priestley: Entdeckung des Harnstoffes (Rouelle) und des „Lachgases“ Distickstoffmonoxid (Priestley; er entdeckte 1774 zudem unabhängig von Scheele die „dephlogistierte Luft“, d.h. den Sauerstoff)
1774–1775 – C. W. Scheele; J. Priestley; Antoine Laurent Lavoisier (1743–1794): Scheele entdeckt die „Phlogistierungsgrade“ (Oxidationsstufen) von Eisen und Kupfer sowie das Element Chlor („dephlogistierte Salzsäure“) und den Arsenwasserstoff, Priestley das Schwefeldioxid, Mangan, später Molybdänsäure (1778), Oxal-, Zitronen-, Arsen- und Blausäure; Lavoisier erkennt Verbrennungsvorgänge erstmals als Sauerstoffaufnahme (Oxidation) und 1775 dessen Notwendigkeit für die Atmung; er wies zudem das Prinzip von der Erhaltung der Masse nach und erkannte Luft erstmals als ein Stoffgemisch
1775 – Conradi/Erstisolation eines Steroides (Cholesterin, C27H45OH) aus Gallensteinen
1780–1783 – C. W. Scheele (1742–1786) und Henry Cavendish (1731–1810): Entdeckung der optisch aktiven Milchsäure aus der Lactose-Vergärung des Streptococcus lactis 1870 durch Scheele; ihm gelingt 1783 die Erstherstellung von Glyzerin aus Olivenöl und Blausäure aus Berliner Blau, 1781/84 Cavendish die von „künstlichem“ Wasser
1782 – Aimé Argand: Erfindung der ersten Gaslampe mit Luftzufuhr
1786 – F. C. Achard: Erfindung der Drehmaschine und der Zuckergewinnung aus Zuckerrüben
1772–1789 – Antoine Laurent de Lavoisier (hingerichtet 8. Mai 1794 per Guillotine): Begründung des Gesetzes von der Erhaltung der Masse, Einführung der Waage als Messinstrument in die Chemie, Erfindung des Eiskalorimeters, Einführung der Theorie über die Oxidation (Anfänge der modernen Chemie als Naturwissenschaft)
1791 – Nicolas Leblanc (1742–1806): Erste künstliche Herstellung von Soda (Wichtiger Chemierohstoff für Färber, Gerber, Seifensieder und Glasmacher; Erstherstellung aus dem aus Meersalz und Vitriolöl hergestellten Glaubersalz sowie aus Kreidekalk und Kohle; großtechnische Fabrikation ab 1791
1793 – Richter: Beginn der Stöchiometrie (Entdeckung des Gesetzes der chemischen Äquivalenz = Gleichwertigkeit; erste Stoffumsatzberechnungen; Lehrbuch: „Anfangsgründe der Stöchiometrie oder Messkunst der chemischen Elemente“)
1798, 4. Dezember – Luigi Galvani, B. Thompson: Entdeckung elektrochemischer Elemente (galvanische Elemente, Vorläufer der Batterien und Akkumulatoren) und der Umwandlung von Reibungsenergie in Wärme (Thompson, beim Kanonenrohr-Bohren)
19. Jahrhundert
1803 – John Dalton (1766–1844): Begründung der chemischen Atomtheorie (Beginn der modernen Chemie): Dalton formuliert das Gesetz der multiplen Proportionen, definiert den Element- und Atombegriff neu, entdeckt Farbblindheit und Wetterphänomene, unterschiedliche Stickoxide, eine neue Familie von Moosen (die Daltoniaceae), das Gesetz der Partialdrücke in Gasgemischen und erstellt eine erste Atomgewichtstabelle (erstes Ordnungsschema und Symbole für Elemente); 1808 Veröffentlichung der Atomhypothese in: „A New System of Chemical Philosophy“.
1807 – Jöns Jakob Berzelius (1779–1848): Aufkommen des Begriffes „Organische Chemie“, Einführung der chemischen Symbolsprache (Summenformeln, Elementsymbole), Erfindung der Spritzflasche, Bechergläser, des Filterpapiers und Schmelztiegels, des Scheidetrichters, der „Eprouvette“ (Probier- bzw. Reagenzglas), Aufbau der Grundlagen der Analytischen Chemie; Entdeckung der Elemente Silizium, Cer, Selen und Thorium und der Phänomene Isomerie und Katalyse
1809 – Joseph Louis Gay-Lussac (1778–1850) und Louis Jacques Thénard: Entdeckung der Chlorknallgaszündbarkeit durch Belichtung (Anfänge der Photochemie); Proust veröffentlicht 1810 das Gesetz der konstanten Proportionen, Klaproth ein Werk über Mineralienanalyse
1811 – Amadeo Avogadro: Molekulartheorie (Ideales Gasvolumen: 22,48 L/mol; bald auch erste Berechnung der Anzahl der Moleküle pro Gasvolumen);
1815 – erste Vermutung Prousts, dass alle Atomgewichte ein Vielfaches des Wasserstoffatoms darstellen
1819 – Dulong und Petit: Entdeckung des Gesetzes der Konstanz der „Atomwärme“ (im Jahr zuvor Entdeckung von Wasserstoffperoxid, Selen, Lithium und Cadmium)
1820 – Pelletier und Cavenou: Erstentdeckung eines Alkaloids (Chinin C20H24N2O2 aus Chinarinde); Braconnot isoliert erstmals eine Aminosäure (Glycin/Leucin aus Leim)
1823 – Michael Faraday, 1791–1867, und Johann Wolfgang Döbereiner, 1780–1849: Erste Verflüssigung eines Gases (Chlorgas); Döbereiner entdeckt die Katalyse am Platin und baut hierzu die „Feuermaschine“ (erstes Gasfeuerzeug), Chevreul stellt erstmals die Buttersäure her, Jöns Jakob Berzelius das Element Silizium
1824 – J. Aspdin: Erster künstlicher Zement (Portlandzement)
1826 – Georg Simon Ohm, Joseph Nicéphore Niepce: Entdeckung des Ohmschen Gesetzes (Spannung U = Stromstärke I x Widerstand R); Konstruktion erster Bitumenfilme für Vorläufer erster Fotos (Belichtungszeiten noch 8–10 Stunden)
1828, 22. Januar – Friedrich Wöhler (1800–1882): Erste künstliche Herstellung von Harnstoff: „Ich... muss ...sagen, dass ich Harnstoff machen kann, ohne dazu Nieren ... nötig zu haben“ („Pisseharnstoff“ aus Kaliumcyanat und Ammoniumsulfat); Begründung der modernen Organischen Chemie unter Aussparung der „Lebenskraft“ (vis vitalis)
1830 – Jean Baptiste Dumas: Erste Methode zur qualitativen Stickstoffbestimmung in organischen Stoffen
1830 – Wackenroder: Erstgewinnung von Carotin (C40H56)
1833 – Michael Faraday: Entdeckung der Faradayschen Gesetze der Elektrolyse (m ist proportional zu Q, also unabhängig von T, c und U ; 1 „Äquivalentmasse“ (val) entspricht etwa 96490 Coulomb)
1834 – Lenz: Entdeckung des Lenzschen Gesetzes (der Induktionsstrom ist stets so gerichtet, dass er der Ursache des Induktionsvorganges entgegenwirkt)
1834 – G. F. Runge: Entdeckung des Anilins im Steinkohlenteer (Chlorkalkreaktion von Teerdestillat), Laurent entdeckt 1837 die Eigenart der Phenole
1838 – Goodyear, Mosander, Fr. Appert: Entdeckung der Gummiherstellung (Vulkanisation von Kautschuk), der Elemente Lanthan und Didym (in Cererde); Tod Apperts, der die Konservierung von Lebensmitteln entdeckte („Konservendose“)
1841 – Christian Doppler, H. Hess, Zinin: Entdeckung des akustischen Dopplereffektes, Begründung der Thermochemie (H.Hess). Zinin entdeckt im Indigo („Anil“) das Anilin sowie dessen Herstellbarkeit aus Nitrobenzol, Salzsäure und Zink
1842 – J. R. Mayer: 1. Hauptsatz der Wärmelehre („Thermodynamik“, Gesetz von der Erhaltung der Energie). Helmholtz folgerte hieraus 1847 die Erhaltung der Kraft (Unmöglichkeit eines pepetuum mobile)
1850 – Strecker: Erste künstliche Herstellung von Aminosäuren
1853 – Hittorf, R. von Bunsen: 1. Bestimmung der Wandergeschwindigkeit von Ionen (Hittorf, 1853 bei der Elektrolyse) und erste schmelzelektrolytische Gewinnung von Aluminium, Lithium und Chrom (Bunsen 1854)
1855 – R. von Bunsen, Mohr: Konstruktion des Bunsenbrenners, erstes Lehrbuch über „chemisch-analytische Titriermethoden“ (mit graduierten Pipetten, Oxalsäure, Mohrschem Salz, Iod und Sulfit als Titerlösungen)
1856 – Henry Bessemer, gest. 1898: Erfindung der „Bessemerbirne“ und somit Rationalisierung der Stahlgewinnung durch das Windfrischverfahren
1858 – Eichhorn, Erlenmeyer und Couper: Entdeckung des Ionenaustausches an natürlichen Zeolithen (Eichhorn) und Einführung der Bindestrichschreibweise für Valenzen in chemischen Strukturformeln (Erlenmeyer/Couper)
1859 – R. W. Bunsen, G. R. Kirchhoff: Entdeckung der Spektralanalyse / Spektroskopie: Nachweis bestimmter Atome/Salze durch Flammenfärbung. 1860 werden so Rubidium und Cäsium entdeckt, 1861 Thallium, 1863 Indium und 1868 im Sonnenspektrum das Element Helium (1865 wurden die 1814 entdeckten Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum als Nachweis der Elemente H, Na, Mg + Fe auf der Sonne erkannt).
1861 – Butlerow: Erstherstellung künstlichen Zuckers (optisch inaktiver Sirup aus Kupferhydroxid und Paraformaldehyd)
um 1863 – Solvay, Fr. Bayer, Martius, Lucius, Meister, Wurtz, Fittig, Béchamp, Engelhorn u. a.: Gründung wichtiger Chemie-Unternehmen mit neuen Produktionstechniken: Ammoniak-Soda-Verfahren (Solvay), Teerfarbenfabrikation (Bayer in Leverkusen, Farbenwerk von Lucius und Meister in Hoechst), erste basische Azofarbstoffe (C. Martius), Wurtz-Fittig-Synthese für Alkylbenzole, Arsanilsäuresynthese von Béchamp. 1865 Gründung der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik (BASF) durch Engelhorn
1865 (bzw. 1835/40–1873)/Justus Freiherr von Liebig (1803–1873): Entdeckung des Düngewertes von Abraumsalzen, Beginn der Agrikulturchemie; von Liebig entdeckte das Chloroform, entwickelte zudem die Elementaranalyse, die Chloralherstellung, das Backpulver, die Silberspiegelfabrikation (1835), „Patentdünger“ (s.o.), „Fleischtrank“ („Liebigs Fleischextrakt“ gegen Hungerkrankheiten) und Kaffeeextrakt („Pulverkaffee“)
1865 – Loschmidt; Kékulé: 1. Berechnung der Molekülzahl in 1 cm3 Gas (zu ca. 2,76 x 1013) über Ölsäureglyzerinester = „Triolein“, 884 g/mol; C3H5(C17H33COO)3 ; Kékulé findet die richtige Strukturformel für Benzol (C6H6)
1866/67/68 – Werner von Siemens, C.L.Shole, S.W.Soule, C.S.Glidden, Alfred Nobel, G. Westinghouse, 1846–1914: Erfindung der Dynamomaschine (v. Siemens), der Schreibmaschine (Shole/Soule/Glidden) und des Dynamits (auf Kieselgur fixiertes Nitroglyzerin in Stangenform; Nobelstiftung: Preise ab 1901), 1868 auch der Druckluftbremse (Westinghouse);
1867 – Guldberg / Waage, A. W. Hofmann: Entdeckung des Massenwirkungsgesetzes (MWG), Erstherstellung von Dewarbenzol (Bicyclo-2.2.0-hexadien-2.5) und Formalin (aus Methanol und Sauerstoff am Cu-Kontakt/600 Grad Celsius durch Hofmann)
1869 – D. Mendelejew, V. Meyer: Entwicklung des Periodensystems der Elemente (PSE) und Mendelejews Voraussage etwaiger Eigenschaften noch unbekannter Elemente (Ga, Sc, Ge, entdeckt 1875–1886)
1873 – Van der Waals: Entdeckung der van-der-Waals-Zustandsgleichung für Gase (Entdeckung der Kontinuität von Gas- und Flüssigkeitszustand)
1874/84/87 – Van’t Hoff: Erste Theorie über die tetraedrische Anordnung um optisch aktive C-Atome und Voraussage stereoisomerer Ethenderivate (1887 von Wislicenus gefunden: Malein- und Fumarsäure)
1877 – Pictet und Cailletet, Friedel und Craft, O. Fischer, Butlerow: Erste Verflüssigung „permanenter“ Gase, zugleich Einführung der Thomasbirne in der Stahlherstellung, Entdeckung der Synthesemethode für Alkylbenzene (Friedel-Crafts-Alkylierung), der Malachitgrünfarbstoffe (O. Fischer) und der Tautomerie (Butlerow)
1882 – Freund: Erstherstellung von Cyclopropan (Intramolekulare Wurtzsynthese: Allylchlorid + Peroxid + HBr/Zn reagieren zu: Cyclopropan + ZnClBr), im Jahr zuvor Entwicklung des Hoffmann-Abbaus der Säureamide (mit NaOBr)
1883/84 – Van’t Hoff: Einführung des Begriffes „maximale Arbeit“ für die Affinität einer Reaktion (1883) und des Modelles von der Tetraederstruktur opt. Aktiver C-Atome
1884 – Raoult: Entdeckung der Gesetze und Methoden zur Molekulargewichtsbestimmung gelöster Stoffe (Kryoskopie = Gefrierpunktserniedrigung / GPE, Ebullioskopie = Siedepunktserhöhung/SPE)
1885 – Carl Benz, Auer von Welsbach, van’t Hoff, Ostwald, A. von Baeyer, Kolbe und Schmitt, Moissan, Winkler: Erfindung des 1. Benzinautos (mit Petroleum), des Gasglühlichtes (v. Welsbach), der Gesetze zur Osmose (van’t Hoff) und des Zusammenhanges des elektrischen Leitvermögens einer Säure mit der Säurestärke (Ostwald) sowie des Butadiins (v. Baeyer). Erstsynthese von Salicylsäure (Kolbe-Schmitt-Synthese, aus Natriumphenolat und Kohlendioxid) sowie 1886 von Fluor (Moissan) und Germanium.
1887 – Svante Arrhenius, Gabriel, Claysen, Michael: Theorie der elektrolytischen Dissoziation (Arrhenius), Erstherstellung künstlicher Aminosäuren und Amine (Gabriel), erste Esterkondensation (Claysen) und Entdeckung der Michael-Addition an aktivierte C=C-Bindungen)
1896 – Becquerel: Entdeckung der Radioaktivität von Uranerzen
1898 – Fam. Curie, Ramsay: Entdeckung der Elemente Polonium und Radium (in Pechblende) sowie Krypton, Xenon und Neon
1899, 16. August – Robert Wilhelm Bunsen: Tod Bunsens; entdeckte die Spektralanalyse (mit Kirchhoff), Caesium, Rubidium, erfand die Wasserstrahlpumpe und das Eiskalorimeter
1908 – Fritz Haber, Carl Bosch, H. Anschütz-Kaempfe: Entdeckung der katalytischen Hochdrucksynthese von Ammoniak (Haber, 1909 von Bosch zur großtechnischen Ammoniakproduktion erweitert)
1909 – F. Hofmann, Sörensen, Milikan, Braun: Erstsynthese eines Elastomers (aus 2,3-Dimethyl-butadien, Hofmann), Einführung des pH-Begriffes (Sörensen), Millikans Tröpfchenversuch mit erstmaliger Bestimmung der Elementarladung (nach Erfindung der Braunschen Röhre, 1909, in der Elektronenstrahlen (= Betastrahlung) durch Magneten umgelenkt und so negative Ladungen der Elektronen erstmals nachgewiesen wurde)
1910 – Frederick Soddy: Einführung des Begriffes Isotop (und 1911 Erstsynthese von Cyclooctatetraen, Willstätter)
1911 – Kamerlingh-Onnes, Geiger und Nuttal, Rutherford: Entdeckung der Supraleitfähigkeit (Kamerlingh-Onnes), der Reichweitebeziehung für ionisierende Strahlung (Geiger + Nuttal) und der Masse und Ladung der Atomkerne (Rutherfordscher Streuversuch)
1912 – Max von Laue, V. F. Hess, Wilson, Van den Broek, Moseley, Niels Bohr, Bragg: Erste Röntgenkristallografie zur Strukturanalyse: von Laue entdeckt die Interferenz der Röntgenstrahlen an Kristallgittern; Ordnungs- und Kernladungszahl der Atome hängen zusammen (Van den Broek), diese mit der Wellenzahl der K(Alpha)-Röntgenlinie der Elemente (Moseleysches Gesetz) sowie das Bohrsche Atommodell (aus Elektronen- und Quantentheorie) und der Zusammenhang von Gitternetzebenenabstand und Glanzwinkel (Braggsches Gesetz der Kristallografie)
1913 – Bergius, Langmuir: Entdeckung eines Verfahrens zur Kohleverflüssigung (Bergius, erste großtechnische Gewinnung von Crackbenzin), Erfindung der Argon-gefüllten Wolframdrahtleuchte (Langmuir, „Glühhbirne“)
1916 – Lewis, Kossel, Debye, Scherrer: Elektronenvalenztheorie homöopolarer Verbindungen (Lewis), Elektronenaffinität heteropolarer Verbindungen (Kossel), erste Analyse von Röntgen-Pulverdiagrammen (Debye, Scherrer)
1919 – Rutherford: Erste künstliche Kernreaktion (Stoßumwandlung, Stickstoffatom plus Alphateilchen ergeben Sauerstoff und Proton / Nebelkammer)
1924 – De Broglie, Davisson, Germer, Schrödinger, Heisenberg: Entdeckung des Welle-Teilchen-Dualismus (Wellenlänge = Wirkungsquantum / Impulsbetrag , experimentell erst 1927 von Davisson und Germer an Elektronenstrahlen bestätigt); auf dieser Grundlage entwickeln sich Schrödingers Wellenmechanik, Heisenbergs Matrizenrechnung, seine Unschärferelation (Ort und Impuls nie gleichzeitig genau festlegbar) und das wellenmechanische Atommodell
1925 – Wolfgang Pauli: Entdeckung des Pauli-Prinzips und Deutung des Periodensystems über Elektronenzustände im Atom
1927 – Aschheim, Zondek: Entdeckung des weiblichen Sexualhormons Östron (C18H22O2)
1929 – Brönsted, H. Fischer, K. Zeile, Haworth: Brönsted definiert den Säure-Begriff neu („Protonendonator“), Haworth den der Konformation (stereochemisch); Erstsynthese des Blutfarbstoffes Hämin (C34H32FeN4O4+Cl−)
1932 – Windaus: Entdeckung des D-12-Vitamins durch Ergosterin-Photolyse (und der Carbobenzoxy- oder CbO-Methode zur Peptidsynthese, Schutz der Endgruppe)
1934 – Butenandt: Erstisolation des männl. Sexualhormons Androsteron (C19H30O2 , aus Männerharn)
1936 – Brockmann, W. M. Stanley: Erstisolation von D-3-Vitamin (aus Lebertran, Brockmann) und kristalliner Viren (Tabakmosaikvirus, ein reines Nukleoprotein mit DNA, W. M. Stanley)
1937 – Perrier + Segré, Tiselius, Frank + Tamm, Huggins/Perrier + Segré: Entdeckung des Technetiums, Tiselius: Erfindung der Elektrophorese, Frank + Tamm: Erstdeutung der Cerenkovstrahlung, Huggins: Entdeckung der Wasserstoffbrücken
1970, 3. Juni – Har Gobind Khorana: Erstes künstlich erzeugtes Gen (Beginn der Gentechnologie in der Biochemie/Biotechnologie)
1973 – R. B. Woodward, A. Eschenmoser: Erstsynthese von B-12-Vitamin (Cobalamin), Aufbau in über 90 Synthesestufen (Tagesbedarf: 0,001 mg); Erste Autoabgas-Katalysatoren (Lambdasonde mit Platin, General Motors/Chrysler)
1975, 1. April – Entdeckung der Gefährdung des Ozonmantels der Erde durch Treibgas („Ozonloch“ durch FCKWs); erste Erzsuche in der Tiefsee
1975, 1. Juni – Erstentdeckung von DDT in Muttermilch
um 1978 – Erstentdeckung organischer Moleküle in interstellarer Materie (z. B. Essigsäure, Methylcyan, Aminomethan, Wasser, Ethanol usw./ radioastronomisch)
1982 – H. G. Ebner: Ersteinsatz erzabbauender Mikroben; April 1985 Ersteinsatz von Pseudomonas-Methanbakterien zum Kohleabbau (in 2000 m Tiefe)
1989, 18. Februar – Entdeckung der Ozonschichtschädigung am Nordpol; die am 4. Mai 1989 begonnene Ozonkonferenz in Helsinki beschließt die Begrenzung des FCKW-Ausstoßes und ein Produktionsstopp bis 2000
1997 – Horst Schmidt-Böcking u. a.: Entwicklung einer hochauflösenden Hochgeschwindigkeits-Videokamera zur Sichtbarmachung atomarer Vorgänge und Reaktionen (dynamisches Videomikroskop)
1997 – Klaus Müllen: Erste „molekulare Drähte“ (Polymere mit konjugierten C=C-Doppelbindungen mit elektr. Leiterstruktur; Zugleich erste Halbleiterchip-Implantation in Käfer zur Aufspürung biologischer Signale (bzw. Käfer als „Biosensoren“ in elektrischen Schaltkreisen),
1999 – Entwicklung völlig neuartiger und z. T. biotechnologischer Hybridmaterialien (z. B. synthetische Muskeln oder lichtemittierende Polymere), Entdeckung der „Spin-Elektronik“ (evtl. Entwicklung stromloser Arbeitsspeicher).